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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von dem Glauben.
thane unaußsprechliche Gnade so grossem Wolthäter uns danckbar er-
zeigen. Solches aber wird von uns besser und füglicher nicht kön-
nen entrichtet werden/ als wann wir allen seinen Gebotten/ so er
uns durch den Glauben offenbahret hat/ den schuldigen Gehorsamb
leisten; wie er dann selbst bezeuget/ mit diesen Worten: Der mei-
ne Gebott hat/ und haltet dieselbige/ der ist derje-
Joan.
14. v.
21.

nige/ so mich liebet; Der ist der jenige/ so mir danckbar ist/
zumalen gewiß ist/ daß die Danckbarkeit in der Liebe bestehet.

3. Jm übrigen; weilen auß dem Mund deß Apostels der
Glaub ist ein Grundveste der Dingen/ die man hoffet/ und einHebr.
11. v.

sicher Beweiß der Dingen/ die nicht gesehen werden; derhalben sich
ein jeder behutsamblich vorzusehen hat/ daß in Erforschung der
Glaubens-Articulen sich nicht bemühe/ wann er demjenigen merckli-
chen Schaden zu entgehen verlanget/ so dem älteren Plinio mit sei-Plin. ju-
nior in
Epist.
ad
Corn.
Tacit.
Prov.
25. v.
27.

nem grösten Schaden widerfahren: dann da dieser den grausamen
Brandt deß Bergs Vesuvii persönlich erforschen wollen/ ist er von
der heraußtringenden Flammen/ und gleichsamb einem feurigen auf-
steigenden Fluß überfallen und getödtet worden. Also wer die
Majestät untersuchet/ der wird von der Herrlichkeit
unterdruckt werden:
und wer die Artickulen deß Glaubens
zu erforschen sich unterstehet/ wird sich stürtzen ins Verderben. Die-
ses hat ebenfals mit seinem unwiederbrinlichen Schaden erfahren ein
gewisser berühmter Doctor/ so in der nahmhafften Academie zu Pata-
via
im Venedischen Gebiet/ mit allgemeinem grossen Frolocken
die Göttliche Dinge in der hohen Schuhlen lehrete. Da dieserHisto-
ria.
Greg.
Steng.
Tom. 4.
de jud.
Deu. c.
62. n.
2.

kranck worden/ hat er sich alsobald mit allen H. H. Sacramenten
der Christ-Catholischen Kirchen versehen lassen/ worauff er auch
bald hernach zu leben hat auffgehört/ und bey allen ein grosse Mei-
nung der Heiligkeit und Gelehrheit hinterlassen. Aber/ aber/ O
erschröckliche Urtheil GOttes! dieser/ der Göttlichen hohen Schuh-
len Lehr-Meister/ von dem ein jeder vermeinte/ daß den geraden
Weeg ohne Hindernuß gegen Himmel würde gefahren seyn/ ist in
die ewige Verdamnuß gestürtzet worden; dann nach seinem Hin-
scheiden ist er einem andern Doctor der hohen Schuhlen/ als seinem
gewesenen vertraueten Freund in einer entsetzlichen Gestalt erschienen

und
A 2

Von dem Glauben.
thane unaußſprechliche Gnade ſo groſſem Wolthaͤter uns danckbar er-
zeigen. Solches aber wird von uns beſſer und fuͤglicher nicht koͤn-
nen entrichtet werden/ als wann wir allen ſeinen Gebotten/ ſo er
uns durch den Glauben offenbahret hat/ den ſchuldigen Gehorſamb
leiſten; wie er dann ſelbſt bezeuget/ mit dieſen Worten: Der mei-
ne Gebott hat/ und haltet dieſelbige/ der iſt derje-
Joan.
14. v.
21.

nige/ ſo mich liebet; Der iſt der jenige/ ſo mir danckbar iſt/
zumalen gewiß iſt/ daß die Danckbarkeit in der Liebe beſtehet.

3. Jm uͤbrigen; weilen auß dem Mund deß Apoſtels der
Glaub iſt ein Grundveſte der Dingen/ die man hoffet/ und einHebr.
11. v.

ſicher Beweiß der Dingen/ die nicht geſehen werden; derhalben ſich
ein jeder behutſamblich vorzuſehen hat/ daß in Erforſchung der
Glaubens-Articulen ſich nicht bemuͤhe/ wann er demjenigen merckli-
chen Schaden zu entgehen verlanget/ ſo dem aͤlteren Plinio mit ſei-Plin. ju-
nior in
Epiſt.
ad
Corn.
Tacit.
Prov.
25. v.
27.

nem groͤſten Schaden widerfahren: dann da dieſer den grauſamen
Brandt deß Bergs Veſuvii perſoͤnlich erforſchen wollen/ iſt er von
der heraußtringenden Flammen/ und gleichſamb einem feurigen auf-
ſteigenden Fluß uͤberfallen und getoͤdtet worden. Alſo wer die
Majeſtaͤt unterſuchet/ der wird von der Herrlichkeit
unterdruckt werden:
und wer die Artickulen deß Glaubens
zu erforſchen ſich unterſtehet/ wird ſich ſtuͤrtzen ins Verderben. Die-
ſes hat ebenfals mit ſeinem unwiederbrinlichen Schaden erfahren ein
gewiſſer beruͤhmter Doctor/ ſo in der nahmhafften Academie zu Pata-
via
im Venediſchen Gebiet/ mit allgemeinem groſſen Frolocken
die Goͤttliche Dinge in der hohen Schuhlen lehrete. Da dieſerHiſto-
ria.
Greg.
Steng.
Tom. 4.
de jud.
Deu. c.
62. n.
2.

kranck worden/ hat er ſich alſobald mit allen H. H. Sacramenten
der Chriſt-Catholiſchen Kirchen verſehen laſſen/ worauff er auch
bald hernach zu leben hat auffgehoͤrt/ und bey allen ein groſſe Mei-
nung der Heiligkeit und Gelehrheit hinterlaſſen. Aber/ aber/ O
erſchroͤckliche Urtheil GOttes! dieſer/ der Goͤttlichen hohen Schuh-
len Lehr-Meiſter/ von dem ein jeder vermeinte/ daß den geraden
Weeg ohne Hindernuß gegen Himmel wuͤrde gefahren ſeyn/ iſt in
die ewige Verdamnuß geſtuͤrtzet worden; dann nach ſeinem Hin-
ſcheiden iſt er einem andern Doctor der hohen Schuhlen/ als ſeinem
geweſenen vertraueten Freund in einer entſetzlichen Geſtalt erſchienen

und
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[3/0031] Von dem Glauben. thane unaußſprechliche Gnade ſo groſſem Wolthaͤter uns danckbar er- zeigen. Solches aber wird von uns beſſer und fuͤglicher nicht koͤn- nen entrichtet werden/ als wann wir allen ſeinen Gebotten/ ſo er uns durch den Glauben offenbahret hat/ den ſchuldigen Gehorſamb leiſten; wie er dann ſelbſt bezeuget/ mit dieſen Worten: Der mei- ne Gebott hat/ und haltet dieſelbige/ der iſt derje- nige/ ſo mich liebet; Der iſt der jenige/ ſo mir danckbar iſt/ zumalen gewiß iſt/ daß die Danckbarkeit in der Liebe beſtehet. Joan. 14. v. 21. 3. Jm uͤbrigen; weilen auß dem Mund deß Apoſtels der Glaub iſt ein Grundveſte der Dingen/ die man hoffet/ und ein ſicher Beweiß der Dingen/ die nicht geſehen werden; derhalben ſich ein jeder behutſamblich vorzuſehen hat/ daß in Erforſchung der Glaubens-Articulen ſich nicht bemuͤhe/ wann er demjenigen merckli- chen Schaden zu entgehen verlanget/ ſo dem aͤlteren Plinio mit ſei- nem groͤſten Schaden widerfahren: dann da dieſer den grauſamen Brandt deß Bergs Veſuvii perſoͤnlich erforſchen wollen/ iſt er von der heraußtringenden Flammen/ und gleichſamb einem feurigen auf- ſteigenden Fluß uͤberfallen und getoͤdtet worden. Alſo wer die Majeſtaͤt unterſuchet/ der wird von der Herrlichkeit unterdruckt werden: und wer die Artickulen deß Glaubens zu erforſchen ſich unterſtehet/ wird ſich ſtuͤrtzen ins Verderben. Die- ſes hat ebenfals mit ſeinem unwiederbrinlichen Schaden erfahren ein gewiſſer beruͤhmter Doctor/ ſo in der nahmhafften Academie zu Pata- via im Venediſchen Gebiet/ mit allgemeinem groſſen Frolocken die Goͤttliche Dinge in der hohen Schuhlen lehrete. Da dieſer kranck worden/ hat er ſich alſobald mit allen H. H. Sacramenten der Chriſt-Catholiſchen Kirchen verſehen laſſen/ worauff er auch bald hernach zu leben hat auffgehoͤrt/ und bey allen ein groſſe Mei- nung der Heiligkeit und Gelehrheit hinterlaſſen. Aber/ aber/ O erſchroͤckliche Urtheil GOttes! dieſer/ der Goͤttlichen hohen Schuh- len Lehr-Meiſter/ von dem ein jeder vermeinte/ daß den geraden Weeg ohne Hindernuß gegen Himmel wuͤrde gefahren ſeyn/ iſt in die ewige Verdamnuß geſtuͤrtzet worden; dann nach ſeinem Hin- ſcheiden iſt er einem andern Doctor der hohen Schuhlen/ als ſeinem geweſenen vertraueten Freund in einer entſetzlichen Geſtalt erſchienen und Hebr. 11. v. Plin. ju- nior in Epiſt. ad Corn. Tacit. Prov. 25. v. 27. Hiſto- ria. Greg. Steng. Tom. 4. de jud. Deu. c. 62. n. 2. A 2

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/31>, abgerufen am 21.11.2024.