Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.hat sich mit Gedancken versündiget. rüst/ auch sich in ein Winckel reterirt/ gleichwol das Hertz ge-fast/ und sie befragt was ihr Absehen und Thun allhier in disem Orth seye? weil aber die arme Haut von Mutter-Leib gantz Stumm und Redloß/ also hat sie mit zornigen Gebärden und entsetzlichen Geschrey oder Kürren ihme wollen zu verstehen ge- ben/ er solle das so schöne daselbst aufgewachsene Graß nit so liederlich nieder tretten; der gute Mensch verstunde dises stum- me Register nit/ sondern glaubte gäntzlich daß GOTT ihn er- hört/ und in diser solcher Gestalt den Teuffel zugeschickt habe; dahero die elende Tröpffin mit allem Gewalt angegriffen/ zu Boden geworffen/ erbärmlich zerschlagen/ und zerkratzt noch darzu gefrolocket/ daß er einmahl den Teuffel kan also abgoschen/ der ihme mit so vielen und schädlichen Gedancken also mannigfal- tig nachgestellt. Bäff/ bäff noch eines/ bäff/ bäff/ du verruchter Teuffel/ sagte er/ du prallest/ als wäre dir niemand gleich/ bäff/ bäff/ etc. Jetzt bist du mir unter meine Hand kommen; indem er al- so mit dem armen/ alten Weib gleichsam unmenschlich verfah- ren/ da seynd einige benachbarte Leuth wegen deß grossen Ge- schrey beygeloffen/ den Jüngling als einen Mörder zum Rich- ter geführt/ das arme und halb tode Weib in die Herberg/ auch zugleich den Heil. Vincentio solches kundbar gemacht/ welcher dann alsobald bey GOtt dem Allmächtigen durch sein viel ver- mögendes Gebet so viel gewürckt/ daß ihr durch ein Wunder- werck die Red und Sprach kommen/ und sie nach vollkommne-Prato. fiorit. fol 485. P. 2. ner abgelegter Beicht in GOtt seelig verschieden/ deß Jüngling Einfalt aber/ weil ihn der Richter zum Strang wolte verur- theilen/ bester massen entschuldiget. Auf solche Weiß gibt es dann nit bald die Zeit/ und Gelegen- Dises F f 3
hat ſich mit Gedancken verſuͤndiget. ruͤſt/ auch ſich in ein Winckel reterirt/ gleichwol das Heꝛtz ge-faſt/ und ſie befragt was ihr Abſehen und Thun allhier in diſem Orth ſeye? weil aber die arme Haut von Mutter-Leib gantz Stumm und Redloß/ alſo hat ſie mit zornigen Gebaͤrden und entſetzlichen Geſchꝛey oder Kuͤrꝛen ihme wollen zu verſtehen ge- ben/ er ſolle das ſo ſchoͤne daſelbſt aufgewachſene Graß nit ſo liederlich nieder tretten; der gute Menſch verſtunde diſes ſtum- me Regiſter nit/ ſondern glaubte gaͤntzlich daß GOTT ihn er- hoͤꝛt/ und in diſer ſolcher Geſtalt den Teuffel zugeſchickt habe; dahero die elende Troͤpffin mit allem Gewalt angegriffen/ zu Boden geworffen/ erbaͤrmlich zerſchlagen/ und zerkratzt noch darzu gefrolocket/ daß er einmahl den Teuffel kan alſo abgoſchẽ/ der ihme mit ſo vielẽ und ſchaͤdlichen Gedancken alſo mañigfal- tig nachgeſtellt. Baͤff/ baͤff noch eines/ baͤff/ baͤff/ du verruchter Teuffel/ ſagte er/ du pralleſt/ als waͤre dir niemand gleich/ baͤff/ baͤff/ ꝛc. Jetzt biſt du mir unter meine Hand kom̃en; indem er al- ſo mit dem armen/ alten Weib gleichſam unmenſchlich verfah- ren/ da ſeynd einige benachbarte Leuth wegen deß groſſen Ge- ſchrey beygeloffen/ den Juͤngling als einen Moͤrder zum Rich- ter gefuͤhrt/ das arme und halb tode Weib in die Herberg/ auch zugleich den Heil. Vincentio ſolches kundbar gemacht/ welcher dann alſobald bey GOtt dem Allmaͤchtigen durch ſein viel ver- moͤgendes Gebet ſo viel gewuͤrckt/ daß ihr durch ein Wunder- werck die Red und Sprach kommen/ und ſie nach vollkommne-Prato. fiorit. fol 485. P. 2. ner abgelegter Beicht in GOtt ſeelig verſchieden/ deß Juͤngling Einfalt aber/ weil ihn der Richter zum Strang wolte verur- theilen/ beſter maſſen entſchuldiget. Auf ſolche Weiß gibt es dañ nit bald die Zeit/ und Gelegen- Diſes F f 3
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hat ſich mit Gedancken verſuͤndiget.
ruͤſt/ auch ſich in ein Winckel reterirt/ gleichwol das Heꝛtz ge-
faſt/ und ſie befragt was ihr Abſehen und Thun allhier in diſem
Orth ſeye? weil aber die arme Haut von Mutter-Leib gantz
Stumm und Redloß/ alſo hat ſie mit zornigen Gebaͤrden und
entſetzlichen Geſchꝛey oder Kuͤrꝛen ihme wollen zu verſtehen ge-
ben/ er ſolle das ſo ſchoͤne daſelbſt aufgewachſene Graß nit ſo
liederlich nieder tretten; der gute Menſch verſtunde diſes ſtum-
me Regiſter nit/ ſondern glaubte gaͤntzlich daß GOTT ihn er-
hoͤꝛt/ und in diſer ſolcher Geſtalt den Teuffel zugeſchickt habe;
dahero die elende Troͤpffin mit allem Gewalt angegriffen/ zu
Boden geworffen/ erbaͤrmlich zerſchlagen/ und zerkratzt noch
darzu gefrolocket/ daß er einmahl den Teuffel kan alſo abgoſchẽ/
der ihme mit ſo vielẽ und ſchaͤdlichen Gedancken alſo mañigfal-
tig nachgeſtellt. Baͤff/ baͤff noch eines/ baͤff/ baͤff/ du verruchter
Teuffel/ ſagte er/ du pralleſt/ als waͤre dir niemand gleich/ baͤff/
baͤff/ ꝛc. Jetzt biſt du mir unter meine Hand kom̃en; indem er al-
ſo mit dem armen/ alten Weib gleichſam unmenſchlich verfah-
ren/ da ſeynd einige benachbarte Leuth wegen deß groſſen Ge-
ſchrey beygeloffen/ den Juͤngling als einen Moͤrder zum Rich-
ter gefuͤhrt/ das arme und halb tode Weib in die Herberg/ auch
zugleich den Heil. Vincentio ſolches kundbar gemacht/ welcher
dann alſobald bey GOtt dem Allmaͤchtigen durch ſein viel ver-
moͤgendes Gebet ſo viel gewuͤrckt/ daß ihr durch ein Wunder-
werck die Red und Sprach kommen/ und ſie nach vollkommne-
ner abgelegter Beicht in GOtt ſeelig verſchieden/ deß Juͤngling
Einfalt aber/ weil ihn der Richter zum Strang wolte verur-
theilen/ beſter maſſen entſchuldiget.
Prato.
fiorit. fol
485. P. 2.
Auf ſolche Weiß gibt es dañ nit bald die Zeit/ und Gelegen-
heit den Teuffel zuſchlagen: nichts deſtoweniger iſt mein einigeꝛ
Rath/ daß man diſen verdammten/ verruchten Boͤßwicht nit
anderſt ſoll tractiren als mit Schlaͤgen. Drauf geſchlagen oh-
ne Erbarmnus/ drauf geſchlagen ohne Aufhoͤꝛen/ drauf geſchla-
gen/ biß kracht/ drauf geſchlagen/ biß er in die Flucht gehe.
Diſes
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