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Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

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Merks Wienn.

WAnn man einen Raben zu der Tauben stellt/
wann man ein Lia zu der Rahel setzt/ wann
man einen Bauren dem Edelmann zugesellt/
wann man Zuckercandel mit dem Aloe kostet/ so ent-
decket sich dero Eigenschafft weit besser/ contraria
enim juxta se posita, magis elucescunt,
dann zwey
Widrige nebeneinander geben sich eigentlicher zu
erkennen: Also auch aus Vorstellung eines unglück-
seligen und unfriedlichen Ehestands/ wird desto mehr
eine gute und ruheselige Ehe erwogen.

Wie unser gütigster GOtt die Herrlichkeit mit
der Beschwerlichkeit/ den Himmel mit dem Getüm-
mel/ den Saal mit dem Stall vertauscht/ und zu
Bethlehem geboren/ da seynd auch neben andern/
drey gekrönte König aus Orient mit grosser An-
dacht/ mit andächtigem Pracht/ mit prächtigem
Aufzug/ durch Beyhülff eines Sterns/ so die Fu-
rier-Stell vertretten/ ansehelich ankommen/ und
bey dem neugebornen Messia und Göttlichein Kind
mit Hindansetzung aller Königlichen Hochheit/ auf
die Erde nieder gefallen/ nach eiffrigsten Anbeten/
ihme sehr stattliche Schankungen allerunterthä-
nigst überreicht/ und bestunden obberührte Präsen-
ten in Gold/ Weyrauch und Myrrhen; Der grosse
Lehrer Hieronymus deutet diese drey Gaben auf
die drey Ständ der Catholischen Kirchen/ und
könne durch das schimmernde Gold der Jung-
frau-Stand/ durch den wolriechenden Weyrauch
der Wittib-Stand/ durch die heilsame Myrrhen
der Ehestand abgebildet seyn; wann dem also/
so rathe ich einem/ deme etwan der Myrrhen Ei-
genschafft unbekannt/ er wolle ein Stückel dersel-
ben einer Nußgroß/ mit den Zähnen wol zermah-
len/ nachmals mir treuherzig nicht verhelen/ wie sie

ihme
Merks Wienn.

WAnn man einen Raben zu der Tauben ſtellt/
wann man ein Lia zu der Rahel ſetzt/ wann
man einen Bauren dem Edelmann zugeſellt/
wann man Zuckercandel mit dem Aloe koſtet/ ſo ent-
decket ſich dero Eigenſchafft weit beſſer/ contraria
enim juxta ſe poſita, magis eluceſcunt,
dann zwey
Widrige nebeneinander geben ſich eigentlicher zu
erkennen: Alſo auch aus Vorſtellung eines ungluͤck-
ſeligen und unfriedlichen Eheſtands/ wird deſto mehr
eine gute und ruheſelige Ehe erwogen.

Wie unſer guͤtigſter GOtt die Herꝛlichkeit mit
der Beſchwerlichkeit/ den Himmel mit dem Getuͤm-
mel/ den Saal mit dem Stall vertauſcht/ und zu
Bethlehem geboren/ da ſeynd auch neben andern/
drey gekroͤnte Koͤnig aus Orient mit groſſer An-
dacht/ mit andaͤchtigem Pracht/ mit praͤchtigem
Aufzug/ durch Beyhuͤlff eines Sterns/ ſo die Fu-
rier-Stell vertretten/ anſehelich ankommen/ und
bey dem neugebornen Meſſia und Goͤttlichein Kind
mit Hindanſetzung aller Koͤniglichen Hochheit/ auf
die Erde nieder gefallen/ nach eiffrigſten Anbeten/
ihme ſehr ſtattliche Schankungen allerunterthaͤ-
nigſt uͤberreicht/ und beſtunden obberuͤhrte Praͤſen-
ten in Gold/ Weyrauch und Myrrhen; Der groſſe
Lehrer Hieronymus deutet dieſe drey Gaben auf
die drey Staͤnd der Catholiſchen Kirchen/ und
koͤnne durch das ſchimmernde Gold der Jung-
frau-Stand/ durch den wolriechenden Weyrauch
der Wittib-Stand/ durch die heilſame Myrrhen
der Eheſtand abgebildet ſeyn; wann dem alſo/
ſo rathe ich einem/ deme etwan der Myrrhen Ei-
genſchafft unbekannt/ er wolle ein Stuͤckel derſel-
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len/ nachmals mir treuherzig nicht verhelen/ wie ſie

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[100/0110] Merks Wienn. WAnn man einen Raben zu der Tauben ſtellt/ wann man ein Lia zu der Rahel ſetzt/ wann man einen Bauren dem Edelmann zugeſellt/ wann man Zuckercandel mit dem Aloe koſtet/ ſo ent- decket ſich dero Eigenſchafft weit beſſer/ contraria enim juxta ſe poſita, magis eluceſcunt, dann zwey Widrige nebeneinander geben ſich eigentlicher zu erkennen: Alſo auch aus Vorſtellung eines ungluͤck- ſeligen und unfriedlichen Eheſtands/ wird deſto mehr eine gute und ruheſelige Ehe erwogen. Wie unſer guͤtigſter GOtt die Herꝛlichkeit mit der Beſchwerlichkeit/ den Himmel mit dem Getuͤm- mel/ den Saal mit dem Stall vertauſcht/ und zu Bethlehem geboren/ da ſeynd auch neben andern/ drey gekroͤnte Koͤnig aus Orient mit groſſer An- dacht/ mit andaͤchtigem Pracht/ mit praͤchtigem Aufzug/ durch Beyhuͤlff eines Sterns/ ſo die Fu- rier-Stell vertretten/ anſehelich ankommen/ und bey dem neugebornen Meſſia und Goͤttlichein Kind mit Hindanſetzung aller Koͤniglichen Hochheit/ auf die Erde nieder gefallen/ nach eiffrigſten Anbeten/ ihme ſehr ſtattliche Schankungen allerunterthaͤ- nigſt uͤberreicht/ und beſtunden obberuͤhrte Praͤſen- ten in Gold/ Weyrauch und Myrrhen; Der groſſe Lehrer Hieronymus deutet dieſe drey Gaben auf die drey Staͤnd der Catholiſchen Kirchen/ und koͤnne durch das ſchimmernde Gold der Jung- frau-Stand/ durch den wolriechenden Weyrauch der Wittib-Stand/ durch die heilſame Myrrhen der Eheſtand abgebildet ſeyn; wann dem alſo/ ſo rathe ich einem/ deme etwan der Myrrhen Ei- genſchafft unbekannt/ er wolle ein Stuͤckel derſel- ben einer Nußgroß/ mit den Zaͤhnen wol zermah- len/ nachmals mir treuherzig nicht verhelen/ wie ſie ihme

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/110>, abgerufen am 23.11.2024.