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Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.

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Mercks Wienn.
Fortgang gewinnt/ und ist es ein Elend/ höchst zu be-
tauren/ daß zuweilen bey der Welt geschicht/ was
mancher Bauer in seinem Ruben-Acker verwundert/
daß bey den Ruben das best unter sich wächset/ das
schlechte über sich/ also geschicht gar offt/ daß gute
und witzige Leut unterdruckt werden/ und manches
Unkraut in die Höhe steiget/ und gilt auf solche Weis
mehr ein Barrabas/ als ein Christus/ O Elend!
nichts dergleichen find man bey GOtt/ der ihme un-
terschiedliche Thier in dem alten Testament zu opf-
fern anbefohlen/ aber nur kein Esel/ primogenitum
asini mutabis ove, Exod.
13. Warum? seynd doch
die Esel so gar unbeschaffen nicht? der Esel/ schreibt
Jonstonus, ist ein Arcadischer Astrologus, der mit
Wendung seiner Ohren künfftiges Ungewitter weiß
zu propheceyen/ nur kein Esel/ warum? Jst doch aus
allen Thieren dieser das Sanftmütigste/ und
nimt keines mit so geringer Kost verlieb/ als dieses?
Nur kein Esel/ sondern an Statt dessen ein Lampel
verlangt GOtt zu seinem Opffer/ daß also solchem
Verlaut nach alles was eselisch ist/ bey GOtt nicht
viel gilt/ folgsam auch die Ungelehrte bey ihme in ge-
ringen Ansehen/ dann er die Doctorirte allezeit
vorgezogen/ und billig/ dann nichts schöners als das
Studium und die Wissenschafft.

Wir wissen aus H. Schrift/ daß Judith ein star-
kes Weib/ Esther ein schönes Weib/ Mihol ein bös
Weib/ Dalila ein arglistiges Weib/ Lia ein schändli-
ches Weib/ Raab ein leichtfertigs Weib/ Abigail ein
bescheits Weib/ Ruth ein häußlichs Weib/ Thamar
ein buhlerisch Weib/ Susanna ein keusches Weib/
Sara ein frommes Weib/ Thematitis ein barm-
herziges Weib/ die Königin Saba sonst Candaces
genannt/ ein vorwitziges Weib/ dann nachdem ihr

viel
F

Mercks Wienn.
Fortgang gewinnt/ und iſt es ein Elend/ hoͤchſt zu be-
tauren/ daß zuweilen bey der Welt geſchicht/ was
mancher Bauer in ſeinem Ruben-Ackeꝛ veꝛwundert/
daß bey den Ruben das beſt unter ſich waͤchſet/ das
ſchlechte uͤber ſich/ alſo geſchicht gar offt/ daß gute
und witzige Leut unterdruckt werden/ und manches
Unkraut in die Hoͤhe ſteiget/ und gilt auf ſolche Weis
mehr ein Barrabas/ als ein Chriſtus/ O Elend!
nichts dergleichen find man bey GOtt/ der ihme un-
terſchiedliche Thier in dem alten Teſtament zu opf-
fern anbefohlen/ aber nur kein Eſel/ primogenitum
aſini mutabis ove, Exod.
13. Warum? ſeynd doch
die Eſel ſo gar unbeſchaffen nicht? der Eſel/ ſchreibt
Jonſtonus, iſt ein Arcadiſcher Aſtrologus, der mit
Wendung ſeiner Ohren kuͤnfftiges Ungewitter weiß
zu propheceyen/ nur kein Eſel/ warum? Jſt doch aus
allen Thieren dieſer das Sanftmuͤtigſte/ und
nimt keines mit ſo geringer Koſt veꝛlieb/ als dieſes?
Nur kein Eſel/ ſondern an Statt deſſen ein Lampel
verlangt GOtt zu ſeinem Opffer/ daß alſo ſolchem
Verlaut nach alles was eſeliſch iſt/ bey GOtt nicht
viel gilt/ folgſam auch die Ungelehrte bey ihme in ge-
ringen Anſehen/ dann er die Doctorirte allezeit
vorgezogen/ und billig/ dann nichts ſchoͤners als das
Studium und die Wiſſenſchafft.

Wir wiſſen aus H. Schrift/ daß Judith ein ſtar-
kes Weib/ Eſther ein ſchoͤnes Weib/ Mihol ein boͤs
Weib/ Dalila ein argliſtiges Weib/ Lia ein ſchaͤndli-
ches Weib/ Raab ein leichtfertigs Weib/ Abigail ein
beſcheits Weib/ Ruth ein haͤußlichs Weib/ Thamar
ein buhleriſch Weib/ Suſanna ein keuſches Weib/
Sara ein frommes Weib/ Thematitis ein barm-
herziges Weib/ die Koͤnigin Saba ſonſt Candaces
genannt/ ein vorwitziges Weib/ dann nachdem ihr

viel
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[79/0089] Mercks Wienn. Fortgang gewinnt/ und iſt es ein Elend/ hoͤchſt zu be- tauren/ daß zuweilen bey der Welt geſchicht/ was mancher Bauer in ſeinem Ruben-Ackeꝛ veꝛwundert/ daß bey den Ruben das beſt unter ſich waͤchſet/ das ſchlechte uͤber ſich/ alſo geſchicht gar offt/ daß gute und witzige Leut unterdruckt werden/ und manches Unkraut in die Hoͤhe ſteiget/ und gilt auf ſolche Weis mehr ein Barrabas/ als ein Chriſtus/ O Elend! nichts dergleichen find man bey GOtt/ der ihme un- terſchiedliche Thier in dem alten Teſtament zu opf- fern anbefohlen/ aber nur kein Eſel/ primogenitum aſini mutabis ove, Exod. 13. Warum? ſeynd doch die Eſel ſo gar unbeſchaffen nicht? der Eſel/ ſchreibt Jonſtonus, iſt ein Arcadiſcher Aſtrologus, der mit Wendung ſeiner Ohren kuͤnfftiges Ungewitter weiß zu propheceyen/ nur kein Eſel/ warum? Jſt doch aus allen Thieren dieſer das Sanftmuͤtigſte/ und nimt keines mit ſo geringer Koſt veꝛlieb/ als dieſes? Nur kein Eſel/ ſondern an Statt deſſen ein Lampel verlangt GOtt zu ſeinem Opffer/ daß alſo ſolchem Verlaut nach alles was eſeliſch iſt/ bey GOtt nicht viel gilt/ folgſam auch die Ungelehrte bey ihme in ge- ringen Anſehen/ dann er die Doctorirte allezeit vorgezogen/ und billig/ dann nichts ſchoͤners als das Studium und die Wiſſenſchafft. Wir wiſſen aus H. Schrift/ daß Judith ein ſtar- kes Weib/ Eſther ein ſchoͤnes Weib/ Mihol ein boͤs Weib/ Dalila ein argliſtiges Weib/ Lia ein ſchaͤndli- ches Weib/ Raab ein leichtfertigs Weib/ Abigail ein beſcheits Weib/ Ruth ein haͤußlichs Weib/ Thamar ein buhleriſch Weib/ Suſanna ein keuſches Weib/ Sara ein frommes Weib/ Thematitis ein barm- herziges Weib/ die Koͤnigin Saba ſonſt Candaces genannt/ ein vorwitziges Weib/ dann nachdem ihr viel F

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_mercks_1680/89>, abgerufen am 09.11.2024.