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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Funff und Zwantzigste Geistliche Lection
was er dann vor Gewinn in der Kirchen/ an so heiligem Orth zu gewarten
habe? deme er geantwortet; daß er sich bemühe zu verschaffen/ daß die Geist-
liche spät zur Kirchen kommen/ geschwind auß selbiger hinweg eilen/ und ih-
rerselbst vergessen. So viel das Refectorium oder gemeines Tafel - Zim-
mer angehet; ist dieser Orth gantz mein: allhier lacht man/ allhier schwätzt
man, und werden viele eitele Zeitungen vorgebracht: da nun der lose Schalck
von dem frommen Dominico zum Capitul-Hauß geführet worden; hat er
sich darab entsetzet/ und gesagt: dieser Ort ist mir ein höllischer Ort: was
ich an andern Orten gewonnen hab/ das verliehre ich allhier: an diesem Ort
werden die Brüder ermahnet; allhier beichten sie/ und werden allhier ange-
klagt: allhier werden sie gestrafft/ und von ihren Sünden loß gesprochen:
dahero fliehe ich und verfluche diesen Ort: Also hat dieser armselige Ver-
führer durch Krafft GOTTES/ und durch den Zwang deß H. Vatters
Dominici den Betrug seiner Bößheit entdecken müssen; damit die Gerechte
mehr erleuchtet werden/ diesen losen Vogel außlachen/ und für dessen Fall-
Strick sich hüten mögen. Wie du aber mein Christliche Seel in dem Streit
selbsten dich verhalten sollest/ daß lerne auß dem Verfolg der gegenwärtigen
Lection.

Der dritte Theil.

13. JM Anfang der Versuchung muß sich ein jeder vorsehen/ daß er
nicht verzage: dann/ gleich wie ein Schiffman/ der einmahl
vom Schrecken oder Forcht überwunden/ das Schiff weiters zu
regiren untäuglich ist: also stellet sich das Gemüth deß versuchten Menschen
in die eusserste Gefahr den Sieg zu verlichren/ wann es sich durch die Forcht
abschrecken lasset: derhalben hat der H. Antonius ein Vatter der Einsidler
in seinem letzten Sterb-Stündlein die Seinige so trewlich gewarnet und ge-
S. Athan.
in vit. c.
20. & c.

58.
sagt: ich ermahne euch/ meine Kinder/ und bitte euch/ ihr wollet doch die Ar-
beit so geraumer Zeit nicht also geschwind verliehren: ihr kennet ja die viel-
fältige Nachstellungen eweres höllischen Feinds: ihr habt derselben grim-
mige Anfäll; aber doch Weibische Kräfften erfahren. Seufftzet nach eu-
rem Heyland/ und hefftet die Glaubwürdigkeit dessen allerheiligsten Nah-
men JESU an ewere Hertzen: als dann werden von diesem sichern Glau-
ben alle Teuffel vertrieben werden. Und ein wenig hernach setzt er hinzu: die
eintzige Weiß und Manier den leidigen Satan zu überwinden/ ist die Geist-
iche und innerliche Fröligkeit; und stete Erinnerung einer Seelen/ welche

immer

Die Funff und Zwantzigſte Geiſtliche Lection
was er dann vor Gewinn in der Kirchen/ an ſo heiligem Orth zu gewarten
habe? deme er geantwortet; daß er ſich bemuͤhe zu verſchaffen/ daß die Geiſt-
liche ſpaͤt zur Kirchen kommen/ geſchwind auß ſelbiger hinweg eilen/ und ih-
rerſelbſt vergeſſen. So viel das Refectorium oder gemeines Tafel - Zim-
mer angehet; iſt dieſer Orth gantz mein: allhier lacht man/ allhier ſchwaͤtzt
man, und werden viele eitele Zeitungen vorgebracht: da nun der loſe Schalck
von dem frommen Dominico zum Capitul-Hauß gefuͤhret worden; hat er
ſich darab entſetzet/ und geſagt: dieſer Ort iſt mir ein hoͤlliſcher Ort: was
ich an andern Orten gewonnen hab/ das verliehre ich allhier: an dieſem Ort
werden die Bruͤder ermahnet; allhier beichten ſie/ und werden allhier ange-
klagt: allhier werden ſie geſtrafft/ und von ihren Suͤnden loß geſprochen:
dahero fliehe ich und verfluche dieſen Ort: Alſo hat dieſer armſelige Ver-
fuͤhrer durch Krafft GOTTES/ und durch den Zwang deß H. Vatters
Dominici den Betrug ſeiner Boͤßheit entdecken muͤſſen; damit die Gerechte
mehr erleuchtet werden/ dieſen loſen Vogel außlachen/ und fuͤr deſſen Fall-
Strick ſich huͤten moͤgen. Wie du aber mein Chriſtliche Seel in dem Streit
ſelbſten dich verhalten ſolleſt/ daß lerne auß dem Verfolg der gegenwaͤrtigen
Lection.

Der dritte Theil.

13. JM Anfang der Verſuchung muß ſich ein jeder vorſehen/ daß er
nicht verzage: dann/ gleich wie ein Schiffman/ der einmahl
vom Schrecken oder Forcht uͤberwunden/ das Schiff weiters zu
regiren untaͤuglich iſt: alſo ſtellet ſich das Gemuͤth deß verſuchten Menſchen
in die euſſerſte Gefahr den Sieg zu verlichren/ wann es ſich durch die Forcht
abſchrecken laſſet: derhalben hat der H. Antonius ein Vatter der Einſidler
in ſeinem letzten Sterb-Stuͤndlein die Seinige ſo trewlich gewarnet und ge-
S. Athan.
in vit. c.
20. & c.

58.
ſagt: ich ermahne euch/ meine Kinder/ und bitte euch/ ihr wollet doch die Ar-
beit ſo geraumer Zeit nicht alſo geſchwind verliehren: ihr kennet ja die viel-
faͤltige Nachſtellungen eweres hoͤlliſchen Feinds: ihr habt derſelben grim-
mige Anfaͤll; aber doch Weibiſche Kraͤfften erfahren. Seufftzet nach eu-
rem Heyland/ und hefftet die Glaubwuͤrdigkeit deſſen allerheiligſten Nah-
men JESU an ewere Hertzen: als dann werden von dieſem ſichern Glau-
ben alle Teuffel vertrieben werden. Und ein wenig hernach ſetzt er hinzu: die
eintzige Weiß und Manier den leidigen Satan zu uͤberwinden/ iſt die Geiſt-
iche und innerliche Froͤligkeit; und ſtete Erinnerung einer Seelen/ welche

immer
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[316/0344] Die Funff und Zwantzigſte Geiſtliche Lection was er dann vor Gewinn in der Kirchen/ an ſo heiligem Orth zu gewarten habe? deme er geantwortet; daß er ſich bemuͤhe zu verſchaffen/ daß die Geiſt- liche ſpaͤt zur Kirchen kommen/ geſchwind auß ſelbiger hinweg eilen/ und ih- rerſelbſt vergeſſen. So viel das Refectorium oder gemeines Tafel - Zim- mer angehet; iſt dieſer Orth gantz mein: allhier lacht man/ allhier ſchwaͤtzt man, und werden viele eitele Zeitungen vorgebracht: da nun der loſe Schalck von dem frommen Dominico zum Capitul-Hauß gefuͤhret worden; hat er ſich darab entſetzet/ und geſagt: dieſer Ort iſt mir ein hoͤlliſcher Ort: was ich an andern Orten gewonnen hab/ das verliehre ich allhier: an dieſem Ort werden die Bruͤder ermahnet; allhier beichten ſie/ und werden allhier ange- klagt: allhier werden ſie geſtrafft/ und von ihren Suͤnden loß geſprochen: dahero fliehe ich und verfluche dieſen Ort: Alſo hat dieſer armſelige Ver- fuͤhrer durch Krafft GOTTES/ und durch den Zwang deß H. Vatters Dominici den Betrug ſeiner Boͤßheit entdecken muͤſſen; damit die Gerechte mehr erleuchtet werden/ dieſen loſen Vogel außlachen/ und fuͤr deſſen Fall- Strick ſich huͤten moͤgen. Wie du aber mein Chriſtliche Seel in dem Streit ſelbſten dich verhalten ſolleſt/ daß lerne auß dem Verfolg der gegenwaͤrtigen Lection. Der dritte Theil. 13. JM Anfang der Verſuchung muß ſich ein jeder vorſehen/ daß er nicht verzage: dann/ gleich wie ein Schiffman/ der einmahl vom Schrecken oder Forcht uͤberwunden/ das Schiff weiters zu regiren untaͤuglich iſt: alſo ſtellet ſich das Gemuͤth deß verſuchten Menſchen in die euſſerſte Gefahr den Sieg zu verlichren/ wann es ſich durch die Forcht abſchrecken laſſet: derhalben hat der H. Antonius ein Vatter der Einſidler in ſeinem letzten Sterb-Stuͤndlein die Seinige ſo trewlich gewarnet und ge- ſagt: ich ermahne euch/ meine Kinder/ und bitte euch/ ihr wollet doch die Ar- beit ſo geraumer Zeit nicht alſo geſchwind verliehren: ihr kennet ja die viel- faͤltige Nachſtellungen eweres hoͤlliſchen Feinds: ihr habt derſelben grim- mige Anfaͤll; aber doch Weibiſche Kraͤfften erfahren. Seufftzet nach eu- rem Heyland/ und hefftet die Glaubwuͤrdigkeit deſſen allerheiligſten Nah- men JESU an ewere Hertzen: als dann werden von dieſem ſichern Glau- ben alle Teuffel vertrieben werden. Und ein wenig hernach ſetzt er hinzu: die eintzige Weiß und Manier den leidigen Satan zu uͤberwinden/ iſt die Geiſt- iche und innerliche Froͤligkeit; und ſtete Erinnerung einer Seelen/ welche immer S. Athan. in vit. c. 20. & c. 58.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/344>, abgerufen am 28.11.2024.