Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.Mercks Wienn. Jch hätte wollen und sollen ebenmässig aller Fratrum Sol- M 5
Mercks Wienn. Jch haͤtte wollen und ſollen ebenmaͤſſig aller Fratrum Sol- M 5
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Mercks Wienn.
Jch haͤtte wollen und ſollen ebenmaͤſſig aller Fratrum
und Lay-Bruͤder der Religioſen gedencken/ deren ſehr viel aus
Lieb den Kranken gedienet/ und nachmals auch alſo ihr Le-
ben dargeſtreckt/ es iſt aber mein Sinn allhier nur ſattſam
dem ſchimpfflichen Nachreden zu zeigen/ wie ſo gar nichts in
der Seelſorg veraubſaumet worden. Haben derowegen alle
obbenannte Prieſter ihr Leben aus purem Seelen-Eyffer nit
allein in die Gefahr geſetzt/ ſondern freymuͤhtig und gern daſ-
ſelbe verlaſſen/ welches ihnen ungezweiffelt der Allerhoͤchſte
mit ewiger Belohnung wird vergolten haben; Ja wann man
die Sachen eigentlich erweget/ ſo findt ſich/ daß nicht allein
dieſe aus Lieb deß Nechſten geſtorben/ ſondern insgeſamt alle
Geiſtliche/ deren in die vierdthalbhundert unter die Erd kom-
men; dann dieſe nit anderſt als durch die Beichtſtuͤhl ſeynd an-
geſteckt worden/ werden demnach ſolche alle am Juͤngſten Tag
abſonderlich prangen mit den jenigen Seelen/ welche ſie bey
dieſer Zeit GOTT haben gewonnen/ kan ſich alſo niemand
mit Fug beklagen/ daß nit allweg der Geiſtlichkeit emſige
Seelſorg ſey gemerckt worden. Zu wiſſen iſt aber/ daß nicht
allein der Eyſer deß Geiſtlichen Stands zu dieſer truͤbſeeligen
Zeit ſich ſattſam gezeigt habe/ ſondern es haben auch die Welt-
lichen Oberen die emſigſte Obſicht und genauiſte Wachtſamkeit
der Reſidentz-Stadt zu ſonderen Troſt ſpuͤren laſſen; und iſt
fuͤrwar jener Kriegs-Officier tauſendfaches Lobs werth/ in
dem er ſo groſſe Sorg getragen uͤber den kranken Knecht zu
Haus/ daß er auch ſeinenthalben weder Schritt noch Tritt
geſpahrt/ ſondern zu dem heilmachenden JESUM geeilt/
Jhme ein demuͤtigſte Supplication uͤberreicht/ darinn gantz
inſtaͤndig gebetten um die Geſundheit deß Knechts/ und als
ſich CHRJSTUS der HERR gantz willfaͤrtig anerbot-
ten/ den Krancken ſelbſt zu beſuchen/ hat ſolches der redliche
und aufrichtige Hauptmann aus Demut geweigert/ ſpre-
chend/ HERR/ ich bin nicht wuͤrdig/ daß du eingeheſt
unter mein Dach/ ſondern ſprich nur ein Wort/ ſo wird
mein Knecht geſund: Ein anderer haͤtt es fuͤr die groͤſte
Ehr und Glory aufgenommen/ ſo der gebenedeyte Meſſias
mit der hiligſten Gegenwart ſein Haus und Thuͤr-Schwellen
haͤtte begnadet/ aber der gute Hauptmann wolte es nicht
zulaſſen/ daß der HERR unter ſein Dach ſoll kommen:
Jch bilde mir gaͤntzlich ein/ der gute Officirer habe gedacht/
in meinem Haus ſtehet alles unaufgeraumter/ da ſonſten die
Sol-
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