Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Judas der Ertzschelm hasset das Wort GOttes/ nien/ Sigebertus ein König in Northumbria, Ethelredusein König der Mercier, Trebellius ein König in Bulgaria, Henricus ein König in Cypern/ Joannes ein König in Ar- menien etc. und viel andere gekrönte Häubter/ haben alle freywillig Scepter und Cronen hindan gelegt/ freywil- lig in rauhe Kutten und Cilicien geschloffen/ freywillig in Clöster und Clausuren sich eingesperrt/ und dannoch in solchem harten Lebenswandel/ in stetem Abbruch und Casteyung/ in strenger disciplin und Gehorsam bekennt/ ausgesagt/ und offt wiederholt/ daß sie weit grössere Freud gefunden und empfunden in dem Closter beym Be- semstihl und Kochlöffel/ als bey guldenem Scepter/ weit grössern gusto gehabt und erschnappt unter der Mönchs- kappen/ als unter der Königs-Cron. Paulus der dritte Römische Pabst hat es in seinem letzten Sterbstündlein bekennet/ und gewunschen/ daß er wäre gewest ein Koch bey den Capucinern/ als Pabst bey den Romanern. Leo der eilffte Röm. Pabst hat kurtz vor seinem Tod in Bey- seyn etlicher gesagt/ es wäre ihme weit besser/ wann er Pfortner in einem Closter wäre gewest/ als daß er gehabt hat die Schlüssel des Himmels. Conradus ein Cardinal/ vorhero ein Cisterzienser/ hat es weinend klagt/ und ge- wundschen/ er hätt in ihrem Closter die Schüssel bishero abgewaschen/ als daß er den Purpur getragen etc. Do- mine Studiose, das habt ihr schon längst betracht/ und in Erwegung dessen/ ist euch um das Hertz gewesen/ wie denen 2. Jüngern nacher Emaus, nonne cor nostrum ar- dens erat &c. Ihr habt euch gantz in diesen Stand ver- liebet. Wegen euers Studentischen Wandels/ (auf teutsch liederlich) seyd ihr und lieget ihr auch todt dahin/ wann schon nit am Leib/ wenigst an der Seel/ so weit übler: Nun hat euch der Allmächtige GOtt/ offt in die Ohren/ offt in das Hertz/ gar offt in die Seel hinein ge- ruffen/ Adolescens tibi dico, surge! Mein Jüngling ich sag
Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes/ nien/ Sigebertus ein Koͤnig in Northumbria, Ethelredusein Koͤnig der Mercier, Trebellius ein Koͤnig in Bulgaria, Henricus ein Koͤnig in Cypern/ Joannes ein Koͤnig in Ar- menien ꝛc. und viel andere gekroͤnte Haͤubter/ haben alle freywillig Scepter und Cronen hindan gelegt/ freywil- lig in rauhe Kutten und Cilicien geſchloffen/ freywillig in Cloͤſter und Clauſuren ſich eingeſperrt/ und dannoch in ſolchem harten Lebenswandel/ in ſtetem Abbruch und Caſteyung/ in ſtrenger diſciplin und Gehorſam bekennt/ ausgeſagt/ und offt wiederholt/ daß ſie weit groͤſſere Freud gefunden und empfunden in dem Cloſter beym Be- ſemſtihl und Kochloͤffel/ als bey guldenem Scepter/ weit groͤſſern guſto gehabt und erſchnappt unter der Moͤnchs- kappen/ als unter der Koͤnigs-Cron. Paulus der dritte Roͤmiſche Pabſt hat es in ſeinem letzten Sterbſtuͤndlein bekennet/ und gewunſchen/ daß er waͤre geweſt ein Koch bey den Capucinern/ als Pabſt bey den Romanern. Leo der eilffte Roͤm. Pabſt hat kurtz vor ſeinem Tod in Bey- ſeyn etlicher geſagt/ es waͤre ihme weit beſſer/ wann er Pfortner in einem Cloſter waͤre geweſt/ als daß er gehabt hat die Schluͤſſel des Himmels. Conradus ein Cardinal/ vorhero ein Ciſterzienſer/ hat es weinend klagt/ und ge- wundſchen/ er haͤtt in ihrem Cloſter die Schuͤſſel bishero abgewaſchen/ als daß er den Purpur getragen ꝛc. Do- mine Studioſe, das habt ihr ſchon laͤngſt betracht/ und in Erwegung deſſen/ iſt euch um das Hertz geweſen/ wie denen 2. Juͤngern nacher Emaus, nonne cor noſtrum ar- dens erat &c. Ihr habt euch gantz in dieſen Stand ver- liebet. Wegen euers Studentiſchen Wandels/ (auf teutſch liederlich) ſeyd ihr und lieget ihr auch todt dahin/ wann ſchon nit am Leib/ wenigſt an der Seel/ ſo weit uͤbler: Nun hat euch der Allmaͤchtige GOtt/ offt in die Ohren/ offt in das Hertz/ gar offt in die Seel hinein ge- ruffen/ Adoleſcens tibi dico, ſurge! Mein Juͤngling ich ſag
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Henricus ein Koͤnig in Cypern/ Joannes ein Koͤnig in Ar-
menien ꝛc. und viel andere gekroͤnte Haͤubter/ haben alle
freywillig Scepter und Cronen hindan gelegt/ freywil-
lig in rauhe Kutten und Cilicien geſchloffen/ freywillig in
Cloͤſter und Clauſuren ſich eingeſperrt/ und dannoch in
ſolchem harten Lebenswandel/ in ſtetem Abbruch und
Caſteyung/ in ſtrenger diſciplin und Gehorſam bekennt/
ausgeſagt/ und offt wiederholt/ daß ſie weit groͤſſere
Freud gefunden und empfunden in dem Cloſter beym Be-
ſemſtihl und Kochloͤffel/ als bey guldenem Scepter/ weit
groͤſſern guſto gehabt und erſchnappt unter der Moͤnchs-
kappen/ als unter der Koͤnigs-Cron. Paulus der dritte
Roͤmiſche Pabſt hat es in ſeinem letzten Sterbſtuͤndlein
bekennet/ und gewunſchen/ daß er waͤre geweſt ein Koch
bey den Capucinern/ als Pabſt bey den Romanern. Leo
der eilffte Roͤm. Pabſt hat kurtz vor ſeinem Tod in Bey-
ſeyn etlicher geſagt/ es waͤre ihme weit beſſer/ wann er
Pfortner in einem Cloſter waͤre geweſt/ als daß er gehabt
hat die Schluͤſſel des Himmels. Conradus ein Cardinal/
vorhero ein Ciſterzienſer/ hat es weinend klagt/ und ge-
wundſchen/ er haͤtt in ihrem Cloſter die Schuͤſſel bishero
abgewaſchen/ als daß er den Purpur getragen ꝛc. Do-
mine Studioſe, das habt ihr ſchon laͤngſt betracht/ und in
Erwegung deſſen/ iſt euch um das Hertz geweſen/ wie
denen 2. Juͤngern nacher Emaus, nonne cor noſtrum ar-
dens erat &c. Ihr habt euch gantz in dieſen Stand ver-
liebet. Wegen euers Studentiſchen Wandels/ (auf
teutſch liederlich) ſeyd ihr und lieget ihr auch todt dahin/
wann ſchon nit am Leib/ wenigſt an der Seel/ ſo weit
uͤbler: Nun hat euch der Allmaͤchtige GOtt/ offt in die
Ohren/ offt in das Hertz/ gar offt in die Seel hinein ge-
ruffen/ Adoleſcens tibi dico, ſurge! Mein Juͤngling ich
ſag
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