Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.Mercks Wienn. wem ware Abimelech gebrennt? Der erste von der Schönheitder züchtigen Judith/ der ander von der Schönheit der un- züchtigen Thamar/ der dritte von der Schönheit der keuschen Sara. Daß Jacob vierzehen Sommer grosse Hitz gelitten/ vierzehen Winter starcke Kälten empfunden um der Rahel Schönheit willen/ veranlasset mich zu einer Verwunderung/ daß aber Anno 1567. Ericus König in Schweden sich mit eines Gemeinen Tochter vermählet/ ihrer Schönheit halber/ und also sein Stamm-Haus dem Armen-Haus einverleibt/ das bringt mich gar zum Lachen. O was Respect hat nicht aller- seits die Schönheit! so wird dann ohne Zweiffel auch der Todt deß Respects nicht vergessen. Es sagt der unhöfliche Todt/ ich hab den Respect nicht Nicht allein ungeformte Gesichter/ Esopische Larven/ hinaus D 4
Mercks Wienn. wem ware Abimelech gebrennt? Der erſte von der Schoͤnheitder zuͤchtigen Judith/ der ander von der Schoͤnheit der un- zuͤchtigen Thamar/ der dritte von der Schoͤnheit der keuſchen Sara. Daß Jacob vierzehen Sommer groſſe Hitz gelitten/ vierzehen Winter ſtarcke Kaͤlten empfunden um der Rahel Schoͤnheit willen/ veranlaſſet mich zu einer Verwunderung/ daß aber Anno 1567. Ericus Koͤnig in Schweden ſich mit eines Gemeinen Tochter vermaͤhlet/ ihrer Schoͤnheit halber/ und alſo ſein Stamm-Haus dem Armen-Haus einverleibt/ das bringt mich gar zum Lachen. O was Reſpect hat nicht aller- ſeits die Schoͤnheit! ſo wird dann ohne Zweiffel auch der Todt deß Reſpects nicht vergeſſen. Es ſagt der unhoͤfliche Todt/ ich hab den Reſpect nicht Nicht allein ungeformte Geſichter/ Eſopiſche Larven/ hinaus D 4
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Mercks Wienn.
wem ware Abimelech gebrennt? Der erſte von der Schoͤnheit
der zuͤchtigen Judith/ der ander von der Schoͤnheit der un-
zuͤchtigen Thamar/ der dritte von der Schoͤnheit der keuſchen
Sara. Daß Jacob vierzehen Sommer groſſe Hitz gelitten/
vierzehen Winter ſtarcke Kaͤlten empfunden um der Rahel
Schoͤnheit willen/ veranlaſſet mich zu einer Verwunderung/
daß aber Anno 1567. Ericus Koͤnig in Schweden ſich mit eines
Gemeinen Tochter vermaͤhlet/ ihrer Schoͤnheit halber/ und
alſo ſein Stamm-Haus dem Armen-Haus einverleibt/ das
bringt mich gar zum Lachen. O was Reſpect hat nicht aller-
ſeits die Schoͤnheit! ſo wird dann ohne Zweiffel auch der Todt
deß Reſpects nicht vergeſſen.
Es ſagt der unhoͤfliche Todt/ ich hab den Reſpect nicht
gelernt/ ich hab ihn nicht geuͤbt/ ich hab ihn nicht gewohnt:
wer Demut ſucht bey dem Pfauen/ wer Aufrichtigkeit ſucht
bey dem Fuchs/ wer Faſt-Tag ſucht bey dem Wolff/ der ſucht
auch bey mir Reſpect/ nicht ein Pfund/ nicht ein halb Pfund/
nicht ein Vierting/ nicht ein Loth/ nicht ein Quintl Reſpect
iſt unter meiner Waar anzutreffen/ ich mach es wie die un-
gebertige Lottersbuben bey naͤchtlicher Weil/ die nicht allein
die grobe und gemeine Fenſterſcheiben einwerffen/ ſondern
auch die durchſichtige; alſo raube ich/ hoͤflicher geredt/ raume
ich aus dem Weg nicht allein die moſtige/ roſtige/ toſtige
Kuchel-Diern/ ſondern auch die glatte Polſter-Katzen/ und
iſt mir ein Putzte/ wie ein Geſchmutzte/ acht auch den Un-
terſcheid nicht deß Saalbiſems oder Stallbiſems. Mir iſt
gleich ein Sabina oder Chriſtina/ mir gilt gleich ein Monica
oder Veronica/ mir gilt gleich ein Anna oder Suſanna/ mir
gilt gleich ein Brigitta oder Margaritha/ mir gilt gleich ein
Lampel oder Trampel/ ohne Reſpect/ wer es nicht glauben
will/ verfuͤg ſich nacher Wienn/ und nehme allda ausfuͤhrlichen
Bericht ein.
Nicht allein ungeformte Geſichter/ Eſopiſche Larven/
ſchroffige Mißgeburten der Natur/ ſeynd zu Wienn in die
Gruben und Graͤber geworffen worden/ ſondern auch ſchoͤne
Geſtalten/ wegen deren mancher Ohnbehutſamer zu einen
Goͤtzen-Diener worden; als man in allen Gaſſen die Tod-
ten-Waͤgen hat angetroffen/ iſt gar offt zu ſehen geweſen/ wie
die Taffete Roͤck herab floderten/ wie die ſeidene Schlayrl
hinaus
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