Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Neun und Zwantzigste Geistliche Lection 5. Der Apostel Petrus sagte: Wann schon alle an dir geärgert 6. Der getreue Evangelische Knecht/ deme der HErr zehn Pfund gege- der
Die Neun und Zwantzigſte Geiſtliche Lection 5. Der Apoſtel Petrus ſagte: Wann ſchon alle an dir geaͤrgert 6. Der getreue Evangeliſche Knecht/ deme der HErr zehn Pfund gege- der
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Die Neun und Zwantzigſte Geiſtliche Lection
5. Der Apoſtel Petrus ſagte: Wann ſchon alle an dir geaͤrgert
werden/ ſo will ich mich doch nicht aͤrgern. Er iſt aber fuͤr
andern am grobſten gefallen. David vertrauete auff ſich ſelbſten/ und
ſagte/ da er alles in Uberfluß hatte: Nun mag ich in Ewigkeit nicht
beweget werden. Und weilen er ſich ſelbſten beruͤhmet hat/ derhalben
iſt er geſallen; wie er ſelbſt mit dieſen Worten geſtchet: Du haſt dein
Angeſicht von mir gewendet/ da bin ich betrůbt worden.
Dieß iſt die Urſach warumb der H. Paulus einen jeden fragweiß anredet/ und
ſagt: Was haſtu/ daß du nicht empfangen haſt: So du
es aber empfangen haſt/ was berůhmeſtu dich dann/ als
wann du es nicht empfangen haͤtteſt : Laſſet uns dahero be-
hutſamb ſeyn/ und die Ehr/ ſo unſerm GOtt gebuͤhret/ uns nicht/ ſondern
demſelben zuſchreiben nach dem Exempel deß jetzt-gemeldten Apoſtels; wel-
cher nach Erzehlung der vielfaͤltigen außgeſtandenen Muͤheſeeligkeiten und
Verfolgungen/ alſo ſpricht: Nicht ich/ ſondern die Gnad GOt-
tes mit mir. Billig aber ſchreibt er ſeine Kraͤfften der Gnad GOttes
zu; dann Chriſtus ſagt mit außtruͤcklichen Worten: Ohne mich koͤn-
net ihr nichts thuen. Darumb widerholet der Koͤnigliche Prophet
auch ſo vielmahl dieſe Wort in ſeinem Pſalter: Mein Staͤrcke und
mein Lob iſt der HErr/ und er iſt mir zum Heyl worden.
Dieſes alles aber wird durch folgende Bewaͤrung probiret. Alle Bewe-
gungen werden verurſachet durch die Bewegung deß erſten Dings/ ſo da
beweglich iſt. Dieſes muß auch geſagt werden von dem Beweger/ oder von
dem/ welcher beweget: zumahlen zwiſchen den beweglichen Dingen und dem
Beweger kein unendliches hin- und her lauffen muß geſtelt werden; derhal-
ben muß man kommen zum erſten Beweger. Auff ſolche Weiß muͤſſen die
gute Werck nothwendig herkommen auß dem Einfluß der erſten und hoͤch-
ſten Guͤtigkeit; dieweilen/ nach Zeugnuͤß deß Apoſtels/ alles Gute vom er-
ſten und hoͤchſten Gut herruͤhret. Wir ſeynd deß Vermoͤgens nicht/
etwas von uns/ als von uns ſelbſt zu gedencken: ſonder un-
ſer Vermoͤgen iſt auß GOtt. Wann wir nun ohne GOtt nichts
vermoͤgen/ und er iſt der guten Werck fuͤrnehmſte Urheber/ wie ſeynd wir dann
ſo unſinnig/ daß wir wegen unſerer guten Wercken noch wollen gelobt ſeyn?
Pſal. 29.
ibid.
1. Cor. 4.
v. 7.
1. Cor. 15.
10.
Joan. 15.
Pſ. 117. v.
14.
Didac.
Stella. p.
1. 2. 18.
2. Cor. 3.
5.
6. Der getreue Evangeliſche Knecht/ deme der HErr zehn Pfund gege-
ben hatte/ mit denen er handlen ſolte/ ſagt nicht in ſeiner Rechenſchafft: Herr/
ich hab zehn Pfund gewonnen: ſondern er ſagt: HErr/ deine zehn
Pfund haben zehn andere Pfund gewonnen: Dieweilen
der
Luc. .19
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