Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Deß innerlichen Gebetts. Warheit unverletzt verbleibe. Oder also. Wer wird mich scheiden vondieser Warheit? Jch bin versichert/ daß weder Creutz noch Leyden/ weder Fewr noch Pfeile/ weder auch die Pein der Verdambten mich werden kön- nen von selbiger absönderen. Deine Warheit/ O Herr/ kan niemand betrie- gen/ und deine Weißheit kan nicht betrogen werden. Du hasts gesagt; dar- umb ists mir sicherer/ als alle Vernunfft; und bin ich auch solches mit mei- nem Blut zu unterschreiben/ so willig als schuldig. Die Hoffnung wird ermuntert auß Erwegung der unendlichen Die Liebe wird meistens erweckt durch die Erwegung der Gütig-
Deß innerlichen Gebetts. Warheit unverletzt verbleibe. Oder alſo. Wer wird mich ſcheiden vondieſer Warheit? Jch bin verſichert/ daß weder Creutz noch Leyden/ weder Fewr noch Pfeile/ weder auch die Pein der Verdambten mich werden koͤn- nen von ſelbiger abſoͤnderen. Deine Warheit/ O Herr/ kan niemand betrie- gen/ und deine Weißheit kan nicht betrogen werden. Du haſts geſagt; dar- umb iſts mir ſicherer/ als alle Vernunfft; und bin ich auch ſolches mit mei- nem Blut zu unterſchreiben/ ſo willig als ſchuldig. Die Hoffnung wird ermuntert auß Erwegung der unendlichen Die Liebe wird meiſtens erweckt durch die Erwegung der Guͤtig-
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Deß innerlichen Gebetts.
Warheit unverletzt verbleibe. Oder alſo. Wer wird mich ſcheiden von
dieſer Warheit? Jch bin verſichert/ daß weder Creutz noch Leyden/ weder
Fewr noch Pfeile/ weder auch die Pein der Verdambten mich werden koͤn-
nen von ſelbiger abſoͤnderen. Deine Warheit/ O Herr/ kan niemand betrie-
gen/ und deine Weißheit kan nicht betrogen werden. Du haſts geſagt; dar-
umb iſts mir ſicherer/ als alle Vernunfft; und bin ich auch ſolches mit mei-
nem Blut zu unterſchreiben/ ſo willig als ſchuldig.
Die Hoffnung wird ermuntert auß Erwegung der unendlichen
Barmhertzigkeit und Liebe Gottes/ auff folgende Weiß: Warumb biſtu
trawrig/ meine Seel/ und warumb betruͤbeſtu mich? Du haſt ja die Guͤte
und Barmhertzigkeit Gottes bey Handen/ ſo dir helffen will: du haſt die All-
macht bereit/ ſo dir helffen kan: du haſt das Blut und die Verdienſten Chriſti/
ſo bey dem Himliſchen Vatter fuͤr dich anhalten. So werffe dich dann/
meine Seel/ in die Armben der Barmhertzigkeit und Allmacht Gottes.
Gleich wie du auß dir ſelbſten nichts vermagſt/ alſo vermagſtu Alles in dem/
der dich ſtaͤrcket. Oder alſo. Auff dich/ OHerr/ hab ich gehoffet/ und
wer wird mir ſchaden koͤnnen? Noch Welt/ noch Teuffel/ noch Fleiſch wird
gegen mich obſiegen. Jch werd in Ewigkeit nicht ſchamroth werden. Die-
weilen ich/ mein. Gott und Herr auff dirh hoffe/ ſo getrawe ich mir durch
deine Gnad alle meine Maͤngel zu beſſeren/ alle Laſteren zu vertilgen; und
alle Tugenten zu erwerben. Alle meine Gebain/ alle Glieder ſollen ſagen/
und was in mir iſt/ ſoll ruffen: Du biſt meine Hoffnung/ mein Gott und
Herr in alle Ewigkeit.
Die Liebe wird meiſtens erweckt durch die Erwegung der
Eigenſchafften Gottes/ als da iſt/ die Guͤtigkeit/ die Liebe &c. Auch auß
der Gedaͤchtnuß der Wohlthaten Gottes/ und aller Wort/ welche Chriſtus
unſerthalben geredet/ und was Er außgeſtanden hat/ auff folgende Ma-
nier. Herr/ du weiſt/ daß ich dich liebe: dieweilen du allein gut biſt/ allein
heilig/ und allein wuͤrdig biſt/ daß du von allen Craturen geliebet werdeſt.
O ihr brennende Cherubim/ und du Koͤnigin der Cherubim/ erſetzet doch
durch ewere Lieb alles/ was meiner allerſchuͤldigſten Lieb ermanglet! O mein
liebſter Gott! leben will ich/ und ſterben will ich dir zu Lieb: lieber will ich
ſterben/ als dich nicht lieben/ O mein Gott! Oder alſo. O Herr/ was
hab ich im Himmel/ und was hab ich auff Erden begehrt auſſer dir? Du
biſt allein der Gott meines Hertzens/ und mein Theil/ O Gott/ in Ewig-
keit. Jch will dich lieben/ mein Gott/ nicht darumb/ daß du mir Guts
thueſt; ſonderen weilen du in dir ſelbſten biſt die Allerhoͤchſte und unendliche
Guͤtig-
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