Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Vom Laster deß Fraaßes und der Trunckenheit. du/ mein Vetter/ der du alle Forcht deß wahren GOttes von dir verworffenund nunmehr eine geraume Zeit in Sänden gelebt hast/ du must mit mir von hinnen/ und mit mir ewig brennen; mach dich zur reisen fertig/ mein Bluts-Verwandter; wir müssen einen andern Tantzthuen/ die herrliche Ta- fiel mit allen deinen Reichthumen mustu andern zu theil lassen/ diese Welt muß mit einer andern unbekenten Welt verwechßlet/ und das Zeitliche mit dem Ewigen vertauschet werden. Uber diesem hat der verdambte Geist den Leontium ergriffen/ und mit solcher Gewalt an die Wände deß Zimmers geschmettert/ daß mit dem Gehirn und Blut die Mauren bekleidet worden: und weilen man von übrigem Leib nichts mehr gefunden hat/ so stehet zu glauben/ daß dieser Groß-Vatter seinen Vetter mie Leib und Seel zu sich in die ewige Verdambnuß hinweg geschlept habe. Dieß ist der Außgang eines Gast-Mahls. 7. Was nun bißhero von dem Fraß gemeldet worden/ daß kan ebenfals wann K k k 3
Vom Laſter deß Fraaßes und der Trunckenheit. du/ mein Vetter/ der du alle Forcht deß wahren GOttes von dir verworffenund nunmehr eine geraume Zeit in Saͤnden gelebt haſt/ du muſt mit mir von hinnen/ und mit mir ewig brennen; mach dich zur reiſen fertig/ mein Bluts-Verwandter; wir muͤſſen einen andern Tantzthuen/ die herrliche Ta- fiel mit allen deinen Reichthumen muſtu andern zu theil laſſen/ dieſe Welt muß mit einer andern unbekenten Welt verwechßlet/ und das Zeitliche mit dem Ewigen vertauſchet werden. Uber dieſem hat der verdambte Geiſt den Leontium ergriffen/ und mit ſolcher Gewalt an die Waͤnde deß Zimmers geſchmettert/ daß mit dem Gehirn und Blut die Mauren bekleidet worden: und weilen man von uͤbrigem Leib nichts mehr gefunden hat/ ſo ſtehet zu glauben/ daß dieſer Groß-Vatter ſeinen Vetter mie Leib und Seel zu ſich in die ewige Verdambnuß hinweg geſchlept habe. Dieß iſt der Außgang eines Gaſt-Mahls. 7. Was nun bißhero von dem Fraß gemeldet worden/ daß kan ebenfals wann K k k 3
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Vom Laſter deß Fraaßes und der Trunckenheit.
du/ mein Vetter/ der du alle Forcht deß wahren GOttes von dir verworffen
und nunmehr eine geraume Zeit in Saͤnden gelebt haſt/ du muſt mit mir
von hinnen/ und mit mir ewig brennen; mach dich zur reiſen fertig/ mein
Bluts-Verwandter; wir muͤſſen einen andern Tantzthuen/ die herrliche Ta-
fiel mit allen deinen Reichthumen muſtu andern zu theil laſſen/ dieſe Welt
muß mit einer andern unbekenten Welt verwechßlet/ und das Zeitliche mit
dem Ewigen vertauſchet werden. Uber dieſem hat der verdambte Geiſt den
Leontium ergriffen/ und mit ſolcher Gewalt an die Waͤnde deß Zimmers
geſchmettert/ daß mit dem Gehirn und Blut die Mauren bekleidet worden:
und weilen man von uͤbrigem Leib nichts mehr gefunden hat/ ſo ſtehet zu
glauben/ daß dieſer Groß-Vatter ſeinen Vetter mie Leib und Seel zu ſich
in die ewige Verdambnuß hinweg geſchlept habe. Dieß iſt der Außgang
eines Gaſt-Mahls.
7. Was nun bißhero von dem Fraß gemeldet worden/ daß kan ebenfals
von der Trunckenheit geſagt werden; und gleich wie dieſe beyde Laſter ſich
immer pflegen zu vergeſellſchafften; alſo findet man/ daß von einem ſo wohl/
als vom andern ſehr merckliche Ubel entſtanden ſeynd. Der fromme Loth
hat durch die boͤſe Exempel ſeiner Nachbarn/ der Sodomiter und Gomor-
reyer nicht koͤnnen zum Fall gebracht werden; vom Wein aber iſt er uͤber-
wunden worden/ und hat ſich in der Trunckenheit mit einer doppelten Blut-
Schand beflecket. Der ſtarcke Samſon/ da er vom Wein berauſchet iſt/
wird er durch eine Buhlerin ſeinen Feinden in die Haͤnde gelieffert. Da-
hero ermahnet uns der Apoſtel/ und ſagt: Sauffet euch nicht voll
im Wein/ darin ein unzůchtig weſen iſt. Und der H. Hierony-
mus haltet darfuͤr/ daß alle/ ſo der Trunckenheit zugethan ſeynd (ſo da nemb-
lich ohne Rauſch nicht ſchlaffen koͤnnen) recht und wohl Kinder Belial/ das
iſt Kinder deß Teuffels moͤgen genennet werden; dieweilen der Bauch/ ſo
vom Wein ſiedet/ gar leicht zur Geilheit uͤberlauffet. Mit einer andern
gar ſchoͤnen Gleichnuß trettet ebenfals herfuͤr der H. Chryſoſtomus/ und
ſpricht: Gleich wie ein Schiff/ ſo mit dem Waſſer erfůllet
wird/ in den Grund ſincket/ wanns nicht kan erſchoͤfft
werden; alſo gehet der Menſch zu Grund/ wann er ſich
dem gefaͤhrlichen Meer der fůllerey und Trunckenheit
vertrauet: er verlieret alle ſeine Vernunfft/ und wird in den
Abgruund der Hoͤllen geſtůrtzet. Solſtu nun/ mein Chriſtliche
Seel/ uͤber dieſe Meinung der H. H. Vaͤtter ein bedencken haben; als
wann
Gen. 19.
Jud. 16.
c. 5. 18.
In Reg.
Mon.
Hom. 9.
in Gen.
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