Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von der Vortrefflichk. der Trübsal und Widerwärtigk. ligkeit gesprochen werden? Soll dir/ mein Christliche Seel/ auch in deinenhöchsten Bekümmernüssen und eussersten Schmertzen dieser jetzt-gemeldte Spruch nicht über die Massen liebreich und tröstlich seyn/ indem du sehest/ wiereichlich du durch die öfftere Widerholung deß Deo gratias die himmli- sche Glory dir vergrössern könnest! dahero schreyet der weise Mann zu un- serm Vorhaben mit diesen Worten: Gar schön ist die Barmher-Eccl. c. 35. v. 26. tzigkeit GOttes in Zeit der Noth: sie ist/ als wann die Wolcken in Zeit der Dörre Kegen geben. Dann/ obschon ein wahrer Liebhaber GOttes gleich einem Wein-Stock die allersüsseste Trau- ben der guten Werck immer trage; so ist doch ausser allem Zweiffel/ daß er in Widerwärtigkeit viel mehre und bessere hervorbringen werde. Derhal- ben sagt Christus: Ein jeglicher Reben an mir/ die FruchtJoan. 15. bringet/ wird er sauberen; auff daß sie mehr Frucht brin- ge. Was sich nun vorzeiten mit der Arcken Noe hat zugetragen/ dasGerson. p. 2. ser. de omn. SS. finden wir in Warheit an den Gerechten/ so da in Widerwärtigkeit leben. Wie mehr die Wässer der Sündflut zugenommen/ je mehr ist die Arcke erhöhet worden. Wie grössere Wässer der Trübsalen ein gedultiges und sanfftmütiges Hertz zu leyden hat; wie höher dasselbige in Verdiensten bey GOtt auch steigen wird. Und dieses kan mit vielen Exempeln der heiligen Schrifft bewiesen werden. Jst nicht der fromme Joseph/ ein Sohn deßGen. 41. Jacobs un Elend an allen so wohl Geist- als Leiblichen Gütern mehr gewach- sen/ als wann er zu Hauß geblieben wäre? Seynd nicht die Kinder JsraelExod. 1. desto mehrer an der Zahl worden/ wie mehr sie der König Pharao unter- druck et hat? Hat nicht der Prophet Ezechiel in Mitten der GefangenenEzech. 1. die wunderbarliche Gesichte gesehen/ auß deren unterschiedlichen er grosse Freuden geschöpffet hat Haben nicht die Knaben im feurigen Ofen deßDan. 1. Englischen Trosts genossen/ unter denender König Nabuchodonosor einen gesehen hat/ welcher dem Sohn GOttes glcich gewesen; damit wir uns versichern können/ daß GOtt den beängstigten beystehe? Viele andere zu- verschweigen: muß ich noch hinzusetzen; daß von der Zeit der Ankunfft deßIrenaeus. L. 5. H. Geistes/ biß zur Zeit der Verfolgung/ so der H. Evangelist Joannes unter dem Kayser Domitian[s] erlitten/ seyen vorbeygangen ungefehr 50. Jahr. Jn allen diesen Jahren aber hat der gemeldter Apostel so viele und grosse Offenbahrungen nicht gehabt; und hat der Christ-Catholischen Kir- chen so viel nicht genutzet/ als eben in der jenigen Zeit/ da er im Elend gewe- sen ist. 5. Hier-
Von der Vortrefflichk. der Truͤbſal und Widerwaͤrtigk. ligkeit geſprochen werden? Soll dir/ mein Chriſtliche Seel/ auch in deinenhoͤchſten Bekuͤmmernuͤſſen und euſſerſten Schmertzen dieſer jetzt-gemeldte Spruch nicht uͤber die Maſſen liebreich und troͤſtlich ſeyn/ indem du ſeheſt/ wiereichlich du durch die oͤfftere Widerholung deß Deo gratias die himmli- ſche Glory dir vergroͤſſern koͤnneſt! dahero ſchreyet der weiſe Mann zu un- ſerm Vorhaben mit dieſen Worten: Gar ſchoͤn iſt die Barmher-Eccl. c. 35. v. 26. tzigkeit GOttes in Zeit der Noth: ſie iſt/ als wann die Wolcken in Zeit der Doͤrre Kegen geben. Dann/ obſchon ein wahrer Liebhaber GOttes gleich einem Wein-Stock die allerſuͤſſeſte Trau- ben der guten Werck immer trage; ſo iſt doch auſſer allem Zweiffel/ daß er in Widerwaͤrtigkeit viel mehre und beſſere hervorbringen werde. Derhal- ben ſagt Chriſtus: Ein jeglicher Reben an mir/ die FruchtJoan. 15. bringet/ wird er ſauberen; auff daß ſie mehr Frucht brin- ge. Was ſich nun vorzeiten mit der Arcken Noe hat zugetragen/ dasGerſon. p. 2. ſer. de omn. SS. finden wir in Warheit an den Gerechten/ ſo da in Widerwaͤrtigkeit leben. Wie mehr die Waͤſſer der Suͤndflut zugenommen/ je mehr iſt die Arcke erhoͤhet worden. Wie groͤſſere Waͤſſer der Truͤbſalen ein gedultiges und ſanfftmuͤtiges Hertz zu leyden hat; wie hoͤher daſſelbige in Verdienſten bey GOtt auch ſteigen wird. Und dieſes kan mit vielen Exempeln der heiligen Schrifft bewieſen werden. Jſt nicht der fromme Joſeph/ ein Sohn deßGen. 41. Jacobs un Elend an allen ſo wohl Geiſt- als Leiblichen Guͤtern mehr gewach- ſen/ als wann er zu Hauß geblieben waͤre? Seynd nicht die Kinder JſraelExod. 1. deſto mehrer an der Zahl worden/ wie mehr ſie der Koͤnig Pharao unter- druck et hat? Hat nicht der Prophet Ezechiel in Mitten der GefangenenEzech. 1. die wunderbarliche Geſichte geſehen/ auß deren unterſchiedlichen er groſſe Freuden geſchoͤpffet hat Haben nicht die Knaben im feurigen Ofen deßDan. 1. Engliſchen Troſts genoſſen/ unter denender Koͤnig Nabuchodonoſor einen geſehen hat/ welcher dem Sohn GOttes glcich geweſen; damit wir uns verſichern koͤnnen/ daß GOtt den beaͤngſtigten beyſtehe? Viele andere zu- verſchweigen: muß ich noch hinzuſetzen; daß von der Zeit der Ankunfft deßIrenæus. L. 5. H. Geiſtes/ biß zur Zeit der Verfolgung/ ſo der H. Evangeliſt Joannes unter dem Kayſer Domitian[s] erlitten/ ſeyen vorbeygangen ungefehr 50. Jahr. Jn allen dieſen Jahren aber hat der gemeldter Apoſtel ſo viele und groſſe Offenbahrungen nicht gehabt; und hat der Chriſt-Catholiſchen Kir- chen ſo viel nicht genutzet/ als eben in der jenigen Zeit/ da er im Elend gewe- ſen iſt. 5. Hier-
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Von der Vortrefflichk. der Truͤbſal und Widerwaͤrtigk.
ligkeit geſprochen werden? Soll dir/ mein Chriſtliche Seel/ auch in deinen
hoͤchſten Bekuͤmmernuͤſſen und euſſerſten Schmertzen dieſer jetzt-gemeldte
Spruch nicht uͤber die Maſſen liebreich und troͤſtlich ſeyn/ indem du ſeheſt/
wiereichlich du durch die oͤfftere Widerholung deß Deo gratias die himmli-
ſche Glory dir vergroͤſſern koͤnneſt! dahero ſchreyet der weiſe Mann zu un-
ſerm Vorhaben mit dieſen Worten: Gar ſchoͤn iſt die Barmher-
tzigkeit GOttes in Zeit der Noth: ſie iſt/ als wann die
Wolcken in Zeit der Doͤrre Kegen geben. Dann/ obſchon ein
wahrer Liebhaber GOttes gleich einem Wein-Stock die allerſuͤſſeſte Trau-
ben der guten Werck immer trage; ſo iſt doch auſſer allem Zweiffel/ daß er
in Widerwaͤrtigkeit viel mehre und beſſere hervorbringen werde. Derhal-
ben ſagt Chriſtus: Ein jeglicher Reben an mir/ die Frucht
bringet/ wird er ſauberen; auff daß ſie mehr Frucht brin-
ge. Was ſich nun vorzeiten mit der Arcken Noe hat zugetragen/ das
finden wir in Warheit an den Gerechten/ ſo da in Widerwaͤrtigkeit leben.
Wie mehr die Waͤſſer der Suͤndflut zugenommen/ je mehr iſt die Arcke
erhoͤhet worden. Wie groͤſſere Waͤſſer der Truͤbſalen ein gedultiges und
ſanfftmuͤtiges Hertz zu leyden hat; wie hoͤher daſſelbige in Verdienſten bey
GOtt auch ſteigen wird. Und dieſes kan mit vielen Exempeln der heiligen
Schrifft bewieſen werden. Jſt nicht der fromme Joſeph/ ein Sohn deß
Jacobs un Elend an allen ſo wohl Geiſt- als Leiblichen Guͤtern mehr gewach-
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deſto mehrer an der Zahl worden/ wie mehr ſie der Koͤnig Pharao unter-
druck et hat? Hat nicht der Prophet Ezechiel in Mitten der Gefangenen
die wunderbarliche Geſichte geſehen/ auß deren unterſchiedlichen er groſſe
Freuden geſchoͤpffet hat Haben nicht die Knaben im feurigen Ofen deß
Engliſchen Troſts genoſſen/ unter denender Koͤnig Nabuchodonoſor einen
geſehen hat/ welcher dem Sohn GOttes glcich geweſen; damit wir uns
verſichern koͤnnen/ daß GOtt den beaͤngſtigten beyſtehe? Viele andere zu-
verſchweigen: muß ich noch hinzuſetzen; daß von der Zeit der Ankunfft deß
H. Geiſtes/ biß zur Zeit der Verfolgung/ ſo der H. Evangeliſt Joannes
unter dem Kayſer Domitians erlitten/ ſeyen vorbeygangen ungefehr 50.
Jahr. Jn allen dieſen Jahren aber hat der gemeldter Apoſtel ſo viele und
groſſe Offenbahrungen nicht gehabt; und hat der Chriſt-Catholiſchen Kir-
chen ſo viel nicht genutzet/ als eben in der jenigen Zeit/ da er im Elend gewe-
ſen iſt.
Eccl. c. 35.
v. 26.
Joan. 15.
Gerſon.
p. 2. ſer. de
omn. SS.
Gen. 41.
Exod. 1.
Ezech. 1.
Dan. 1.
Irenæus.
L. 5.
5. Hier-
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/323>, abgerufen am 16.07.2024. |