Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von den Versuchungen. und vollkommeneren Leben zunehmen; so machen wir uns die böse Geister/welche unserm gutem Willen immer und allzeit mißgünstig seynd/ zu unsern grösten Feinden. 2. Auch sagt der Heil. Doctor, daß nicht allein ein böser Geist/ sondern keinen Q q 2
Von den Verſuchungen. und vollkommeneren Leben zunehmen; ſo machen wir uns die boͤſe Geiſter/welche unſerm gutem Willen immer und allzeit mißguͤnſtig ſeynd/ zu unſern groͤſten Feinden. 2. Auch ſagt der Heil. Doctor, daß nicht allein ein boͤſer Geiſt/ ſondern keinen Q q 2
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Von den Verſuchungen.
und vollkommeneren Leben zunehmen; ſo machen wir uns die boͤſe Geiſter/
welche unſerm gutem Willen immer und allzeit mißguͤnſtig ſeynd/ zu unſern
groͤſten Feinden.
2. Auch ſagt der Heil. Doctor, daß nicht allein ein boͤſer Geiſt/ ſondern
derſelben unzahlbare einem jeden Außerwaͤhlten zugeeignet werden: herge-
gen laſſen die H. H. Altvaͤtter einhelliglich herkommen/ daß ein eintziger
Teuffel beſtand gnug ſeye/ unzahlbare boͤſe Menſchen zu verderben. Sie
melden/ daß einsmals ein Einſidler von ſeinem Engel zu unterſchiedlichen
Schaw-Wercken ſeye gefuͤhrt worden: das erſte ſo er geſehen hat/ iſt gewe-
ſen eine Verſamblung der Cloſter - Geiſtlichen/ welchen eine unzahlbare
Schaar der Teuffelen zugeflogen ware: hieruͤber hat ſich der gute Einſidler
entſetzet; iſt aber hernach alsbald zur Statt geleitet worden/ allwo er nur ei-
nen/ und zwarn muͤſſigen Teuffel angetroffen; der gleich einem faulen Hund
am Statt-Thor ruhete: da hat der fromme Geiſtliche mit Verwunderung
zu fragen ſich erkuͤhnet: warumb die GOtt verlobte von ſo vielen hoͤlliſchen
Feinden beſtritten wuͤrden; die gantze Statt aber nur ein eirtziger/ und daß
jedoch ohne Muͤhe bekriegete? deme der Engel geantwortet; daß dieſe Staͤt-
tiſche Menſchen nach dem Geſaͤtz und Befelch deß Teuffels jhr Leben ein-
richteten/ derhalben ſie keine Verſucher von noͤthen haͤtten/ weilen ſie auff
dem Weeg deß Verderbens von ſich ſelbſten hurtig lauffen: und koͤnnen ſelbi-
ge in ſolchen ihren boͤſen Sitten nur ein eintziger Teuffel mit gar geringern
Arbeit erhalten: die andere aber/ ſagte der Engel/ ſeynd geſchworne Feind
deß Sathans/ deme ſie mit allen Kraͤfften widerſtehen: dahero fallet er
ſelbige mit gantzen Schwadronen an; und bemuͤhet ſich/ dieſe Diener
GOTTES in ſein hoͤlliſches Netz zu ziehen. Daß iſt nun/ mein
Chriſtliche Seel/ die jenige Klag/ ſo du ohne allen Zweiffel/ auch von from-
men Geiſtlichen offt wirſt gehoͤret haben; daß ſie nemblich/ wie frommer
und andaͤchtiger ſie ihrem GOtt zu dienen/ ſich befleiſſen/ deſto mehrere und
groͤſſere Anfechtungen erleiden muͤſſen. Dieſe aber iſt ein gemeiner Art der
neidiſchen Geiſter/ daß ſie den jenigen/ welchen ſie ſehen/ daß ſich dem Him-
mel naͤheret (den ſie ſo ſpoͤttlich verlohren haben) mit aller moͤglichen Ge-
walt darvon abzutreiben ſich unterſtehen: dieſe Tartariſche Larven wer-
den nach Zeugnuͤß deß ſeeligen Laurentii Juſtiniani, wegen keiner Sach ſo
ſehr beſchaͤmet/ als wann ſie ſehen/ daß ein ſchwacher Menſch in ſo vielen Ge-
fahren der Welt ſeinem Erſchoͤpffer den ſchuldigen Gehorſamb leiſtet/ wel-
chen ſie auch im Himmel ſelbſt zu halten vernachlaͤſſiget haben: dahero miß-
goͤnnen ſelbige den Gerechten ihren Fortgang im Guten/ und erſpahren
keinen
Hiſtoria.
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/335>, abgerufen am 16.07.2024. |