Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von dem Gebett. lich erworben hat/ oder zu erwerben trachtet/ ein Anfang ist: und in selbigemIn Itin.Perf. c . 28 das Leben aller Christ Glaubigen bestehet und dessen Ubung so kräfftig ist/ daß nach Meinung deß H. Jgnatii Lojola/ auch emm eintziges Viertel-Stund/ so in derselben recht und wohl wird angewendet/ den Menschen in kurtzer Zeit zur höchsten Staffel der Vollkommenheit zu erheben bestand seye; der- halben hat der sehr gelehrte und Geistreiche Vatter Franciscus Suarez die- se Ubung deß innerlichen Gebetts so hoch geachtet; daß er gern bekennet; er wolle lieber alle seine Wissenschafft auff einmahl verlichren/ als ein eintziges Stündlera der gewönlichen Betrachtung/ oder innerlichen Gebetts unter- lassen: zumahlen durch keine Sach das menschliche Hertz besser in der Liebe Gottes mag entzündet werden/ als durch ein auffmercksame Betrachtung; wie der Königliche Prophet selbst eefahren/ und derhalben also spricht:Ps. 38. v. 4 Mein Hertz ist entbrandt in mir/ und in meiner Betrach- tung ist ein Feuer angangen. Dann gleich wie auß einem Feuer- Stein/ wann er auff Stahel geschlagen wird/ die Funcken häuffig her- vorspringen: also/ sagt der H. Cyrillus/ wird das Feuer der Liebe Gottes/ und die Begierd der Vollkommenheit in uns entzündet; wann nemblich das Hertz krafft deß innerlichen Gebetts und Betrachtung gerühret wird. Auch beschreibt der H. Bernardus die herrliche Wirckungen der Betrach- tung mit diesen Worten: Diese Betrachtung reiniget dasL. 1. de Consid. c. 7. Hertz/ in welchem sie entstehet/ sie beherschet die Nei- gungen/ regieret die Wirckungen/ bessert die Fehler/ richtet ein die Sitten/ macht den Handel und Wandel deß Menschen ehrbarlich; sie verordnet das jenige/ was ins kunfftig zu thuen und zu lassen ist; und endlich uberlegt und idriget sie die begangene Thaten/ damit im Hertzen nichts verbleibe/ daß nicht gebessert ist/ oder die Besserung vonnöthen habe. Diese ist die jenige/ so da im Stand der Gluckseeligkeit die kunfftige Widerwärtig- keit von weitem anschauet/ und zu selbiger sich be- reitet: hergegen aber im Stand der Widerwärtikeit/ gleichsamb unempfindlich und unbeweglich ist. Mit dieser Meinung stimmen ein die Wort deß S. Laurenti Justiniani: un-de Casto connub. c. 22. ter allen Mitteln seine Seel im Zaum zu halten/ und GOtt zugefallen/ ist daß beste und bequemlichste/ ein auffmercksame Betrachtung im innerlichen Ge- bett: dieweilen durch selbige das Hertz von den eusserlichen Dingen abge- wendet/ und zu ihm wider zukehren gezwungen wird. Dise Betrachtung ist ein Zucht
Von dem Gebett. lich erworben hat/ oder zu erwerben trachtet/ ein Anfang iſt: und in ſelbigemIn Itin.Perf. c . 28 das Leben aller Chriſt Glaubigen beſtehet und deſſen Ubung ſo kraͤfftig iſt/ daß nach Meinung deß H. Jgnatii Lojola/ auch em̃ eintziges Viertel-Stund/ ſo in derſelben recht und wohl wird angewendet/ den Menſchen in kurtzer Zeit zur hoͤchſten Staffel der Vollkommenheit zu erheben beſtand ſeye; der- halben hat der ſehr gelehrte und Geiſtreiche Vatter Franciſcus Suarez die- ſe Ubung deß innerlichen Gebetts ſo hoch geachtet; daß er gern bekennet; er wolle lieber alle ſeine Wiſſenſchafft auff einmahl verlichren/ als ein eintziges Stuͤndlera der gewoͤnlichen Betrachtung/ oder innerlichen Gebetts unter- laſſen: zumahlen durch keine Sach das menſchliche Hertz beſſer in der Liebe Gottes mag entzuͤndet werden/ als durch ein auffmerckſame Betrachtung; wie der Koͤnigliche Prophet ſelbſt eefahren/ und derhalben alſo ſpricht:Pſ. 38. v. 4 Mein Hertz iſt entbrandt in mir/ und in meiner Betrach- tung iſt ein Feuer angangen. Dann gleich wie auß einem Feuer- Stein/ wann er auff Stahel geſchlagen wird/ die Funcken haͤuffig her- vorſpringen: alſo/ ſagt der H. Cyrillus/ wird das Feuer der Liebe Gottes/ und die Begierd der Vollkommenheit in uns entzuͤndet; wann nemblich das Hertz krafft deß innerlichen Gebetts und Betrachtung geruͤhret wird. Auch beſchreibt der H. Bernardus die herrliche Wirckungen der Betrach- tung mit dieſen Worten: Dieſe Betrachtung reiniget dasL. 1. de Conſid. c. 7. Hertz/ in welchem ſie entſtehet/ ſie beherſchet die Nei- gungen/ regieret die Wirckungen/ beſſert die Fehler/ richtet ein die Sitten/ macht den Handel und Wandel deß Menſchen ehrbarlich; ſie verordnet das jenige/ was ins kůnfftig zu thuen und zu laſſen iſt; und endlich ůberlegt und idriget ſie die begangene Thaten/ damit im Hertzen nichts verbleibe/ daß nicht gebeſſert iſt/ oder die Beſſerung vonnoͤthen habe. Dieſe iſt die jenige/ ſo da im Stand der Glůckſeeligkeit die kůnfftige Widerwaͤrtig- keit von weitem anſchauet/ und zu ſelbiger ſich be- reitet: hergegen aber im Stand der Widerwaͤrtikeit/ gleichſamb unempfindlich und unbeweglich iſt. Mit dieſer Meinung ſtimmen ein die Wort deß S. Laurenti Juſtiniani: un-de Caſto connub. c. 22. ter allen Mitteln ſeine Seel im Zaum zu halten/ und GOtt zugefallen/ iſt daß beſte und bequemlichſte/ ein auffmerckſame Betrachtung im innerlichen Ge- bett: dieweilen durch ſelbige das Hertz von den euſſerlichen Dingen abge- wendet/ und zu ihm wider zukehren gezwungen wird. Diſe Betrachtung iſt ein Zucht
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Von dem Gebett.
lich erworben hat/ oder zu erwerben trachtet/ ein Anfang iſt: und in ſelbigem
das Leben aller Chriſt Glaubigen beſtehet und deſſen Ubung ſo kraͤfftig iſt/ daß
nach Meinung deß H. Jgnatii Lojola/ auch em̃ eintziges Viertel-Stund/
ſo in derſelben recht und wohl wird angewendet/ den Menſchen in kurtzer
Zeit zur hoͤchſten Staffel der Vollkommenheit zu erheben beſtand ſeye; der-
halben hat der ſehr gelehrte und Geiſtreiche Vatter Franciſcus Suarez die-
ſe Ubung deß innerlichen Gebetts ſo hoch geachtet; daß er gern bekennet; er
wolle lieber alle ſeine Wiſſenſchafft auff einmahl verlichren/ als ein eintziges
Stuͤndlera der gewoͤnlichen Betrachtung/ oder innerlichen Gebetts unter-
laſſen: zumahlen durch keine Sach das menſchliche Hertz beſſer in der Liebe
Gottes mag entzuͤndet werden/ als durch ein auffmerckſame Betrachtung;
wie der Koͤnigliche Prophet ſelbſt eefahren/ und derhalben alſo ſpricht:
Mein Hertz iſt entbrandt in mir/ und in meiner Betrach-
tung iſt ein Feuer angangen. Dann gleich wie auß einem Feuer-
Stein/ wann er auff Stahel geſchlagen wird/ die Funcken haͤuffig her-
vorſpringen: alſo/ ſagt der H. Cyrillus/ wird das Feuer der Liebe Gottes/
und die Begierd der Vollkommenheit in uns entzuͤndet; wann nemblich
das Hertz krafft deß innerlichen Gebetts und Betrachtung geruͤhret wird.
Auch beſchreibt der H. Bernardus die herrliche Wirckungen der Betrach-
tung mit dieſen Worten: Dieſe Betrachtung reiniget das
Hertz/ in welchem ſie entſtehet/ ſie beherſchet die Nei-
gungen/ regieret die Wirckungen/ beſſert die Fehler/
richtet ein die Sitten/ macht den Handel und Wandel deß
Menſchen ehrbarlich; ſie verordnet das jenige/
was ins kůnfftig zu thuen und zu laſſen iſt; und endlich
ůberlegt und idriget ſie die begangene Thaten/ damit im
Hertzen nichts verbleibe/ daß nicht gebeſſert iſt/ oder die
Beſſerung vonnoͤthen habe. Dieſe iſt die jenige/ ſo da im
Stand der Glůckſeeligkeit die kůnfftige Widerwaͤrtig-
keit von weitem anſchauet/ und zu ſelbiger ſich be-
reitet: hergegen aber im Stand der Widerwaͤrtikeit/
gleichſamb unempfindlich und unbeweglich iſt. Mit
dieſer Meinung ſtimmen ein die Wort deß S. Laurenti Juſtiniani: un-
ter allen Mitteln ſeine Seel im Zaum zu halten/ und GOtt zugefallen/ iſt daß
beſte und bequemlichſte/ ein auffmerckſame Betrachtung im innerlichen Ge-
bett: dieweilen durch ſelbige das Hertz von den euſſerlichen Dingen abge-
wendet/ und zu ihm wider zukehren gezwungen wird. Diſe Betrachtung iſt ein
Zucht
In Itin.
Perf. c . 28
Pſ. 38. v. 4
L. 1. de
Conſid.
c. 7.
de Caſto
connub.
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