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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Hoffart.
Die Zwölffte Geistliche
LECTION
Von der Hoffart.
Superbiam nunquam in tuo sensu, aut in tuo verbo do-Tob. 4.
v.
14.

minari permittas, in ipsa enim initium sumpsit omnis
perditio.

Lasse die Hoffart nimmer in deinem Sinn/ weder in
deinen Worten herschen; dann durch die Hoffart hat alle
Verderbung den Anfang genommen.

Der Erste Theil.

1. DJeweilen nach dem Spruch der Weltweisen/ das weisse bey dem
schwartzen/ und das Liecht bey der Finsternüß am besten erken-
net wird; als ist unser Vorhaben/ zu mehrerem Glantz der De-
muth und Erleuterung derselben Nothwendigkeit/ von dem Laster der Hof-
fart/ als einer gegen-Parthey der vorerwehnten Tugend zu handlen. Es ist
aber die Hoffart ein so grosses Laster/ daß/ nach dem Außspruch der heiligen
Schrifft/ diese den Anfang aller Sünde gemacht habe: und gleich wie die De-Eccl. 10.
v. 15.
Par. 2. c.

57.

muth alle Tugenden samblet (wie der fromme Didacus Stella darfür haltet)
zieret und stärcket; also werden von der Hoffart alle Tugenden verdorben/ be-
sudlet/ und geschwächet: und gleich wie die Demuth nit allein ist eine Gnad;
sondern eine Gnad aller Gnaden; also ist die Hoffart nicht allein böß; sondern
auch eine Rigel und Hindernuß alles gutes/ und gleichsam eine Königin al-
ler Lastern/ so dann auch dieserthalben ein Cron traget/ wie der Prophet Isaias
sagt: wehe der gecrönten Hoffart! dann gleich wie eine Königin inC. 28.
Begleitung vieler daher pranget; also hat diese viele andere Sünden gleich-
sam zu ihrer Auffwarterinnen; weilen an einem hoffärtigen Menschen alle an-
dere unzalbare Lastern herfür wallen: billig derhalben erinahnet uns der gott-
seelige Thomas a Kempis, und sagt: hüte dich fast fur Hoffart undL 3. c. [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
§. 5.

unnutzem uppigen Wolgefallen: dan dadurch werden viele
Menschen in Jrrsal gefuhret/ und fallen zu zeiten in eine un-

heilbare
R 2
Von der Hoffart.
Die Zwoͤlffte Geiſtliche
LECTION
Von der Hoffart.
Superbiam nunquam in tuo ſenſu, aut in tuo verbo do-Tob. 4.
v.
14.

minari permittas, in ipſa enim initium ſumpſit omnis
perditio.

Laſſe die Hoffart nimmer in deinem Sinn/ weder in
deinen Worten herſchen; dann durch die Hoffart hat alle
Verderbung den Anfang genommen.

Der Erſte Theil.

1. DJeweilen nach dem Spruch der Weltweiſen/ das weiſſe bey dem
ſchwartzen/ und das Liecht bey der Finſternuͤß am beſten erken-
net wird; als iſt unſer Vorhaben/ zu mehrerem Glantz der De-
muth und Erleuterung derſelben Nothwendigkeit/ von dem Laſter der Hof-
fart/ als einer gegen-Parthey der vorerwehnten Tugend zu handlen. Es iſt
aber die Hoffart ein ſo groſſes Laſter/ daß/ nach dem Außſpruch der heiligen
Schrifft/ dieſe den Anfang aller Suͤnde gemacht habe: und gleich wie die De-Eccl. 10.
v. 15.
Par. 2. c.

57.

muth alle Tugenden ſamblet (wie der fromme Didacus Stella darfuͤr haltet)
zieret und ſtaͤrcket; alſo werden von der Hoffart alle Tugenden verdorben/ be-
ſudlet/ und geſchwaͤchet: und gleich wie die Demuth nit allein iſt eine Gnad;
ſondern eine Gnad aller Gnaden; alſo iſt die Hoffart nicht allein boͤß; ſondern
auch eine Rigel und Hindernuß alles gutes/ und gleichſam eine Koͤnigin al-
ler Laſtern/ ſo dann auch dieſerthalben ein Cron traget/ wie der Prophet Iſaias
ſagt: wehe der gecroͤnten Hoffart! dann gleich wie eine Koͤnigin inC. 28.
Begleitung vieler daher pranget; alſo hat dieſe viele andere Suͤnden gleich-
ſam zu ihrer Auffwarterinnẽ; weilen an einem hoffaͤrtigen Menſchen alle an-
dere unzalbare Laſtern herfuͤr wallen: billig derhalben erinahnet uns der gott-
ſeelige Thomas à Kempis, und ſagt: huͤte dich faſt fůr Hoffart undL 3. c. [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
§. 5.

unnůtzem ůppigen Wolgefallen: dan dadurch werden viele
Menſchen in Jrrſal gefůhret/ und fallen zu zeiten in eine un-

heilbare
R 2
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[131/0159] Von der Hoffart. Die Zwoͤlffte Geiſtliche LECTION Von der Hoffart. Superbiam nunquam in tuo ſenſu, aut in tuo verbo do- minari permittas, in ipſa enim initium ſumpſit omnis perditio. Laſſe die Hoffart nimmer in deinem Sinn/ weder in deinen Worten herſchen; dann durch die Hoffart hat alle Verderbung den Anfang genommen. Der Erſte Theil. 1. DJeweilen nach dem Spruch der Weltweiſen/ das weiſſe bey dem ſchwartzen/ und das Liecht bey der Finſternuͤß am beſten erken- net wird; als iſt unſer Vorhaben/ zu mehrerem Glantz der De- muth und Erleuterung derſelben Nothwendigkeit/ von dem Laſter der Hof- fart/ als einer gegen-Parthey der vorerwehnten Tugend zu handlen. Es iſt aber die Hoffart ein ſo groſſes Laſter/ daß/ nach dem Außſpruch der heiligen Schrifft/ dieſe den Anfang aller Suͤnde gemacht habe: und gleich wie die De- muth alle Tugenden ſamblet (wie der fromme Didacus Stella darfuͤr haltet) zieret und ſtaͤrcket; alſo werden von der Hoffart alle Tugenden verdorben/ be- ſudlet/ und geſchwaͤchet: und gleich wie die Demuth nit allein iſt eine Gnad; ſondern eine Gnad aller Gnaden; alſo iſt die Hoffart nicht allein boͤß; ſondern auch eine Rigel und Hindernuß alles gutes/ und gleichſam eine Koͤnigin al- ler Laſtern/ ſo dann auch dieſerthalben ein Cron traget/ wie der Prophet Iſaias ſagt: wehe der gecroͤnten Hoffart! dann gleich wie eine Koͤnigin in Begleitung vieler daher pranget; alſo hat dieſe viele andere Suͤnden gleich- ſam zu ihrer Auffwarterinnẽ; weilen an einem hoffaͤrtigen Menſchen alle an- dere unzalbare Laſtern herfuͤr wallen: billig derhalben erinahnet uns der gott- ſeelige Thomas à Kempis, und ſagt: huͤte dich faſt fůr Hoffart und unnůtzem ůppigen Wolgefallen: dan dadurch werden viele Menſchen in Jrrſal gefůhret/ und fallen zu zeiten in eine un- heilbare Eccl. 10. v. 15. Par. 2. c. 57. C. 28. L 3. c. _ §. 5. R 2

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/159>, abgerufen am 28.11.2024.