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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Ein und zwantzigste Geistliche Lection
Jm übrigen mußdie eusserliche Einsambkeit von der innerlichen all ihren
Werth und Krafft hernehmen: derhalben sagt der H. Bernardus/ liebe deine
innerliche Zell/ liebe auch deine eusserliche/ und suche diese beyde Zellen der
Gebühr nach zu bewohnen: die cusserliche Zell soll dich bedecken/ nicht ver-
bergen/ nicht damit du heimlicher sündigest/ sondern auff daß du sicherer le-
best. Gebe einer jeden seine Ehr/ und messe du dir darinnen die Beherschung
zu/ lehrne in derselben/ wie du dir nach deinem Ordens-Gesetz sollest vorste-
hen/ das Leben einrichten/ die Sitten beherschen/ dich selbst urtheilen/ dich selb-
sten bey dir selbsten anklagen/ auch öffters verdammen/ und nicht ungestrafft
entlassen müssest. Nehme hin/ mein Christliche Seel/ diese nicht meine/ son-
dern deß Heil. Bernardi vätterliche Ermahnung/ lebe derselben nach/ und
versichere dich/ daß du nicht irren/ sondern den unaußsprechlichen/ so zeitlich
als ewigen Nutzen davou tragen werdest.



Die Ein und zwantzigste Geistliche
LECTION
Von dem Gehorsamb.
Prov. 3. v.
22.
Custodi legem atque consilium, & erit vita animaetuae.
Bewahre das Gesätz und den Rath/ daß wird deiner
Seele Leben seyn.

Der Erste Theil.

1. VNter zweyen der Mählerey erfahrnen Liebhabern hat sich eins-
mahls ein Wett-Streit umb einen grossen Lohn erhoben/ wer den
Himmel am künstlichsten entwerffen möchte: der erste hat das Fir-
mament oder Gestirn/ und die darin befindliche Unterscheidungen der Sternen
und der Planeten ordentliche Mannigfalt/ sambtanderen den Gestirn-Er-
fahnren bewusten Aspecten und Conjuncturen mit seiner Pinsel auffs beste
vor Augen gestellet: der zweyte aber hat den Himmel mit keinem andern
Zierath bekleidet/ als allein mit der fewrigen und hellglantzenden Sonne:

Mit

Die Ein und zwantzigſte Geiſtliche Lection
Jm uͤbrigen mußdie euſſerliche Einſambkeit von der innerlichen all ihren
Werth und Krafft hernehmen: derhalben ſagt der H. Bernardus/ liebe deine
innerliche Zell/ liebe auch deine euſſerliche/ und ſuche dieſe beyde Zellen der
Gebuͤhr nach zu bewohnen: die cuſſerliche Zell ſoll dich bedecken/ nicht ver-
bergen/ nicht damit du heimlicher ſuͤndigeſt/ ſondern auff daß du ſicherer le-
beſt. Gebe einer jeden ſeine Ehr/ und meſſe du dir darinnen die Beherſchung
zu/ lehrne in derſelben/ wie du dir nach deinem Ordens-Geſetz ſolleſt vorſte-
hen/ das Leben einrichten/ die Sitten beherſchen/ dich ſelbſt urtheilen/ dich ſelb-
ſten bey dir ſelbſten anklagen/ auch oͤffters verdammen/ und nicht ungeſtrafft
entlaſſen muͤſſeſt. Nehme hin/ mein Chriſtliche Seel/ dieſe nicht meine/ ſon-
dern deß Heil. Bernardi vaͤtterliche Ermahnung/ lebe derſelben nach/ und
verſichere dich/ daß du nicht irren/ ſondern den unaußſprechlichen/ ſo zeitlich
als ewigen Nutzen davou tragen werdeſt.



Die Ein und zwantzigſte Geiſtliche
LECTION
Von dem Gehorſamb.
Prov. 3. v.
22.
Cuſtodi legem atque conſilium, & erit vita animætuæ.
Bewahre das Geſaͤtz und den Rath/ daß wird deiner
Seele Leben ſeyn.

Der Erſte Theil.

1. VNter zweyen der Maͤhlerey erfahrnen Liebhabern hat ſich eins-
mahls ein Wett-Streit umb einen groſſen Lohn erhoben/ wer den
Him̃el am kuͤnſtlichſten entwerffen moͤchte: der erſte hat das Fir-
mament oder Geſtirn/ und die darin befindliche Unterſcheidungen der Sternẽ
und der Planeten ordentliche Mannigfalt/ ſambtanderen den Geſtirn-Er-
fahnren bewuſten Aſpecten und Conjuncturen mit ſeiner Pinſel auffs beſte
vor Augen geſtellet: der zweyte aber hat den Himmel mit keinem andern
Zierath bekleidet/ als allein mit der fewrigen und hellglantzenden Sonne:

Mit
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[244/0272] Die Ein und zwantzigſte Geiſtliche Lection Jm uͤbrigen mußdie euſſerliche Einſambkeit von der innerlichen all ihren Werth und Krafft hernehmen: derhalben ſagt der H. Bernardus/ liebe deine innerliche Zell/ liebe auch deine euſſerliche/ und ſuche dieſe beyde Zellen der Gebuͤhr nach zu bewohnen: die cuſſerliche Zell ſoll dich bedecken/ nicht ver- bergen/ nicht damit du heimlicher ſuͤndigeſt/ ſondern auff daß du ſicherer le- beſt. Gebe einer jeden ſeine Ehr/ und meſſe du dir darinnen die Beherſchung zu/ lehrne in derſelben/ wie du dir nach deinem Ordens-Geſetz ſolleſt vorſte- hen/ das Leben einrichten/ die Sitten beherſchen/ dich ſelbſt urtheilen/ dich ſelb- ſten bey dir ſelbſten anklagen/ auch oͤffters verdammen/ und nicht ungeſtrafft entlaſſen muͤſſeſt. Nehme hin/ mein Chriſtliche Seel/ dieſe nicht meine/ ſon- dern deß Heil. Bernardi vaͤtterliche Ermahnung/ lebe derſelben nach/ und verſichere dich/ daß du nicht irren/ ſondern den unaußſprechlichen/ ſo zeitlich als ewigen Nutzen davou tragen werdeſt. Die Ein und zwantzigſte Geiſtliche LECTION Von dem Gehorſamb. Cuſtodi legem atque conſilium, & erit vita animætuæ. Bewahre das Geſaͤtz und den Rath/ daß wird deiner Seele Leben ſeyn. Der Erſte Theil. 1. VNter zweyen der Maͤhlerey erfahrnen Liebhabern hat ſich eins- mahls ein Wett-Streit umb einen groſſen Lohn erhoben/ wer den Him̃el am kuͤnſtlichſten entwerffen moͤchte: der erſte hat das Fir- mament oder Geſtirn/ und die darin befindliche Unterſcheidungen der Sternẽ und der Planeten ordentliche Mannigfalt/ ſambtanderen den Geſtirn-Er- fahnren bewuſten Aſpecten und Conjuncturen mit ſeiner Pinſel auffs beſte vor Augen geſtellet: der zweyte aber hat den Himmel mit keinem andern Zierath bekleidet/ als allein mit der fewrigen und hellglantzenden Sonne: Mit

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/272>, abgerufen am 24.11.2024.