Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.sitzet zum allertieffesten in der Höll. und er hatte sieben Stern in seiner rechten Hand/ und aus seinemMund gieng ein scharpffes zweyschneidiges Schwerdt heraus/ und sein Angesicht war/ als wann die Sonn scheinet in ihrer Krafft/ etc. Praecinctum ad mamillas zona aurea, unter andern hab ich Johannes auch gesehen/ daß sein Brust mit einer guldenen Gür- tel verschlossen; durch welches wurde angedeutet/ daß am Jüng- sten Tag der Göttliche Richter/ sein vorhin so gütiges Hertz/ völlig und auf ewig/ den Verlohrnen/ werde zuschliessen/ und nicht einmal auf einen Augenblick eröffnen/ und nicht einmal ein Haar von seinem Sententz auf ewig nachlassen/ nicht einmal mit der vorgenommenen Straff nur einen Augenblick dispensi- ren in alle Ewigkeit. O JESU Maria! gar kein Pausa, gar kein einige Pausa. Es ist nicht gar lang/ daß sich im Welschland folgende er- tigkeit Pars IV. Y y y
ſitzet zum allertieffeſten in der Hoͤll. und er hatte ſieben Stern in ſeiner rechten Hand/ und aus ſeinemMund gieng ein ſcharpffes zweyſchneidiges Schwerdt heraus/ und ſein Angeſicht war/ als wann die Sonn ſcheinet in ihrer Krafft/ ꝛc. Præcinctum ad mamillas zona aurea, unter andern hab ich Johannes auch geſehen/ daß ſein Bruſt mit einer guldenen Guͤr- tel verſchloſſen; durch welches wurde angedeutet/ daß am Juͤng- ſten Tag der Goͤttliche Richter/ ſein vorhin ſo guͤtiges Hertz/ voͤllig und auf ewig/ den Verlohrnen/ werde zuſchlieſſen/ und nicht einmal auf einen Augenblick eroͤffnen/ und nicht einmal ein Haar von ſeinem Sententz auf ewig nachlaſſen/ nicht einmal mit der vorgenommenen Straff nur einen Augenblick diſpenſi- ren in alle Ewigkeit. O JESU Maria! gar kein Pauſa, gar kein einige Pauſa. Es iſt nicht gar lang/ daß ſich im Welſchland folgende er- tigkeit Pars IV. Y y y
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ſitzet zum allertieffeſten in der Hoͤll.
und er hatte ſieben Stern in ſeiner rechten Hand/ und aus ſeinem
Mund gieng ein ſcharpffes zweyſchneidiges Schwerdt heraus/ und
ſein Angeſicht war/ als wann die Sonn ſcheinet in ihrer Krafft/ ꝛc.
Præcinctum ad mamillas zona aurea, unter andern hab ich
Johannes auch geſehen/ daß ſein Bruſt mit einer guldenen Guͤr-
tel verſchloſſen; durch welches wurde angedeutet/ daß am Juͤng-
ſten Tag der Goͤttliche Richter/ ſein vorhin ſo guͤtiges Hertz/
voͤllig und auf ewig/ den Verlohrnen/ werde zuſchlieſſen/ und
nicht einmal auf einen Augenblick eroͤffnen/ und nicht einmal ein
Haar von ſeinem Sententz auf ewig nachlaſſen/ nicht einmal
mit der vorgenommenen Straff nur einen Augenblick diſpenſi-
ren in alle Ewigkeit. O JESU Maria! gar kein Pauſa,
gar kein einige Pauſa.
Es iſt nicht gar lang/ daß ſich im Welſchland folgende er-
ſchroͤckliche Geſchicht begeben. Ein Adeliche und reiche Frau fuͤhr-
te ein ſehr frommen und auferbaulichen Wandel/ war freygebig
gegen den Armen/ und dem Gebet und Andacht ſonderbar erge-
ben; nach dem ſie mit Todt abgangen/ hat ſie keinen anderen
Erben hinterlaſſen/ als ein einige Tochter/ und zwar ein Kind/
ſo nicht allein Geſtalt halber/ ſondern vorderiſt Tugend halber
wol beſchaffen war/ welche neben andern Gottſeeligen Wercken/
auch ſehr gern fuͤr die Todte und Abgeſtorbene gebetet/ inſonderheit
aber fuͤr ihre liebſte Mutter. Als dieſe Tochter etliche Wochen
nach dem Todt der Frau Mutter einmal gantz allein in der Stu-
ben war/ da erblickt ſie ein erſchroͤckliches Abentheuer bey der Thuͤr/
ſo faſt gleich einer wilden und geſchundenen Sau/ voller Geſtanck
und Unflath; die Tochter thaͤt ſich billich hieruͤber hoͤchſt entruͤſten/
und wolte die Flucht ſo gar vom Fenſter hinunter nehmen/ aber das
Geſpengſt redet ſie mit folgenden Worten an: Stehe ſtill/ und wei-
che nicht/ O Tochter! ich bin dein ungluͤckſeelige Mutter/ ob ich
ſchon einen frommen und untadelhafften Wandel gefuͤhret auf Er-
den/ ſo bin ich gleichwol ewig verdammt/ weil ich mit deinem Vat-
ter etliche abſcheuliche Suͤnden begangen/ die aus Schamhaff-
tigkeit
Pars IV. Y y y
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