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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judä Jscarioth.
dicht/ daß man ihrem Vattern Jacob soll vortragen/ ein böses
Thier hat den Joseph zerrissen. Des Putiphars saubere Ma-
dama hat die Warheit gar die Stiegen abgeworffen/ wie sie ih-
rem Herrn angedeut/ daß der freche Sclau Joseph ihr habe wol-
len Gewalt anthun. Jene Außspäher des Jsraelitischen Volcks
haben der lieben Warheit zimbliche Nasen-Schneller versetzt/
indeme sie sich verlauten lassen/ daß sie Leuth haben gesehen so
groß/ daß sie gegen ihnen wie Heuschrecken gewest/ da wärs Pfeif-
fen vonnöthen gewest. Die Hütter und Wächter/ deß Grabs
Christi haben die Warheit gar ins Stock-Haus geschafft/ wie sie
bey dem Gericht haben ausgesagt/ daß die Jünger den Leichnam
des HERRN haben gestohlen. Aber niemand/ ich sag niemand/
hat der lieben und werthen Warheit einen solchen Spott ange-
than als Judas Jscarioth/ indem er mehrmalen dem Hayland
JEsu selbst gantz unverschambt vorgelogen/ dann dieser vermes-
sene Bößwicht gar offt zu dem HEren getretten/ ihme vorgetra-
gen/ wie daß er unterschiedliche Geschäfften habe zu verrichten;
der Samuel seye sehr übel auff vnnd verlange sein Persohn gantz
inständig/ der Zacharias auff dem Platz wolle ihm ein Allmo-
sen für das Collegium mittheilen/ der Salomon in der Vor-
stadt habe ein wenig einen Zweiffel an deß HERRN seiner Lehr/
und also müste er ihm die Knöpff auflösen/ etc. Dergleichen Sa-
chen vilmehr hat er der Göttlichen eingefleischten Warheit für-
geschwätzt/ so doch alles in Halß hinein nicht wahr war/ sondern
diser verwögene Gesell ist in andere Schlieff-Winckel hin und her
gangen/ allerley Partiten gespillt/ und das heilige Allmosen lieder-
lich verschwendet.

Dem Pfleger Joscelino/ weil er dem Abbten Reinero vor-
gelogen/ ist auf einmal sein grosser Barth ausgefallen und ihme
die Zeit seines Lebens kein Härl mehr gewachsen: O wie recht!
wann dem Jscarioth nur allezeit ein einiges Haar wäre gewichen/
so offt er eine Lug gethan/ so hett er bey Zeiten ein glattes Perga-
ment umb das Maul bekommen.

Ver-
Pars IV. B b b b

Judaͤ Jſcarioth.
dicht/ daß man ihrem Vattern Jacob ſoll vortragen/ ein boͤſes
Thier hat den Joſeph zerriſſen. Des Putiphars ſaubere Ma-
dama hat die Warheit gar die Stiegen abgeworffen/ wie ſie ih-
rem Herꝛn angedeut/ daß der freche Sclau Joſeph ihr habe wol-
len Gewalt anthun. Jene Außſpaͤher des Jſraelitiſchen Volcks
haben der lieben Warheit zimbliche Naſen-Schneller verſetzt/
indeme ſie ſich verlauten laſſen/ daß ſie Leuth haben geſehen ſo
groß/ daß ſie gegen ihnen wie Heuſchrecken geweſt/ da waͤrs Pfeif-
fen vonnoͤthen geweſt. Die Huͤtter und Waͤchter/ deß Grabs
Chriſti haben die Warheit gar ins Stock-Haus geſchafft/ wie ſie
bey dem Gericht haben ausgeſagt/ daß die Juͤnger den Leichnam
des HERRN haben geſtohlen. Aber niemand/ ich ſag niemand/
hat der lieben und werthen Warheit einen ſolchen Spott ange-
than als Judas Jſcarioth/ indem er mehrmalen dem Hayland
JEſu ſelbſt gantz unverſchambt vorgelogen/ dann dieſer vermeſ-
ſene Boͤßwicht gar offt zu dem HEren getretten/ ihme vorgetra-
gen/ wie daß er unterſchiedliche Geſchaͤfften habe zu verrichten;
der Samuel ſeye ſehr uͤbel auff vnnd verlange ſein Perſohn gantz
inſtaͤndig/ der Zacharias auff dem Platz wolle ihm ein Allmo-
ſen fuͤr das Collegium mittheilen/ der Salomon in der Vor-
ſtadt habe ein wenig einen Zweiffel an deß HERRN ſeiner Lehr/
und alſo muͤſte er ihm die Knoͤpff aufloͤſen/ ꝛc. Dergleichen Sa-
chen vilmehr hat er der Goͤttlichen eingefleiſchten Warheit fuͤr-
geſchwaͤtzt/ ſo doch alles in Halß hinein nicht wahr war/ ſondern
diſer verwoͤgene Geſell iſt in andere Schlieff-Winckel hin und her
gangen/ allerley Partiten geſpillt/ und das heilige Allmoſen lieder-
lich verſchwendet.

Dem Pfleger Joscelino/ weil er dem Abbten Reinero vor-
gelogen/ iſt auf einmal ſein groſſer Barth ausgefallen und ihme
die Zeit ſeines Lebens kein Haͤrl mehr gewachſen: O wie recht!
wann dem Jſcarioth nur allezeit ein einiges Haar waͤre gewichen/
ſo offt er eine Lug gethan/ ſo hett er bey Zeiten ein glattes Perga-
ment umb das Maul bekommen.

Ver-
Pars IV. B b b b
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[561/0573] Judaͤ Jſcarioth. dicht/ daß man ihrem Vattern Jacob ſoll vortragen/ ein boͤſes Thier hat den Joſeph zerriſſen. Des Putiphars ſaubere Ma- dama hat die Warheit gar die Stiegen abgeworffen/ wie ſie ih- rem Herꝛn angedeut/ daß der freche Sclau Joſeph ihr habe wol- len Gewalt anthun. Jene Außſpaͤher des Jſraelitiſchen Volcks haben der lieben Warheit zimbliche Naſen-Schneller verſetzt/ indeme ſie ſich verlauten laſſen/ daß ſie Leuth haben geſehen ſo groß/ daß ſie gegen ihnen wie Heuſchrecken geweſt/ da waͤrs Pfeif- fen vonnoͤthen geweſt. Die Huͤtter und Waͤchter/ deß Grabs Chriſti haben die Warheit gar ins Stock-Haus geſchafft/ wie ſie bey dem Gericht haben ausgeſagt/ daß die Juͤnger den Leichnam des HERRN haben geſtohlen. Aber niemand/ ich ſag niemand/ hat der lieben und werthen Warheit einen ſolchen Spott ange- than als Judas Jſcarioth/ indem er mehrmalen dem Hayland JEſu ſelbſt gantz unverſchambt vorgelogen/ dann dieſer vermeſ- ſene Boͤßwicht gar offt zu dem HEren getretten/ ihme vorgetra- gen/ wie daß er unterſchiedliche Geſchaͤfften habe zu verrichten; der Samuel ſeye ſehr uͤbel auff vnnd verlange ſein Perſohn gantz inſtaͤndig/ der Zacharias auff dem Platz wolle ihm ein Allmo- ſen fuͤr das Collegium mittheilen/ der Salomon in der Vor- ſtadt habe ein wenig einen Zweiffel an deß HERRN ſeiner Lehr/ und alſo muͤſte er ihm die Knoͤpff aufloͤſen/ ꝛc. Dergleichen Sa- chen vilmehr hat er der Goͤttlichen eingefleiſchten Warheit fuͤr- geſchwaͤtzt/ ſo doch alles in Halß hinein nicht wahr war/ ſondern diſer verwoͤgene Geſell iſt in andere Schlieff-Winckel hin und her gangen/ allerley Partiten geſpillt/ und das heilige Allmoſen lieder- lich verſchwendet. Dem Pfleger Joscelino/ weil er dem Abbten Reinero vor- gelogen/ iſt auf einmal ſein groſſer Barth ausgefallen und ihme die Zeit ſeines Lebens kein Haͤrl mehr gewachſen: O wie recht! wann dem Jſcarioth nur allezeit ein einiges Haar waͤre gewichen/ ſo offt er eine Lug gethan/ ſo hett er bey Zeiten ein glattes Perga- ment umb das Maul bekommen. Ver- Pars IV. B b b b

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/573>, abgerufen am 05.12.2024.