Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von dem Haß. durch sein Blut und durch den bevorstehenden Todt die Göttliche Warheitzu bekräfftigen; und hat ihn aber- und abermahl gebetten/ er mögte ihm diese letzte Gnad widerfahren lassen/ und ihme verzeyhen auß Liebe deß jenigen HErrn/ deme er zu Lieb jetzt sterben werde. Dieß alles aber hat daß mehr als tyrannische Hertz Sapticii nicht einnehmen können. Darauß dann gnugsamb abzunehmen ist/ daß zu zeiten einige Hertzen der Menschen ge- funden werden/ so den Löwen/ Tigern und andern wilden Thieren an Grau- sambkeit nicht weichen. Freylich ware Sapricio bewust der Spruch deß H. Pauli: Wann ich meinen Leib werde dargeben/ daß ich verbrennet werde/ und hab die Liebe nicht/ so nutzet mir dieses nichts. Aber/ aber die Gnad ware entzogen; daß Menschliche und Christliche/ ja Priesterliche Hertz ware in einen Diamant-Stein ver- änderet; derhalben da ihme der Scharffrichter/ umb den letzten Streich zu empfangen/ zu knien befohlen/ hat er denselben gefragt die Ursach warumb er sterben solte: dieser hat ihm alsbald mit diesen Worten geantwortet: weilen du den Göttern nicht hast opffern wollen/ und hast den Befelch deß Kaysers verspottet/ umb eines Menschen Willen/ der genennet wird Chri- stus. Kaum hatte dieser seine Rede geendiget/ da ruffet mein vermeinter schöne Martyr Sapricius: ich will thuen/ was der Kayser befohlen hat/ und bin bereit den Göttern zu opfferen. So recht. 5. Diesem traurigen Schau-Spiel ware zu gegen der offt-gedachte ren K 3
Von dem Haß. durch ſein Blut und durch den bevorſtehenden Todt die Goͤttliche Warheitzu bekraͤfftigen; und hat ihn aber- und abermahl gebetten/ er moͤgte ihm dieſe letzte Gnad widerfahren laſſen/ und ihme verzeyhen auß Liebe deß jenigen HErrn/ deme er zu Lieb jetzt ſterben werde. Dieß alles aber hat daß mehr als tyranniſche Hertz Sapticii nicht einnehmen koͤnnen. Darauß dann gnugſamb abzunehmen iſt/ daß zu zeiten einige Hertzen der Menſchen ge- funden werden/ ſo den Loͤwen/ Tigern und andern wilden Thieren an Grau- ſambkeit nicht weichen. Freylich ware Sapricio bewuſt der Spruch deß H. Pauli: Wann ich meinen Leib werde dargeben/ daß ich verbrennet werde/ und hab die Liebe nicht/ ſo nutzet mir dieſes nichts. Aber/ aber die Gnad ware entzogen; daß Menſchliche und Chriſtliche/ ja Prieſterliche Hertz ware in einen Diamant-Stein ver- aͤnderet; derhalben da ihme der Scharffrichter/ umb den letzten Streich zu empfangen/ zu knien befohlen/ hat er denſelben gefragt die Urſach warumb er ſterben ſolte: dieſer hat ihm alsbald mit dieſen Worten geantwortet: weilen du den Goͤttern nicht haſt opffern wollen/ und haſt den Befelch deß Kayſers verſpottet/ umb eines Menſchen Willen/ der genennet wird Chri- ſtus. Kaum hatte dieſer ſeine Rede geendiget/ da ruffet mein vermeinter ſchoͤne Martyr Sapricius: ich will thuen/ was der Kayſer befohlen hat/ und bin bereit den Goͤttern zu opfferen. So recht. 5. Dieſem traurigen Schau-Spiel ware zu gegen der offt-gedachte ren K 3
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Von dem Haß.
durch ſein Blut und durch den bevorſtehenden Todt die Goͤttliche Warheit
zu bekraͤfftigen; und hat ihn aber- und abermahl gebetten/ er moͤgte ihm dieſe
letzte Gnad widerfahren laſſen/ und ihme verzeyhen auß Liebe deß jenigen
HErrn/ deme er zu Lieb jetzt ſterben werde. Dieß alles aber hat daß mehr
als tyranniſche Hertz Sapticii nicht einnehmen koͤnnen. Darauß dann
gnugſamb abzunehmen iſt/ daß zu zeiten einige Hertzen der Menſchen ge-
funden werden/ ſo den Loͤwen/ Tigern und andern wilden Thieren an Grau-
ſambkeit nicht weichen. Freylich ware Sapricio bewuſt der Spruch deß H.
Pauli: Wann ich meinen Leib werde dargeben/ daß ich
verbrennet werde/ und hab die Liebe nicht/ ſo nutzet mir
dieſes nichts. Aber/ aber die Gnad ware entzogen; daß Menſchliche
und Chriſtliche/ ja Prieſterliche Hertz ware in einen Diamant-Stein ver-
aͤnderet; derhalben da ihme der Scharffrichter/ umb den letzten Streich zu
empfangen/ zu knien befohlen/ hat er denſelben gefragt die Urſach warumb
er ſterben ſolte: dieſer hat ihm alsbald mit dieſen Worten geantwortet:
weilen du den Goͤttern nicht haſt opffern wollen/ und haſt den Befelch deß
Kayſers verſpottet/ umb eines Menſchen Willen/ der genennet wird Chri-
ſtus. Kaum hatte dieſer ſeine Rede geendiget/ da ruffet mein vermeinter
ſchoͤne Martyr Sapricius: ich will thuen/ was der Kayſer befohlen hat/
und bin bereit den Goͤttern zu opfferen. So recht.
5. Dieſem traurigen Schau-Spiel ware zu gegen der offt-gedachte
Nicephorus, welcher nicht nachgelaſſen/ ihnen mit vielen Zaͤhren und recht
bruͤderlicher Affection inſtaͤndigſt zu bitten/ und zu ermahnen/ er wolle doch
fuͤr den Glauben/ dem er zu Lieb ſo viele und erſchroͤckliche Leibs-Schmer-
tzen nunmehr außgeſtanden/ noch den eintzigen augenblicklichen Streich
erwarten/ und nicht die/ mit ſo ſchwaͤhren Tormenten faſt erworbene Mar-
ter-Kron ſo jaͤmmerlich verſpielen. Was aber hat dieſes alles gefruͤchtet?
der jenige unwuͤrdige Prieſter/ ſo zu der Chriſtlichen Bitt ſeines demuͤtigen
Bruders/ da er umb Vergebung angehalten/ die Ohren vorhin verſtopffet
hatte; hat nachmahlen auch nicht verdienet/ dieſelbige auff ſo hoch-noͤthi-
gen und heylſamen gegebenen Rath zu eroͤffnen: iſt auch nicht wuͤr-
dig geweſen zu erlangen die Goͤttliche Barmhertzigkeit/ der mit ſeinem Fuß-
falligen Freund nicht hat wollen eingehen die Chriſtliche Einigkeit. So
iſt dann dieſer ungluͤckſeelige Menſch in ſeiner Treuloſigkeit halßſtarrich
verblieben/ und hat in dem letzten Kampff Chriſtum ſeinen Heyland ver-
leugnet/ den er vorhin auch in den groͤſten und ſchmertzhaffteſten Peinen
bekennet hatte. Nicephorus aber/ da er geſehen/ daß Sapricius verloh-
ren
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