Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von dem Haß. oder Geschöpffe Gottes lieben müsse; als Sünder aber muß man sie nicht/wegen der Sünden; sondern die Sünden ihrentwegen hassen. 2. Nach gegebener dieser Verzeichnung/ lassen wir heran kommen den 3. Nicephorus hat unterdessen seinen gefasten Zorn zum ersten sincken sonst. K 2
Von dem Haß. oder Geſchoͤpffe Gottes lieben muͤſſe; als Suͤnder aber muß man ſie nicht/wegen der Suͤnden; ſondern die Suͤnden ihrentwegen haſſen. 2. Nach gegebener dieſer Verzeichnung/ laſſen wir heran kommen den 3. Nicephorus hat unterdeſſen ſeinen gefaſten Zorn zum erſten ſincken ſonſt. K 2
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Von dem Haß.
oder Geſchoͤpffe Gottes lieben muͤſſe; als Suͤnder aber muß man ſie nicht/
wegen der Suͤnden; ſondern die Suͤnden ihrentwegen haſſen.
2. Nach gegebener dieſer Verzeichnung/ laſſen wir heran kommen den
Heil. Ephrem/ welcher den ſo vorgenandten Haß der Feindſchafft (von
dem wir zu reden willens ſeynd) mit folgenden Worten beſchreibet. Gleich
wie die vortrefflichſte unter allen Tugenden iſt die Liebe; als iſt unter allen
Laſtern das grauſambſte der Haß deß Nechſtens; dann der ſeinen Bruder
haſſet/ der iſt ein Todtſchlaͤger/ nach Zeugnuß deß heiligen Joannis. Der
ſeinen Bruder haſſet/ der haſſet GOTT ſelbſten. Derowegen wann
ſchon einer/ weiß nit was vor Tugenden uͤbete/ und fuͤr die Ehr Gottes aller-
hand ſchmertzhaffte Tormenten außſtuͤnde/ und dannoch einigen Haß gegen
ſeinen Bruder haͤtte; ſo wuͤrde deſſen verdienter Lohn nit einen eintzigen Hel-
ler werth ſeyn: dieſes bekraͤfftiget gnugſamb das traurige Beyſpiel deß
Prieſters Sapricii, welcher derhalben ewig verlohren gangen/ weilen er dem
Nicephoro nicht hat vergeben wollen: die Sache aber mit dieſen beyden
hat ſich alſo zugetragen. Zu Zeiten deß Valeriani und deſſen Sohns Ga-
lieni iſt zu Antiochia ein Prieſter geweſen/ Nahmens Sapricius, und ein
ander weltliche Menſch/ aber ein Chriſt/ mit Nahmen Nicephorus; beyde
miteinander ſehr groſſe und geheime Freunde/ deren Freundſchafft ein ge-
raume Zeit von ihnen beſtmoͤglichſt unterhalten worden; biß endlich der
loſe Sathan/ ein ſchaͤdlicher Haupt-Feind der Tugenden/ dieſe ſehr loͤbliche
und heilige Freundſchafft nicht allgemach/ ſondern durch ſeine liſtige An-
ſchlaͤge auff einmahl dergeſtalt gehemmet/ daß von dieſen beyden einer den
andern wie die Peſt gepflohen/ und ſich einander nicht ſehen moͤgen.
Surius in
vit. S. Ni-
cephori.
Hiſtoria.
3. Nicephorus hat unterdeſſen ſeinen gefaſten Zorn zum erſten ſincken
laſſen/ und da er auß goͤttlicher Einſprechung vermerckt/ daß ab ſolchem Haß
der ewigen Verdamnuͤß zur Straff verfallen wuͤrde; hat er einige ſeiner gu-
ten Freund dem Sapricio zugeſandt/ und ihn durch unſern allgemeinen Hey-
land und Seligmacher Jeſum CHriſtum bitten laſſen/ er moͤchte ſich doch
nach abgelegtem allem Haß und Bitterkeit/ mit ihme wiederumb in vorige
Freundſchafft einlaſſen: dieſes billige Anbringen deß Nicephori hat Sapri.
cius zwar angehoͤret/ aber nicht erhoͤret/ der jedoch als ein Prieſter den Frie-
den zum er ſten haͤtte anerbieten ſollen; und hat alſo ſeinem Bruder ſich nicht
verſoͤhnen/ noch ihme als ſeinem alten guten Freund/ auff daß von andern
angebrachte Erſuchen/ verzeyhen wollen: Nicephorus hat unterdeſ-
ſen nicht nachgelaſſen/ ſondern den zweyten und dritten geſchickt/
umb die vorhin gepflogene Freundſchafft zu erneueren; aber alles ware umb-
ſonſt.
K 2
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