Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.seynd den Verstorbenen zu Nutzen kommen. mahl einen Tropffen Wassers: O wie vil gibts dergleichenFreundschafften! wie offt hört man/ diser und diser ist gestor- ben/ er ist mein guter Freund gewest/ wir haben offt ein guten Rausch miteinander gehabt/ tröst ihn Gott: mit disen ist die gantze Freundschafft bezahlt/ jetzt da er in der grösten Hitze/ in grösten Quälen des Fegfeur/ da aller Rausch ein End hat/ ist nit ein Freund/ der ihme ein Tropffen spendirt bey diser Hitz. Solche Freund seynd keine gute und rechte Freund/ die Wie auß der Stad Naim, ein Todter zum Grab getragen Ein guter Bruder/ soll seyn wie ein Ruder/ dises braucht Luc. am 11. Capitel/ erzehlt unser gebenedeyter Heyland die
ſeynd den Verſtorbenen zu Nutzen kommen. mahl einen Tropffen Waſſers: O wie vil gıbts dergleichenFreundſchafften! wie offt hoͤrt man/ diſer und diſer iſt geſtor- ben/ er iſt mein guter Freund geweſt/ wir haben offt ein guten Rauſch miteinander gehabt/ troͤſt ihn Gott: mit diſen iſt die gantze Freundſchafft bezahlt/ jetzt da er in der groͤſten Hitze/ in groͤſten Quaͤlen des Fegfeur/ da aller Rauſch ein End hat/ iſt nit ein Freund/ der ihme ein Tropffen ſpendirt bey diſer Hitz. Solche Freund ſeynd keine gute und rechte Freund/ die Wie auß der Stad Naim, ein Todter zum Grab getragen Eın guter Bruder/ ſoll ſeyn wie ein Ruder/ diſes braucht Luc. am 11. Capitel/ erzehlt unſer gebenedeyter Heyland die
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ſeynd den Verſtorbenen zu Nutzen kommen.
mahl einen Tropffen Waſſers: O wie vil gıbts dergleichen
Freundſchafften! wie offt hoͤrt man/ diſer und diſer iſt geſtor-
ben/ er iſt mein guter Freund geweſt/ wir haben offt ein guten
Rauſch miteinander gehabt/ troͤſt ihn Gott: mit diſen iſt die
gantze Freundſchafft bezahlt/ jetzt da er in der groͤſten Hitze/ in
groͤſten Quaͤlen des Fegfeur/ da aller Rauſch ein End hat/ iſt
nit ein Freund/ der ihme ein Tropffen ſpendirt bey diſer Hitz.
Solche Freund ſeynd keine gute und rechte Freund/ die
nur bey freundlichen Zeiten wollen Freund ſeyn/ und nur bey
guten Zeiten wollen Gute Freund ſeyn.
Wie auß der Stad Naim, ein Todter zum Grab getragen
worden/ und zwar ein einiger Sohn einer reichen Wittib/ da
war ein groſſe Menge der Leuth bey diſer Leich/ uͤberauß vil
Herren/ uͤberauß vil Frauen/ uͤberauß vil wackere junge Geſel-
len/ ꝛc. Aber der Evangeliſt ſagt/ daß ſie nicht den Todten haben
beglaitet/ ſondern die rechte wolhabende Wittib/ welche bey
ſtattlichen Mıttelen/ ꝛc. Turba Civitatis multa cumilla. Vil
Volcks auß der Stadt war mit ihr. Es hatte ja der Verſtor-
bene auch gute Freund gehabt? Ja/ ja/ nur gar vil/ mit denen
er Tag und Nacht luſtig und guter Ding geweſt/ und eben de-
renthalben ihme daß Leben abgekuͤrtzt/ jetzt aber/ da er mit Tod
abgangen/ haiſt es nicht mehr mit ihm/ ſondern mit ihr; die
Freundſchafft hat ein End/ weil er todt iſt; aber ein ſolche
Freundſchafft iſt ſchlecht/ und nit recht/ thut nichts gelten/ fon-
dern iſt zu|ſchlechtẽ/ verdient kein Lob/ weil ſie ſo geringe Prob.
Luc. 7.
Eın guter Bruder/ ſoll ſeyn wie ein Ruder/ diſes braucht
man maiſtens/ wann ein uͤbler Wind iſt: ein guter Geſpan_/
ſoll ſeyn wie ein Span/ diſer iſt zum leuchten noͤthig/ wann es
finſtere Zeit iſt: ein guter Cam̃erad/ ſoll ſeyn wie ein Rad/ wel-
ches forderiſt bey dem uͤblen Weeg/ ein Beſtaͤndigkeit erweiſt;
dann ein guter Freund forderiſt in der Noth prodiert wird.
Luc. am 11. Capitel/ erzehlt unſer gebenedeyter Heyland
ſelbſt/ ein guter Freund/ ſagt er/ kom̃bt bey naͤchtlicher Weil fuͤr
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