Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Zwey und Dreissigste Geistliche Lection wegen gewiß/ daß sonsten viele vergehen/ wann sie nichtdurch der GutenExempel bewegt zu einem bessern Leben schreiteten. Daher sagt S Grego- rius: Es solten die Sünder nimmer zum Bord der Buß wiederkehren/ wann keine gute Exempeln wären/ welche ihre Gemüther zurück zieheten. Jm übrigen/ wie glückseelig diese einmahl seyn werden/ welche ihrem Nächsten mit einem guten Exempel fürleuchten/ können wir auß dem entgegen gesetz- ten Beweiß schliessen/ wo der HErr Christus einem Aergernuß geben- den Menschen das ewige Wehe verdoppelt/ derhalben weil der Seeligma- Matth. 18cher nicht weniger gut ist in Belohnung Geben/ als gerecht in Sünden straffen/ so folget wohl/ daß/ wie er die Aergernuß gebenden mit dem ewigen Wehe straffet/ also die Exemplarischen mit dem ewigen Leben wohl vergelten werde. Dahero ruffet S. Chrysostomus auß: deß jenigen Seele ist glückseelig und gebenedeyet/ dessen Demut eines andern Hoffart zu schan- den macht/ dessen Gedult deß Nechsten Neid außlöschet. Diesem gibt unser Serm. 163.H. Vatter Augustinus Beyfall/ sagend: So viel einer mit dem Exempel eines Heiligen Lebens wird aufferbauet haben/ mit so vielen/ und für so vielen wird er den Lohn der Vergeltung deß ewigen Lebens empfangen: und so vie- len er ein Exempel einer bösen Wandlung gegeben/ ob ihm gleich andert nicht folgen/ vor so viele Bösen wird er Rechenschafft geben müssen. Aber/ damit ich desto eher zu andern Sachen schreiten/ befehle ich dir/ lieber Bruder/ diese kurtze Ermahnung/ und eile zu denen geistlichen gewöhnten Abtödtungen. Lebe wohl. Die
Die Zwey und Dreiſſigſte Geiſtliche Lection wegen gewiß/ daß ſonſten viele vergehen/ wann ſie nichtdurch der GutenExempel bewegt zu einem beſſern Leben ſchreiteten. Daher ſagt S Grego- rius: Es ſolten die Suͤnder nimmer zum Bord der Buß wiederkehren/ wann keine gute Exempeln waͤren/ welche ihre Gemuͤther zuruͤck zieheten. Jm uͤbrigen/ wie gluͤckſeelig dieſe einmahl ſeyn werden/ welche ihrem Naͤchſten mit einem guten Exempel fuͤrleuchten/ koͤnnen wir auß dem entgegen geſetz- ten Beweiß ſchlieſſen/ wo der HErr Chriſtus einem Aergernuß geben- den Menſchen das ewige Wehe verdoppelt/ derhalben weil der Seeligma- Matth. 18cher nicht weniger gut iſt in Belohnung Geben/ als gerecht in Suͤnden ſtraffen/ ſo folget wohl/ daß/ wie er die Aergernuß gebenden mit dem ewigen Wehe ſtraffet/ alſo die Exemplariſchen mit dem ewigen Leben wohl vergelten werde. Dahero ruffet S. Chryſoſtomus auß: deß jenigen Seele iſt gluͤckſeelig und gebenedeyet/ deſſen Demut eines andern Hoffart zu ſchan- den macht/ deſſen Gedult deß Nechſten Neid außloͤſchet. Dieſem gibt unſer Serm. 163.H. Vatter Auguſtinus Beyfall/ ſagend: So viel einer mit dem Exempel eines Heiligen Lebens wird aufferbauet haben/ mit ſo vielen/ und fuͤr ſo vielen wird er den Lohn der Vergeltung deß ewigen Lebens empfangen: und ſo vie- len er ein Exempel einer boͤſen Wandlung gegeben/ ob ihm gleich andert nicht folgen/ vor ſo viele Boͤſen wird er Rechenſchafft geben muͤſſen. Aber/ damit ich deſto eher zu andern Sachen ſchreiten/ befehle ich dir/ lieber Bruder/ dieſe kurtze Ermahnung/ und eile zu denen geiſtlichen gewoͤhnten Abtoͤdtungen. Lebe wohl. Die
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Die Zwey und Dreiſſigſte Geiſtliche Lection
wegen gewiß/ daß ſonſten viele vergehen/ wann ſie nichtdurch der Guten
Exempel bewegt zu einem beſſern Leben ſchreiteten. Daher ſagt S Grego-
rius: Es ſolten die Suͤnder nimmer zum Bord der Buß wiederkehren/ wann
keine gute Exempeln waͤren/ welche ihre Gemuͤther zuruͤck zieheten. Jm
uͤbrigen/ wie gluͤckſeelig dieſe einmahl ſeyn werden/ welche ihrem Naͤchſten
mit einem guten Exempel fuͤrleuchten/ koͤnnen wir auß dem entgegen geſetz-
ten Beweiß ſchlieſſen/ wo der HErr Chriſtus einem Aergernuß geben-
den Menſchen das ewige Wehe verdoppelt/ derhalben weil der Seeligma-
cher nicht weniger gut iſt in Belohnung Geben/ als gerecht in Suͤnden
ſtraffen/ ſo folget wohl/ daß/ wie er die Aergernuß gebenden mit dem
ewigen Wehe ſtraffet/ alſo die Exemplariſchen mit dem ewigen Leben wohl
vergelten werde. Dahero ruffet S. Chryſoſtomus auß: deß jenigen Seele
iſt gluͤckſeelig und gebenedeyet/ deſſen Demut eines andern Hoffart zu ſchan-
den macht/ deſſen Gedult deß Nechſten Neid außloͤſchet. Dieſem gibt unſer
H. Vatter Auguſtinus Beyfall/ ſagend: So viel einer mit dem Exempel eines
Heiligen Lebens wird aufferbauet haben/ mit ſo vielen/ und fuͤr ſo vielen
wird er den Lohn der Vergeltung deß ewigen Lebens empfangen: und ſo vie-
len er ein Exempel einer boͤſen Wandlung gegeben/ ob ihm gleich andert
nicht folgen/ vor ſo viele Boͤſen wird er Rechenſchafft geben muͤſſen.
Aber/ damit ich deſto eher zu andern Sachen ſchreiten/ befehle ich
dir/ lieber Bruder/ dieſe kurtze Ermahnung/ und eile zu denen
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