Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite

gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias.
welches er aber nicht allein abgeschlagen/ sondern ihme selbst
ein Ohr abgeschnitten/ damit er untauglich zu disem Ampt mö-
ge erkennet werden; dann er förchte/ daß er in der Höhe nicht
möchte salvirt werden. Der Heil. Syrische Ephraim, wie er
wahrgenommen/ daß er von dem gesammten Volck zur Bischoff-
lichen Würde gesucht wurde/ hat sich gantz närrisch gestellt/
und wie ein Unsinniger auf den Platz herumb geloffen/ er trau-
ete halt nit in der Höhe salvirt zu werden. Narren gibts bey der
Zeit gnug/ aber wenig solche: Non possum in monte salvari.
Der Heilige Nilammon solte kurtzumb Bischoff zu Geras wer-
den; weil er aber des einsamben Lebens schon gewohnt/ und viel
Jahr in seiner Zell verschlossen gewesen/ gleich einem Seiden-
Wurmb/ der ihme selbst ein Kerckerl verfertiget/ auf daß er
Flügel bekommt/ wormit er in die Höhe könne fligen; also wolt
der Heil. Mann sich so bald auf dise angetragne Würde nit er-
klären/ sondern bittet umb ein Verschub auf drey Tag: unter
solcher Zeit aber hatte er unaufhörlich GOtt ersucht/ er wolle
doch sich seiner erbarmen/ und ihme lieber das Leben nehmen/
als dise Dignität geben; worauf ihm auch GOtt erhört/ und als
den dritten Tag die Leuth widerumb mit grosser Ungestümme
ihne zum Bistumb gesucht/ da haben sie den Heil. Mann todter
gefunden. So voller Gefahr ist die Würde und Stell derSozom.
lib, 8. c.
9.

Obrigkeit. Gewiß ist/ gewiß bleibt es/ daß die wenigste in der
Höhe salvirt werden: gewiß ist es/ deß sehr viel Obrigkeiten e-
wig verlohren gehen. Der Heil. Joann. Chrys. drohet noch
schärpffer/ in dem er spricht: Miror, si potest salvari aliquis Re-
ctorum.
Diser grosse Heil. Lehrer will zuverstehen geben/Homil.
34. ad
Hebr.
col. B.

daß die meiste von der Höhe in die Niedere kommen/ und ewig
zu Grund gehen. Was hat doch den Jacob/ welcher so lan-
ge Jahr einen treuen/ embsigen/ und sorgfältigen Hirten ab-
geben bey dem Laban, was hat disen reich gemacht? nichts
anders/ als die Ruthen/ welche er ins Wasser gestellt.
Was macht aber die mehriste Obrigkeiten und Seelen-

Hir-
Pars IV. J i

gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias.
welches er aber nicht allein abgeſchlagen/ ſondern ihme ſelbſt
ein Ohr abgeſchnitten/ damit er untauglich zu diſem Ampt moͤ-
ge erkennet werden; dann er foͤrchte/ daß er in der Hoͤhe nicht
moͤchte ſalvirt werden. Der Heil. Syriſche Ephraim, wie er
wahrgenommen/ daß er von dem geſam̃ten Volck zur Biſchoff-
lichen Wuͤrde geſucht wurde/ hat ſich gantz naͤrriſch geſtellt/
und wie ein Unſinniger auf den Platz herumb geloffen/ er trau-
ete halt nit in der Hoͤhe ſalvirt zu werden. Narren gibts bey der
Zeit gnug/ aber wenig ſolche: Non poſſum in monte ſalvari.
Der Heilige Nilammon ſolte kurtzumb Biſchoff zu Geras wer-
den; weil er aber des einſamben Lebens ſchon gewohnt/ und viel
Jahr in ſeiner Zell verſchloſſen geweſen/ gleich einem Seiden-
Wurmb/ der ihme ſelbſt ein Kerckerl verfertiget/ auf daß er
Fluͤgel bekommt/ wormit er in die Hoͤhe koͤnne fligen; alſo wolt
der Heil. Mann ſich ſo bald auf diſe angetragne Wuͤrde nit er-
klaͤren/ ſondern bittet umb ein Verſchub auf drey Tag: unter
ſolcher Zeit aber hatte er unaufhoͤrlich GOtt erſucht/ er wolle
doch ſich ſeiner erbarmen/ und ihme lieber das Leben nehmen/
als diſe Dignitaͤt geben; worauf ihm auch GOtt erhoͤrt/ und als
den dritten Tag die Leuth widerumb mit groſſer Ungeſtuͤmme
ihne zum Biſtumb geſucht/ da haben ſie den Heil. Mann todter
gefunden. So voller Gefahr iſt die Wuͤrde und Stell derSozom.
lib, 8. c.
9.

Obrigkeit. Gewiß iſt/ gewiß bleibt es/ daß die wenigſte in der
Hoͤhe ſalvirt werden: gewiß iſt es/ deß ſehr viel Obrigkeiten e-
wig verlohren gehen. Der Heil. Joann. Chryſ. drohet noch
ſchaͤrpffer/ in dem er ſpricht: Miror, ſi poteſt ſalvari aliquis Re-
ctorum.
Diſer groſſe Heil. Lehrer will zuverſtehen geben/Homil.
34. ad
Hebr.
col. B.

daß die meiſte von der Hoͤhe in die Niedere kommen/ und ewig
zu Grund gehen. Was hat doch den Jacob/ welcher ſo lan-
ge Jahr einen treuen/ embſigen/ und ſorgfaͤltigen Hirten ab-
geben bey dem Laban, was hat diſen reich gemacht? nichts
anders/ als die Ruthen/ welche er ins Waſſer geſtellt.
Was macht aber die mehriſte Obrigkeiten und Seelen-

Hir-
Pars IV. J i
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0261" n="249"/><fw type="header" place="top">gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias.</fw><lb/>
welches er aber nicht allein abge&#x017F;chlagen/ &#x017F;ondern ihme &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
ein Ohr abge&#x017F;chnitten/ damit er untauglich zu di&#x017F;em Ampt mo&#x0364;-<lb/>
ge erkennet werden; dann er fo&#x0364;rchte/ daß er in der Ho&#x0364;he nicht<lb/>
mo&#x0364;chte &#x017F;alvirt werden. Der Heil. Syri&#x017F;che <hi rendition="#aq">Ephraim,</hi> wie er<lb/>
wahrgenommen/ daß er von dem ge&#x017F;am&#x0303;ten Volck zur Bi&#x017F;choff-<lb/>
lichen Wu&#x0364;rde ge&#x017F;ucht wurde/ hat &#x017F;ich gantz na&#x0364;rri&#x017F;ch ge&#x017F;tellt/<lb/>
und wie ein Un&#x017F;inniger auf den Platz herumb geloffen/ er trau-<lb/>
ete halt nit in der Ho&#x0364;he &#x017F;alvirt zu werden. Narren gibts bey der<lb/>
Zeit gnug/ aber wenig &#x017F;olche: <hi rendition="#aq">Non po&#x017F;&#x017F;um in monte &#x017F;alvari.</hi><lb/>
Der Heilige <hi rendition="#aq">Nilammon</hi> &#x017F;olte kurtzumb Bi&#x017F;choff zu <hi rendition="#aq">Geras</hi> wer-<lb/>
den; weil er aber des ein&#x017F;amben Lebens &#x017F;chon gewohnt/ und viel<lb/>
Jahr in &#x017F;einer Zell ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en gewe&#x017F;en/ gleich einem Seiden-<lb/>
Wurmb/ der ihme &#x017F;elb&#x017F;t ein Kerckerl verfertiget/ auf daß er<lb/>
Flu&#x0364;gel bekommt/ wormit er in die Ho&#x0364;he ko&#x0364;nne fligen; al&#x017F;o wolt<lb/>
der Heil. Mann &#x017F;ich &#x017F;o bald auf di&#x017F;e angetragne Wu&#x0364;rde nit er-<lb/>
kla&#x0364;ren/ &#x017F;ondern bittet umb ein Ver&#x017F;chub auf drey Tag: unter<lb/>
&#x017F;olcher Zeit aber hatte er unaufho&#x0364;rlich GOtt er&#x017F;ucht/ er wolle<lb/>
doch &#x017F;ich &#x017F;einer erbarmen/ und ihme lieber das Leben nehmen/<lb/>
als di&#x017F;e <hi rendition="#aq">Digni</hi>ta&#x0364;t geben; worauf ihm auch GOtt erho&#x0364;rt/ und als<lb/>
den dritten Tag die Leuth widerumb mit gro&#x017F;&#x017F;er Unge&#x017F;tu&#x0364;mme<lb/>
ihne zum Bi&#x017F;tumb ge&#x017F;ucht/ da haben &#x017F;ie den Heil. Mann todter<lb/>
gefunden. So voller <hi rendition="#fr">G</hi>efahr i&#x017F;t die Wu&#x0364;rde und Stell der<note place="right"><hi rendition="#aq">Sozom.<lb/>
lib, 8. c.</hi> 9.</note><lb/><hi rendition="#fr">O</hi>brigkeit. Gewiß i&#x017F;t/ gewiß bleibt es/ daß die wenig&#x017F;te in der<lb/>
Ho&#x0364;he &#x017F;alvirt werden: gewiß i&#x017F;t es/ deß &#x017F;ehr viel Obrigkeiten e-<lb/>
wig verlohren gehen. Der Heil. <hi rendition="#aq">Joann. Chry&#x017F;.</hi> drohet noch<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;rpffer/ in dem er &#x017F;pricht: <hi rendition="#aq">Miror, &#x017F;i pote&#x017F;t &#x017F;alvari aliquis Re-<lb/>
ctorum.</hi> Di&#x017F;er gro&#x017F;&#x017F;e Heil. Lehrer will zuver&#x017F;tehen geben/<note place="right"><hi rendition="#aq">Homil.<lb/>
34. ad<lb/>
Hebr.<lb/>
col. B.</hi></note><lb/>
daß die mei&#x017F;te von der Ho&#x0364;he in die Niedere kommen/ und ewig<lb/>
zu Grund gehen. Was hat doch den Jacob/ welcher &#x017F;o lan-<lb/>
ge Jahr einen treuen/ emb&#x017F;igen/ und &#x017F;orgfa&#x0364;ltigen Hirten ab-<lb/>
geben bey dem <hi rendition="#aq">Laban,</hi> was hat di&#x017F;en reich gemacht? nichts<lb/>
anders/ als die Ruthen/ welche er ins Wa&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;tellt.<lb/>
Was macht aber die mehri&#x017F;te Obrigkeiten und Seelen-<lb/>
<fw type="sig" place="bottom"><hi rendition="#aq">Pars IV.</hi> J i</fw><fw type="catch" place="bottom">Hir-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0261] gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias. welches er aber nicht allein abgeſchlagen/ ſondern ihme ſelbſt ein Ohr abgeſchnitten/ damit er untauglich zu diſem Ampt moͤ- ge erkennet werden; dann er foͤrchte/ daß er in der Hoͤhe nicht moͤchte ſalvirt werden. Der Heil. Syriſche Ephraim, wie er wahrgenommen/ daß er von dem geſam̃ten Volck zur Biſchoff- lichen Wuͤrde geſucht wurde/ hat ſich gantz naͤrriſch geſtellt/ und wie ein Unſinniger auf den Platz herumb geloffen/ er trau- ete halt nit in der Hoͤhe ſalvirt zu werden. Narren gibts bey der Zeit gnug/ aber wenig ſolche: Non poſſum in monte ſalvari. Der Heilige Nilammon ſolte kurtzumb Biſchoff zu Geras wer- den; weil er aber des einſamben Lebens ſchon gewohnt/ und viel Jahr in ſeiner Zell verſchloſſen geweſen/ gleich einem Seiden- Wurmb/ der ihme ſelbſt ein Kerckerl verfertiget/ auf daß er Fluͤgel bekommt/ wormit er in die Hoͤhe koͤnne fligen; alſo wolt der Heil. Mann ſich ſo bald auf diſe angetragne Wuͤrde nit er- klaͤren/ ſondern bittet umb ein Verſchub auf drey Tag: unter ſolcher Zeit aber hatte er unaufhoͤrlich GOtt erſucht/ er wolle doch ſich ſeiner erbarmen/ und ihme lieber das Leben nehmen/ als diſe Dignitaͤt geben; worauf ihm auch GOtt erhoͤrt/ und als den dritten Tag die Leuth widerumb mit groſſer Ungeſtuͤmme ihne zum Biſtumb geſucht/ da haben ſie den Heil. Mann todter gefunden. So voller Gefahr iſt die Wuͤrde und Stell der Obrigkeit. Gewiß iſt/ gewiß bleibt es/ daß die wenigſte in der Hoͤhe ſalvirt werden: gewiß iſt es/ deß ſehr viel Obrigkeiten e- wig verlohren gehen. Der Heil. Joann. Chryſ. drohet noch ſchaͤrpffer/ in dem er ſpricht: Miror, ſi poteſt ſalvari aliquis Re- ctorum. Diſer groſſe Heil. Lehrer will zuverſtehen geben/ daß die meiſte von der Hoͤhe in die Niedere kommen/ und ewig zu Grund gehen. Was hat doch den Jacob/ welcher ſo lan- ge Jahr einen treuen/ embſigen/ und ſorgfaͤltigen Hirten ab- geben bey dem Laban, was hat diſen reich gemacht? nichts anders/ als die Ruthen/ welche er ins Waſſer geſtellt. Was macht aber die mehriſte Obrigkeiten und Seelen- Hir- Sozom. lib, 8. c. 9. Homil. 34. ad Hebr. col. B. Pars IV. J i

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/261
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/261>, abgerufen am 04.12.2024.