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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Viertzigste Geistliche Lection
Luc. 1. c.
2.
Paradeiß. Die Beicht/ sagt der H. Jsidorus/ Heylet/ die Beicht
rechtfertiget/ die Beicht gibt den Sünden Nachlaß. Alle
Hoffnung bestehet in der Beicht: die Beicht ist ein Ort
der Barmhertzigkeit. Kein so schwäre Schuld ist welche
durch die Beicht nicht vergeben wird.
Das diesem nun also
seye/ kanstu/ mein Christliche Seel/ auß den folgenden Zielen abnehmen.

Grad. 4.
Historia

2. Der gottseelige Climacus erzehlet; daß zu der Zeit/ da er sich in einem
frembden Kloster auffgehalten/ von dem Vorsteher ein Mörder zu selbigem
seye angenommen worden; deme er dann erlaubet/ daß er vorhero dersel-
ben Geistlichen Weiß und Manier zu leben/ in seinen weltlichen Kleidern
beschauen/ und also bey sich schliessen könte/ ob er zu solchem Stand beruffen
seye/ oder mit. Nachdem der vor gemeldte Mörder diesem nachgelebt/ und eine
heldenmütige Resolution gefasset/ sein Leben zu bessern/ und dasselbe denen andern
büssenden Geistlichen gleichförmig zu machen; hat er in Gegenwart deß Vor-
stehers alles gern bekent/ was er imer Böses und Sündhafftes begangen habe.
Warum ihme befohlen worden/ daß er diese sämbtliche Missethaten vor der
gantzen Gemeinde (so sich in die 220 Geistliche Personen erstrecket) erzehlen
solte. Zu dem er sich dan nit allein gantz willig und frölig erzeigt; sonderen hat
sich auch anerbotten/ sein überauß bößhafftes Leben/ zu seiner mehreren Con-
fusion/ in Mitten der Stadt Alexandria zu entdecken. Zu dieser öffentlichen
Beicht ist der Missethäter mit auff dem Rucken gebundenen Händen/ mit
einem sehr harten Cilicio bekleidet; auch mit Aschrn bestrewet/ zu aller Men-
schen grosse Verwunderung und Mitleyden/ von einigen Geistlichen unter
beharrlichem Strichelen/ zur Kirchen gezogen worden. Ehe er aber zur
Kirchen hinein kommen/ hat ihnen der Vorsteher mit so erschrockend er
Stimm angeredet/ und ihm befohlen/ er solle still stehen/ weilen er
nicht würdig wäre zur Kirchen hineinzugehen/ daß er alsbald zu
Boden gefallen und mit seinen Zährendie Erd benetzet hat. Nach
dem er auffgestanden/ hat er angefangen/ alle seine Sünden/ so sehr
viele an der Zahl und über auß groß und erschröcklich gewesen/ zu erzehlen.
Nachdem dieses geschehen/ ist er von dem Vorsteher auffgenommen worden;
und hat sich zugetragen/ daß einer deren Geistlichen in wärender dieser
Beicht gesehen/ daß ein grosser und grausamber Mann einen geschriebenen
Brieff und Feder in der Hand gehalten/ und was der vorgemeldte Mörder
gebeichtet/ habe er vor und nach außgetilget.

Apud
Disc.
Historia.

3. Cäsarius erzehlet/ daß ein sicher Priester ein Weib eines Soldaten
geschändet habe/ welcher auß sicheren Zeichen hierüber Argwohn geschöpfft

hatte

Die Viertzigſte Geiſtliche Lection
Luc. 1. c.
2.
Paradeiß. Die Beicht/ ſagt der H. Jſidorus/ Heylet/ die Beicht
rechtfertiget/ die Beicht gibt den Sünden Nachlaß. Alle
Hoffnung beſtehet in der Beicht: die Beicht iſt ein Ort
der Barmhertzigkeit. Kein ſo ſchwaͤre Schuld iſt welche
durch die Beicht nicht vergeben wird.
Das dieſem nun alſo
ſeye/ kanſtu/ mein Chriſtliche Seel/ auß den folgenden Zielen abnehmen.

Grad. 4.
Hiſtoria

2. Der gottſeelige Climacus erzehlet; daß zu der Zeit/ da er ſich in einem
frembden Kloſter auffgehalten/ von dem Vorſteher ein Moͤrder zu ſelbigem
ſeye angenommen worden; deme er dann erlaubet/ daß er vorhero derſel-
ben Geiſtlichen Weiß und Manier zu leben/ in ſeinen weltlichen Kleidern
beſchauen/ und alſo bey ſich ſchlieſſen koͤnte/ ob er zu ſolchem Stand beruffen
ſeye/ oder mit. Nachdem der vor gemeldte Moͤrder dieſem nachgelebt/ und eine
heldenmuͤtige Reſolution gefaſſet/ ſein Lebẽ zu beſſern/ und daſſelbe denẽ andern
buͤſſendẽ Geiſtlichen gleichfoͤrmig zu machen; hat er in Gegenwart deß Vor-
ſtehers alles gern bekent/ was er imer Boͤſes und Suͤndhafftes begangen habe.
Warum ihme befohlen worden/ daß er dieſe ſaͤmbtliche Miſſethaten vor der
gantzen Gemeinde (ſo ſich in die 220 Geiſtliche Perſonen erſtrecket) erzehlen
ſolte. Zu dem er ſich dan nit allein gantz willig und froͤlig erzeigt; ſonderen hat
ſich auch anerbotten/ ſein uͤberauß boͤßhafftes Leben/ zu ſeiner mehreren Con-
fuſion/ in Mitten der Stadt Alexandria zu entdecken. Zu dieſer oͤffentlichen
Beicht iſt der Miſſethaͤter mit auff dem Rucken gebundenen Haͤnden/ mit
einem ſehr harten Cilicio bekleidet; auch mit Aſchrn beſtrewet/ zu aller Men-
ſchen groſſe Verwunderung und Mitleyden/ von einigen Geiſtlichen unter
beharrlichem Strichelen/ zur Kirchen gezogen worden. Ehe er aber zur
Kirchen hinein kommen/ hat ihnen der Vorſteher mit ſo erſchrockend er
Stimm angeredet/ und ihm befohlen/ er ſolle ſtill ſtehen/ weilen er
nicht wuͤrdig waͤre zur Kirchen hineinzugehen/ daß er alsbald zu
Boden gefallen und mit ſeinen Zaͤhrendie Erd benetzet hat. Nach
dem er auffgeſtanden/ hat er angefangen/ alle ſeine Suͤnden/ ſo ſehr
viele an der Zahl und uͤber auß groß und erſchroͤcklich geweſen/ zu erzehlen.
Nachdem dieſes geſchehen/ iſt er von dem Vorſteher auffgenommen worden;
und hat ſich zugetragen/ daß einer deren Geiſtlichen in waͤrender dieſer
Beicht geſehen/ daß ein groſſer und grauſamber Mann einen geſchriebenen
Brieff und Feder in der Hand gehalten/ und was der vorgemeldte Moͤrder
gebeichtet/ habe er vor und nach außgetilget.

Apud
Diſc.
Hiſtoria.

3. Caͤſarius erzehlet/ daß ein ſicher Prieſter ein Weib eines Soldaten
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hatte
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[502/0530] Die Viertzigſte Geiſtliche Lection Paradeiß. Die Beicht/ ſagt der H. Jſidorus/ Heylet/ die Beicht rechtfertiget/ die Beicht gibt den Sünden Nachlaß. Alle Hoffnung beſtehet in der Beicht: die Beicht iſt ein Ort der Barmhertzigkeit. Kein ſo ſchwaͤre Schuld iſt welche durch die Beicht nicht vergeben wird. Das dieſem nun alſo ſeye/ kanſtu/ mein Chriſtliche Seel/ auß den folgenden Zielen abnehmen. Luc. 1. c. 2. 2. Der gottſeelige Climacus erzehlet; daß zu der Zeit/ da er ſich in einem frembden Kloſter auffgehalten/ von dem Vorſteher ein Moͤrder zu ſelbigem ſeye angenommen worden; deme er dann erlaubet/ daß er vorhero derſel- ben Geiſtlichen Weiß und Manier zu leben/ in ſeinen weltlichen Kleidern beſchauen/ und alſo bey ſich ſchlieſſen koͤnte/ ob er zu ſolchem Stand beruffen ſeye/ oder mit. Nachdem der vor gemeldte Moͤrder dieſem nachgelebt/ und eine heldenmuͤtige Reſolution gefaſſet/ ſein Lebẽ zu beſſern/ und daſſelbe denẽ andern buͤſſendẽ Geiſtlichen gleichfoͤrmig zu machen; hat er in Gegenwart deß Vor- ſtehers alles gern bekent/ was er imer Boͤſes und Suͤndhafftes begangen habe. Warum ihme befohlen worden/ daß er dieſe ſaͤmbtliche Miſſethaten vor der gantzen Gemeinde (ſo ſich in die 220 Geiſtliche Perſonen erſtrecket) erzehlen ſolte. Zu dem er ſich dan nit allein gantz willig und froͤlig erzeigt; ſonderen hat ſich auch anerbotten/ ſein uͤberauß boͤßhafftes Leben/ zu ſeiner mehreren Con- fuſion/ in Mitten der Stadt Alexandria zu entdecken. Zu dieſer oͤffentlichen Beicht iſt der Miſſethaͤter mit auff dem Rucken gebundenen Haͤnden/ mit einem ſehr harten Cilicio bekleidet; auch mit Aſchrn beſtrewet/ zu aller Men- ſchen groſſe Verwunderung und Mitleyden/ von einigen Geiſtlichen unter beharrlichem Strichelen/ zur Kirchen gezogen worden. Ehe er aber zur Kirchen hinein kommen/ hat ihnen der Vorſteher mit ſo erſchrockend er Stimm angeredet/ und ihm befohlen/ er ſolle ſtill ſtehen/ weilen er nicht wuͤrdig waͤre zur Kirchen hineinzugehen/ daß er alsbald zu Boden gefallen und mit ſeinen Zaͤhrendie Erd benetzet hat. Nach dem er auffgeſtanden/ hat er angefangen/ alle ſeine Suͤnden/ ſo ſehr viele an der Zahl und uͤber auß groß und erſchroͤcklich geweſen/ zu erzehlen. Nachdem dieſes geſchehen/ iſt er von dem Vorſteher auffgenommen worden; und hat ſich zugetragen/ daß einer deren Geiſtlichen in waͤrender dieſer Beicht geſehen/ daß ein groſſer und grauſamber Mann einen geſchriebenen Brieff und Feder in der Hand gehalten/ und was der vorgemeldte Moͤrder gebeichtet/ habe er vor und nach außgetilget. 3. Caͤſarius erzehlet/ daß ein ſicher Prieſter ein Weib eines Soldaten geſchaͤndet habe/ welcher auß ſicheren Zeichen hieruͤber Argwohn geſchoͤpfft hatte

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/530>, abgerufen am 22.11.2024.