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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Danckbarkeit.
nun die Lection von der Danckbarkeit vornehmen/ die wir unserm lieben
GOtt und HErrn am meisten schuldig seynd. Gleich wie dann die Un-
danckbarkeit ein so grausames und verfluchtes Laster ist; daß/ wie der Wei-
se Seneca bezeugt/ alle Gesetz insgesambt keine so grosse Straff haben fin-
den können/ mit welcher sie die Undanckbarkeit der Gebühr nach züchtigen
mögen: also ist die Danckbarkeit hergegen/ GOtt und den Menschen eine
so angenehme Tugend; daß/ der von einem guten Werck zum andern glück-
lich zu schreiten/ in seinem Gebett von GOtt erhört/ und mit Gnaden er-
füllet zu werden/ auch endlich GOtt und den Menschen zu gefallen verlan-
get; durch diese Tugend daß alles leiehtlich erlangen könne. Ey/ so lobe/
so preise/ und dancke deinem GOtt/ mein Christliche Seel/ für alle Wohl-
thaten/ mit den drey Knaben im Babylonischen Feuer-Ofen; lade ein alle/
so himmlisch als irrdische Creaturen zum Lob-Gesang deines HErrn/ und
unterlasse nicht/ auch für die allergeringste Wolthaten den schuldigen Danck
nach deiner Wenig- und Mögligkeit gebührend abzustatten; auff daß du
dich dadurch mehrere und grössere Wohlthaten zu empfangen fähig machest/
wie der gelehrte Cassiodorus neben andern H. H. Vättern darfür haltet und
sagt: Wer mit Danckbarkeit annimbt das Wenige/ derEpist. [4].
wird zu grössern Wohlthaten eingeladen: und wer die
empfangene Gutthaten erkennet/ der kan sich Hoffnung
machen neue Gnaden zu empfangen.

2. Dahero ermahnet uns der gottseelige Thomas Kempensis/ und sagt:
Seye danckbar für das wenigste/ so wirstu würdig seyn/ ein grösseres zu
bekommen. Und der heilige Damascenuß sagt: daß/ gleich wie ein gerin-In Vita
Barlaam.

ge Artzney den Menschen offt von grossen Kranckheiten heylet; also
bringen uns die Dancksagungen/ so wir unserm Herren auch für die allerge-
ringste Wohlthaten gethan haben/ offt sehr grosse Güter zu wegen. Dahe-
ro sagt der H. Bernardus: Glückselig ist der Mensch/ wann er zu allen Ga-
ben der Gnaden sich zu dem jenigen wendet/ in welchem ist die Fülle aller
Gnaden: wann wir selbigem für die empfangene Dinge uns nicht un-
danckbar erzeigen; so machen wir in uns der Gnaden-Platz/ auff daß wir grös-
sere Sachen zubekommen gewürdiget werden. Wollen wir denmit den Wohl-
thaten Gottes überheuffet werden; so lasset uns durch die immerwehrende
Dancksagung/ der empfangenen Gnaden eingedenck seyn: dieweilen/
nach Meinung deß H. Chrysostomi/ die Gedächtnuß und stete Be-In Tract
de Symb.
Idem in
Ps.
49.

kentnuß der Gnaden und Wohlthaten die beste Hüterin
derselben ist.
Und widerumb sagt dieser H Vatter. Nichts macht

den
Q q q 3

Von der Danckbarkeit.
nun die Lection von der Danckbarkeit vornehmen/ die wir unſerm lieben
GOtt und HErrn am meiſten ſchuldig ſeynd. Gleich wie dann die Un-
danckbarkeit ein ſo grauſames und verfluchtes Laſter iſt; daß/ wie der Wei-
ſe Seneca bezeugt/ alle Geſetz insgeſambt keine ſo groſſe Straff haben fin-
den koͤnnen/ mit welcher ſie die Undanckbarkeit der Gebuͤhr nach zuͤchtigen
moͤgen: alſo iſt die Danckbarkeit hergegen/ GOtt und den Menſchen eine
ſo angenehme Tugend; daß/ der von einem guten Werck zum andern gluͤck-
lich zu ſchreiten/ in ſeinem Gebett von GOtt erhoͤrt/ und mit Gnaden er-
fuͤllet zu werden/ auch endlich GOtt und den Menſchen zu gefallen verlan-
get; durch dieſe Tugend daß alles leiehtlich erlangen koͤnne. Ey/ ſo lobe/
ſo preiſe/ und dancke deinem GOtt/ mein Chriſtliche Seel/ fuͤr alle Wohl-
thaten/ mit den drey Knaben im Babyloniſchen Feuer-Ofen; lade ein alle/
ſo himmliſch als irrdiſche Creaturen zum Lob-Geſang deines HErrn/ und
unterlaſſe nicht/ auch fuͤr die allergeringſte Wolthaten den ſchuldigen Danck
nach deiner Wenig- und Moͤgligkeit gebuͤhrend abzuſtatten; auff daß du
dich dadurch mehrere und groͤſſere Wohlthaten zu empfangen faͤhig macheſt/
wie der gelehrte Caſſiodorus neben andern H. H. Vaͤttern darfuͤr haltet und
ſagt: Wer mit Danckbarkeit annimbt das Wenige/ derEpiſt. [4].
wird zu groͤſſern Wohlthaten eingeladen: und wer die
empfangene Gutthaten erkennet/ der kan ſich Hoffnung
machen neue Gnaden zu empfangen.

2. Dahero ermahnet uns der gottſeelige Thomas Kempenſis/ und ſagt:
Seye danckbar fuͤr das wenigſte/ ſo wirſtu wuͤrdig ſeyn/ ein groͤſſeres zu
bekommen. Und der heilige Damaſcenuß ſagt: daß/ gleich wie ein gerin-In Vita
Barlaam.

ge Artzney den Menſchen offt von groſſen Kranckheiten heylet; alſo
bringen uns die Danckſagungen/ ſo wir unſerm Herren auch fuͤr die allerge-
ringſte Wohlthaten gethan haben/ offt ſehr groſſe Guͤter zu wegen. Dahe-
ro ſagt der H. Bernardus: Gluͤckſelig iſt der Menſch/ wann er zu allen Ga-
ben der Gnaden ſich zu dem jenigen wendet/ in welchem iſt die Fuͤlle aller
Gnaden: wann wir ſelbigem fuͤr die empfangene Dinge uns nicht un-
danckbar erzeigen; ſo machen wir in uns der Gnaden-Platz/ auff daß wir groͤſ-
ſere Sachen zubekommen gewuͤrdiget werden. Wollen wir denmit den Wohl-
thaten Gottes uͤberheuffet werden; ſo laſſet uns durch die immerwehrende
Danckſagung/ der empfangenen Gnaden eingedenck ſeyn: dieweilen/
nach Meinung deß H. Chryſoſtomi/ die Gedaͤchtnuß und ſtete Be-In Tract
de Symb.
Idem in
Pſ.
49.

kentnuß der Gnaden und Wohlthaten die beſte Hüterin
derſelben iſt.
Und widerumb ſagt dieſer H Vatter. Nichts macht

den
Q q q 3
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[493/0521] Von der Danckbarkeit. nun die Lection von der Danckbarkeit vornehmen/ die wir unſerm lieben GOtt und HErrn am meiſten ſchuldig ſeynd. Gleich wie dann die Un- danckbarkeit ein ſo grauſames und verfluchtes Laſter iſt; daß/ wie der Wei- ſe Seneca bezeugt/ alle Geſetz insgeſambt keine ſo groſſe Straff haben fin- den koͤnnen/ mit welcher ſie die Undanckbarkeit der Gebuͤhr nach zuͤchtigen moͤgen: alſo iſt die Danckbarkeit hergegen/ GOtt und den Menſchen eine ſo angenehme Tugend; daß/ der von einem guten Werck zum andern gluͤck- lich zu ſchreiten/ in ſeinem Gebett von GOtt erhoͤrt/ und mit Gnaden er- fuͤllet zu werden/ auch endlich GOtt und den Menſchen zu gefallen verlan- get; durch dieſe Tugend daß alles leiehtlich erlangen koͤnne. Ey/ ſo lobe/ ſo preiſe/ und dancke deinem GOtt/ mein Chriſtliche Seel/ fuͤr alle Wohl- thaten/ mit den drey Knaben im Babyloniſchen Feuer-Ofen; lade ein alle/ ſo himmliſch als irrdiſche Creaturen zum Lob-Geſang deines HErrn/ und unterlaſſe nicht/ auch fuͤr die allergeringſte Wolthaten den ſchuldigen Danck nach deiner Wenig- und Moͤgligkeit gebuͤhrend abzuſtatten; auff daß du dich dadurch mehrere und groͤſſere Wohlthaten zu empfangen faͤhig macheſt/ wie der gelehrte Caſſiodorus neben andern H. H. Vaͤttern darfuͤr haltet und ſagt: Wer mit Danckbarkeit annimbt das Wenige/ der wird zu groͤſſern Wohlthaten eingeladen: und wer die empfangene Gutthaten erkennet/ der kan ſich Hoffnung machen neue Gnaden zu empfangen. Epiſt. 4. 2. Dahero ermahnet uns der gottſeelige Thomas Kempenſis/ und ſagt: Seye danckbar fuͤr das wenigſte/ ſo wirſtu wuͤrdig ſeyn/ ein groͤſſeres zu bekommen. Und der heilige Damaſcenuß ſagt: daß/ gleich wie ein gerin- ge Artzney den Menſchen offt von groſſen Kranckheiten heylet; alſo bringen uns die Danckſagungen/ ſo wir unſerm Herren auch fuͤr die allerge- ringſte Wohlthaten gethan haben/ offt ſehr groſſe Guͤter zu wegen. Dahe- ro ſagt der H. Bernardus: Gluͤckſelig iſt der Menſch/ wann er zu allen Ga- ben der Gnaden ſich zu dem jenigen wendet/ in welchem iſt die Fuͤlle aller Gnaden: wann wir ſelbigem fuͤr die empfangene Dinge uns nicht un- danckbar erzeigen; ſo machen wir in uns der Gnaden-Platz/ auff daß wir groͤſ- ſere Sachen zubekommen gewuͤrdiget werden. Wollen wir denmit den Wohl- thaten Gottes uͤberheuffet werden; ſo laſſet uns durch die immerwehrende Danckſagung/ der empfangenen Gnaden eingedenck ſeyn: dieweilen/ nach Meinung deß H. Chryſoſtomi/ die Gedaͤchtnuß und ſtete Be- kentnuß der Gnaden und Wohlthaten die beſte Hüterin derſelben iſt. Und widerumb ſagt dieſer H Vatter. Nichts macht den In Vita Barlaam. In Tract de Symb. Idem in Pſ. 49. Q q q 3

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/521>, abgerufen am 22.11.2024.