Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Vier und Viertzigste Geistliche Lection meiner Arbeit und Sorge meines gantzen Lebens nur dieses außrichten kan;das deren eine auch nur ein eintzige Nacht sich von Sünden enthalte/ so will ich alle meine Kräfften anwenden/ daß auch in so geringer Zeit GOtt nicht beleidiget werde. 4. Wann nun dieses alles zu Vermeidung der Sünden noch nicht heff- 8. Wisse dann/ mein Christliche Seel/ daß die läßliche Sünd das ein
Die Vier und Viertzigſte Geiſtliche Lection meiner Arbeit und Sorge meines gantzen Lebens nur dieſes außrichten kan;das deren eine auch nur ein eintzige Nacht ſich von Suͤnden enthalte/ ſo will ich alle meine Kraͤfften anwenden/ daß auch in ſo geringer Zeit GOtt nicht beleidiget werde. 4. Wann nun dieſes alles zu Vermeidung der Suͤnden noch nicht heff- 8. Wiſſe dann/ mein Chriſtliche Seel/ daß die laͤßliche Suͤnd das ein
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0598" n="570"/><fw place="top" type="header">Die Vier und Viertzigſte Geiſtliche <hi rendition="#aq">Lection</hi></fw><lb/> meiner Arbeit und <hi rendition="#fr">S</hi>orge meines gantzen Lebens nur dieſes außrichten kan;<lb/> das deren eine auch nur ein eintzige Nacht ſich von <hi rendition="#fr">S</hi>uͤnden enthalte/ ſo<lb/> will ich alle meine Kraͤfften anwenden/ daß auch in ſo geringer Zeit GOtt<lb/> nicht beleidiget werde.</p><lb/> <p>4. Wann nun dieſes alles zu Vermeidung der <hi rendition="#fr">S</hi>uͤnden noch nicht heff-<lb/> ten will; ſo ſollen uns doch die grauſame <hi rendition="#fr">T</hi>ormenten der Hoͤllen/ als die ge-<lb/> buhrliche und unaußbleibliche <hi rendition="#fr">S</hi>traff derſelben/ davon abhalten. Wer<lb/> ſolte wohl ſo naͤrriſch ſeyn/ daß er ſich auch umb ein gantzes Koͤnigreich ei-<lb/> nen <hi rendition="#fr">T</hi>ag lang in einem feurigen Ofen braten lieſſe? und wir ſeynd ſo vee-<lb/> blente Haubt- Narren/ daß wir lieber wollen die grimmigſte und unertrtraͤg-<lb/> ligſte Peynen der ewigen Verdamnuß uns auff den Hals laden/ als die Ge-<lb/> fahr und Gelegenheit der <hi rendition="#fr">S</hi>uͤnden/ eine nichtswertige/ augenblickliche/<lb/> ſtinckende und abgeſchmackte Wolluſt; einen/ mtt recht und unrecht zuſam-<lb/> men geſcharreten Geld- <hi rendition="#fr">S</hi>chatz/ und dergleichen klebende Freuden verlaſ-<lb/> ſen. Werff von dir/ mein Chriſtliche <hi rendition="#fr">S</hi>eel/ ſo weit du kanſt/ alles<lb/> was ſuͤndhafft iſt/ damit dir nicht widerfahre/ was von den gottloſen Ba-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">c.</hi> 18.</note>bylonitern der heilige Joannes in ſeiner Offenbahrung geſehen. <hi rendition="#fr">Ein<lb/> ſtarcker Engel/</hi> ſagt er/ <hi rendition="#fr">hub einen Stein auff/ als einen<lb/> groſſen Mühl-Stein/ und warff ihn ins Meer</hi> (ins hoͤl-<lb/> liſche Meer) <hi rendition="#fr">und ſprach: mit ſolchem Sturm wird die groſ-<lb/> ſe Stadt Babylon</hi> (der Suͤnder) <hi rendition="#fr">hinweg geworffen wer-<lb/> den/ und man wird ſie hinforder nicht mehr finden als<lb/> in der Hoͤllen.</hi> Der Muͤhlſtein iſt die Todt- Suͤnd/ der Engel iſt<lb/> der Vollbringer der Goͤttlichen Gerechtigkeit/ das Meer iſt die Hoͤll/ Ba-<lb/> bylon iſt die Seel/ ſo da mit ihren Suͤnden/ gleich einem Muͤhl-Stein<lb/> beſchwaͤhret/ in dem Abgrund deß Verderbens geſtuͤrtzet wird: allwo ſie<lb/> ohne End/ wie ein Feuer-Brand/ der immer brennet/ und memahlen ver-<lb/> brennet/ in der ewigen Brunſt/ und ſtetem Rauch allzeit wird brennen/ und<lb/> doch niemahl verbrennen. Dieſes iſt von der Todt- Suͤnd geredet: nun-<lb/> mehr glangen wir auch zur laͤßlichen Suͤnde.</p><lb/> <p>8. Wiſſe dann/ mein Chriſtliche Seel/ daß die laͤßliche Suͤnd das<lb/> hoͤchſte Ubel ſeye nach der Todt-Suͤnd; und daß ſelbige der Seelen groͤſ-<lb/> ſeren Schaden zufuͤgen/ dann alle Kranckheiten dem Leib immer<lb/> thuen koͤnnen. Darumb ſagte die heilige Thereſia: Wolte GOtt!<lb/><note place="left">25.</note>das wir foͤrchteten/ was wir fuͤrchten ſolten/ und koͤnnten erkennen/ daß<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [570/0598]
Die Vier und Viertzigſte Geiſtliche Lection
meiner Arbeit und Sorge meines gantzen Lebens nur dieſes außrichten kan;
das deren eine auch nur ein eintzige Nacht ſich von Suͤnden enthalte/ ſo
will ich alle meine Kraͤfften anwenden/ daß auch in ſo geringer Zeit GOtt
nicht beleidiget werde.
4. Wann nun dieſes alles zu Vermeidung der Suͤnden noch nicht heff-
ten will; ſo ſollen uns doch die grauſame Tormenten der Hoͤllen/ als die ge-
buhrliche und unaußbleibliche Straff derſelben/ davon abhalten. Wer
ſolte wohl ſo naͤrriſch ſeyn/ daß er ſich auch umb ein gantzes Koͤnigreich ei-
nen Tag lang in einem feurigen Ofen braten lieſſe? und wir ſeynd ſo vee-
blente Haubt- Narren/ daß wir lieber wollen die grimmigſte und unertrtraͤg-
ligſte Peynen der ewigen Verdamnuß uns auff den Hals laden/ als die Ge-
fahr und Gelegenheit der Suͤnden/ eine nichtswertige/ augenblickliche/
ſtinckende und abgeſchmackte Wolluſt; einen/ mtt recht und unrecht zuſam-
men geſcharreten Geld- Schatz/ und dergleichen klebende Freuden verlaſ-
ſen. Werff von dir/ mein Chriſtliche Seel/ ſo weit du kanſt/ alles
was ſuͤndhafft iſt/ damit dir nicht widerfahre/ was von den gottloſen Ba-
bylonitern der heilige Joannes in ſeiner Offenbahrung geſehen. Ein
ſtarcker Engel/ ſagt er/ hub einen Stein auff/ als einen
groſſen Mühl-Stein/ und warff ihn ins Meer (ins hoͤl-
liſche Meer) und ſprach: mit ſolchem Sturm wird die groſ-
ſe Stadt Babylon (der Suͤnder) hinweg geworffen wer-
den/ und man wird ſie hinforder nicht mehr finden als
in der Hoͤllen. Der Muͤhlſtein iſt die Todt- Suͤnd/ der Engel iſt
der Vollbringer der Goͤttlichen Gerechtigkeit/ das Meer iſt die Hoͤll/ Ba-
bylon iſt die Seel/ ſo da mit ihren Suͤnden/ gleich einem Muͤhl-Stein
beſchwaͤhret/ in dem Abgrund deß Verderbens geſtuͤrtzet wird: allwo ſie
ohne End/ wie ein Feuer-Brand/ der immer brennet/ und memahlen ver-
brennet/ in der ewigen Brunſt/ und ſtetem Rauch allzeit wird brennen/ und
doch niemahl verbrennen. Dieſes iſt von der Todt- Suͤnd geredet: nun-
mehr glangen wir auch zur laͤßlichen Suͤnde.
c. 18.
8. Wiſſe dann/ mein Chriſtliche Seel/ daß die laͤßliche Suͤnd das
hoͤchſte Ubel ſeye nach der Todt-Suͤnd; und daß ſelbige der Seelen groͤſ-
ſeren Schaden zufuͤgen/ dann alle Kranckheiten dem Leib immer
thuen koͤnnen. Darumb ſagte die heilige Thereſia: Wolte GOtt!
das wir foͤrchteten/ was wir fuͤrchten ſolten/ und koͤnnten erkennen/ daß
ein
25.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |