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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Drey und Fünfftzigste Geistliche Lection
ist/ barmhertzig ist/ und eine Mutter der Barmhertzigkeit.
Innoc. 3.
Ser. 2. de
Assump.
Diese ist eine auffgehende Morgen-Röthe/ schön wie der Mond/ außer-
wählt wie die Sonn/ und schröcklich wie ein wohlgeordnete s Feld - Läger.
Sie leuchtet gleich dem Mond in der Nacht/ der Sonnen im Tag/ und
gleich der Morgen-Röthe in dem Auglied. Diese Nacht/ ist unsere
Schuld; das Auglied/ die Buß; und der Tag/ die Gnade GOttes. Wer
nun ligt in der Nacht der Schuld; der schaue den Mond an/ bitte Mariam/
auff daß sie dessen Hertz durch ihren Sohn zur Reu und Leyd bewege. Wer
aber zum Auglied der Buß sich auffrichtet/ der schlage seine Augen auff die
Morgen- Röthe/ und bitte Mariam/ daß sie dessen Hertz durch ihren
Sohn zur Gnugthuung erleuchte. Jndem aber deß Menschen Leben ein
Streit ist auff Erden; so schaue an das wohlgeordnete Feld-Läger/ bitte
Mariam/ sie wolle durch ihren Sohn dir Hülff schicken vom Heiligthum/
und beschützen dich auß Sion/ der du immer von deinen Feinden/ oder von
der Welt/ oder von dem Fleisch/ oder vom Teuffel wirst angefochten. Wer
ist/ der diese Hülfferin mit Andacht hat angeruffen/ und nicht ist erhöret
worden? Diese ist eine Mutter der schönen Liebe und der heiligen Hoffnung.
Diese ist/ nach Zeugnuß deß heiligen Bernardi/ der fürtreffliche und helleuch-
tende Stern/ so über dieß grosse und breite Meer nothwendiglich erhoben
ist/ so da mit Verdiensten glantzet/ und durch die Expempeln den Menschen
erleuchtet. O alle ihr/ die ihr in dem Fluß dieser schnöden Welt/ von
den Wällen und Ungewittern mehr hin- und her getrieben werdet/ als ihr auff
Erden wanderet! schlaget euere Augen nicht ab vom Glantz dieses Stern/
wann ihr nicht wollet überfallen werden von den Wällen.

3. Diese Allerseeligste Jungfrau ist der allersicherste Schirm der Sün-
der/ welche die Sünder so zu ihr sich wenden/ nicht verstosset; sondern erhal-
tet und beschützet/ und denselben/ wann sie Buß thun/ Vergebung erlan-
Blos. Mo-
nil. sp. c.
1.
get. Derhalben ist selbige der heiligen Gertrudis einsmahls mit einem sehr
stattlichen Mantel umbgeben erschienen; zu der allerhand ungestalte Thier
sich verfüget/ und unter diesen Mantel verborgen haben: Diese alle seynd
von der Jungfrauen mit grosser Lieb empfangen/ und gar freundlich mit
dem Mantel bedecket worden: auch hat die gebenedeyete Mutter denselben al-
le Holdseeligkeit erwiesen. Da sich nun Gertrudis hierüber verwunde-
ret/ ist ihr bedeutet worden; daß durch die mißstalte Thier die Sünder
müssen verstanden werden/ so da alle von der Jungfrauen/ wann sie ihre Zu-
flucht zu selbiger nehmen/ mit mütterlichem Hertzen empfangen werden. So
hat dann der heil. Dominicus recht gesagt: Wann alle Heiligen GOttes uns
zu wider wären/ und unset Gebett nicht änhören wolten/ so wür de uns doch

Mariä

Die Drey und Fuͤnfftzigſte Geiſtliche Lection
iſt/ barmhertzig iſt/ und eine Mutter der Barmhertzigkeit.
Innoc. 3.
Ser. 2. de
Aſſump.
Dieſe iſt eine auffgehende Morgen-Roͤthe/ ſchoͤn wie der Mond/ außer-
waͤhlt wie die Sonn/ und ſchroͤcklich wie ein wohlgeordnete s Feld - Laͤger.
Sie leuchtet gleich dem Mond in der Nacht/ der Sonnen im Tag/ und
gleich der Morgen-Roͤthe in dem Auglied. Dieſe Nacht/ iſt unſere
Schuld; das Auglied/ die Buß; und der Tag/ die Gnade GOttes. Wer
nun ligt in der Nacht der Schuld; der ſchaue den Mond an/ bitte Mariam/
auff daß ſie deſſen Hertz durch ihren Sohn zur Reu und Leyd bewege. Wer
aber zum Auglied der Buß ſich auffrichtet/ der ſchlage ſeine Augen auff die
Morgen- Roͤthe/ und bitte Mariam/ daß ſie deſſen Hertz durch ihren
Sohn zur Gnugthuung erleuchte. Jndem aber deß Menſchen Leben ein
Streit iſt auff Erden; ſo ſchaue an das wohlgeordnete Feld-Laͤger/ bitte
Mariam/ ſie wolle durch ihren Sohn dir Huͤlff ſchicken vom Heiligthum/
und beſchuͤtzen dich auß Sion/ der du immer von deinen Feinden/ oder von
der Welt/ oder von dem Fleiſch/ oder vom Teuffel wirſt angefochten. Wer
iſt/ der dieſe Huͤlfferin mit Andacht hat angeruffen/ und nicht iſt erhoͤret
worden? Dieſe iſt eine Mutter der ſchoͤnen Liebe und der heiligen Hoffnung.
Dieſe iſt/ nach Zeugnuß deß heiligen Bernardi/ der fuͤrtreffliche und helleuch-
tende Stern/ ſo uͤber dieß groſſe und breite Meer nothwendiglich erhoben
iſt/ ſo da mit Verdienſten glantzet/ und durch die Expempeln den Menſchen
erleuchtet. O alle ihr/ die ihr in dem Fluß dieſer ſchnoͤden Welt/ von
den Waͤllen und Ungewittern mehr hin- und her getrieben werdet/ als ihr auff
Erden wanderet! ſchlaget euere Augen nicht ab vom Glantz dieſes Stern/
wann ihr nicht wollet uͤberfallen werden von den Waͤllen.

3. Dieſe Allerſeeligſte Jungfrau iſt der allerſicherſte Schirm der Suͤn-
der/ welche die Suͤnder ſo zu ihr ſich wenden/ nicht verſtoſſet; ſondern erhal-
tet und beſchuͤtzet/ und denſelben/ wann ſie Buß thun/ Vergebung erlan-
Bloſ. Mo-
nil. ſp. c.
1.
get. Derhalben iſt ſelbige der heiligen Gertrudis einsmahls mit einem ſehr
ſtattlichen Mantel umbgeben erſchienen; zu der allerhand ungeſtalte Thier
ſich verfuͤget/ und unter dieſen Mantel verborgen haben: Dieſe alle ſeynd
von der Jungfrauen mit groſſer Lieb empfangen/ und gar freundlich mit
dem Mantel bedecket worden: auch hat die gebenedeyete Mutter denſelben al-
le Holdſeeligkeit erwieſen. Da ſich nun Gertrudis hieruͤber verwunde-
ret/ iſt ihr bedeutet worden; daß durch die mißſtalte Thier die Suͤnder
muͤſſen verſtanden werden/ ſo da alle von der Jungfrauen/ wann ſie ihre Zu-
flucht zu ſelbiger nehmen/ mit muͤtterlichem Hertzen empfangen werden. So
hat dann der heil. Dominicus recht geſagt: Wann alle Heiligen GOttes uns
zu wider waͤren/ und unſet Gebett nicht aͤnhoͤren wolten/ ſo wuͤr de uns doch

Mariaͤ
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[682/0710] Die Drey und Fuͤnfftzigſte Geiſtliche Lection iſt/ barmhertzig iſt/ und eine Mutter der Barmhertzigkeit. Dieſe iſt eine auffgehende Morgen-Roͤthe/ ſchoͤn wie der Mond/ außer- waͤhlt wie die Sonn/ und ſchroͤcklich wie ein wohlgeordnete s Feld - Laͤger. Sie leuchtet gleich dem Mond in der Nacht/ der Sonnen im Tag/ und gleich der Morgen-Roͤthe in dem Auglied. Dieſe Nacht/ iſt unſere Schuld; das Auglied/ die Buß; und der Tag/ die Gnade GOttes. Wer nun ligt in der Nacht der Schuld; der ſchaue den Mond an/ bitte Mariam/ auff daß ſie deſſen Hertz durch ihren Sohn zur Reu und Leyd bewege. Wer aber zum Auglied der Buß ſich auffrichtet/ der ſchlage ſeine Augen auff die Morgen- Roͤthe/ und bitte Mariam/ daß ſie deſſen Hertz durch ihren Sohn zur Gnugthuung erleuchte. Jndem aber deß Menſchen Leben ein Streit iſt auff Erden; ſo ſchaue an das wohlgeordnete Feld-Laͤger/ bitte Mariam/ ſie wolle durch ihren Sohn dir Huͤlff ſchicken vom Heiligthum/ und beſchuͤtzen dich auß Sion/ der du immer von deinen Feinden/ oder von der Welt/ oder von dem Fleiſch/ oder vom Teuffel wirſt angefochten. Wer iſt/ der dieſe Huͤlfferin mit Andacht hat angeruffen/ und nicht iſt erhoͤret worden? Dieſe iſt eine Mutter der ſchoͤnen Liebe und der heiligen Hoffnung. Dieſe iſt/ nach Zeugnuß deß heiligen Bernardi/ der fuͤrtreffliche und helleuch- tende Stern/ ſo uͤber dieß groſſe und breite Meer nothwendiglich erhoben iſt/ ſo da mit Verdienſten glantzet/ und durch die Expempeln den Menſchen erleuchtet. O alle ihr/ die ihr in dem Fluß dieſer ſchnoͤden Welt/ von den Waͤllen und Ungewittern mehr hin- und her getrieben werdet/ als ihr auff Erden wanderet! ſchlaget euere Augen nicht ab vom Glantz dieſes Stern/ wann ihr nicht wollet uͤberfallen werden von den Waͤllen. Innoc. 3. Ser. 2. de Aſſump. 3. Dieſe Allerſeeligſte Jungfrau iſt der allerſicherſte Schirm der Suͤn- der/ welche die Suͤnder ſo zu ihr ſich wenden/ nicht verſtoſſet; ſondern erhal- tet und beſchuͤtzet/ und denſelben/ wann ſie Buß thun/ Vergebung erlan- get. Derhalben iſt ſelbige der heiligen Gertrudis einsmahls mit einem ſehr ſtattlichen Mantel umbgeben erſchienen; zu der allerhand ungeſtalte Thier ſich verfuͤget/ und unter dieſen Mantel verborgen haben: Dieſe alle ſeynd von der Jungfrauen mit groſſer Lieb empfangen/ und gar freundlich mit dem Mantel bedecket worden: auch hat die gebenedeyete Mutter denſelben al- le Holdſeeligkeit erwieſen. Da ſich nun Gertrudis hieruͤber verwunde- ret/ iſt ihr bedeutet worden; daß durch die mißſtalte Thier die Suͤnder muͤſſen verſtanden werden/ ſo da alle von der Jungfrauen/ wann ſie ihre Zu- flucht zu ſelbiger nehmen/ mit muͤtterlichem Hertzen empfangen werden. So hat dann der heil. Dominicus recht geſagt: Wann alle Heiligen GOttes uns zu wider waͤren/ und unſet Gebett nicht aͤnhoͤren wolten/ ſo wuͤr de uns doch Mariaͤ Bloſ. Mo- nil. ſp. c. 1.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 682. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/710>, abgerufen am 22.11.2024.