den: zumalen, (ohnerachtet in den letzteren Editionen eine grosse Menge Briefe und andere nicht allemal für die Jugend gehörige Dinge hineingeschaltet und beygefüget worden, die das Buch ohne Noth weitläuftig, und wegen zu öfterer Wie- derholungen einerley Sachen in etwas beschwerlich machen) doch noch viele sehr nöthige Dinge darin zu fehlen scheinen. Jmmittelst ist bey gäntzlicher und wohlbedächtiger Durchle- sung desselben verschiedenes wahrgenommen worden, welches der Verfasser an seinen gehörigen Orten zu vielem Nutzen würde haben anführen können. Wir wollen einiges an- zeigen.
I.
Von der Schändlichkeit und GOtt verhaßten Ab- scheulichkeit dieser Sünde selbst, sind billig die Worte an- zumercken p. 7 sqq. "Diese garstige Sünde läuft sehr wieder "die Natur, welches sie desto schlimmer macht: Denn je un- "natürlicher die Sünde ist, desto grösser ist auch die Schuld "in solcher Betrachtung. - - - Jch behaupte mit Bestand, "daß dis das gröste Unrecht ist, welches sich ein Mensch selbst "anthut. Und gleich wie sich der Molckendieb in dem Licht "verbrennet: also verfaulen und schwächen diese Selbstbefle- "cker ihren Leib durch einen dieser Sünde anklebenden Fluch "GOttes über die Massen. Ueber dieses findet sich, wie bey "allen dergleichen unordentlichen Thaten, eine geheime Art "der Ermordung; wo ja nicht in dem Vorsatz des Thäters, "doch zum wenigsten in der Beschaffenheit der Sache selbst. - - "Die Selbstbefleckung ist nicht nur eine Sünde wieder die "Natur, sondern auch eine solche Sünde, so die Natur um- "kehret, und gleichsam ausrottet: und wer sich deren schul- "dig machet, der bemühet sich um den Untergang seines Ge- "schlechts, und suchet gleichsam der Schöpfung selbst Scha- "den zuzufügen."
Von der Versteckung solcher Sünden vor Men- schen, die man doch vor GOtt nicht bergen kann, spricht er p. 12. "Es ist nicht leicht zu entscheiden, ob es "etwas ungeheureres oder unverantwortlicheres ist, daß die "Menschen, ehe sie eine Sünde in Gegenwart anderer, oder "mit andern begehen wollen, lieber erwehlen solten, sich einer "noch grösseren vor GOtt schuldig zu machen, welcher doch "betheuret hat, solche nicht ungerochen zu lassen. Wolte "man sagen, daß solches von der Atheisterey und vom Un- "glauben herrühre: so läuft solches wieder die Erfahrung. "Denn lasset uns tausend zur Rede setzen, die sich einer oder "der andern von diesen schrecklichen Sünden schuldig gema- "chet haben: so wird man vielleicht keinen darunter finden, "der nicht nur einen GOtt erkennet, sondern auch bezeugen
wird
(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
den: zumalen, (ohnerachtet in den letzteren Editionen eine groſſe Menge Briefe und andere nicht allemal fuͤr die Jugend gehoͤrige Dinge hineingeſchaltet und beygefuͤget worden, die das Buch ohne Noth weitlaͤuftig, und wegen zu oͤfterer Wie- derholungen einerley Sachen in etwas beſchwerlich machen) doch noch viele ſehr noͤthige Dinge darin zu fehlen ſcheinen. Jmmittelſt iſt bey gaͤntzlicher und wohlbedaͤchtiger Durchle- ſung deſſelben verſchiedenes wahrgenommen worden, welches der Verfaſſer an ſeinen gehoͤrigen Orten zu vielem Nutzen wuͤrde haben anfuͤhren koͤnnen. Wir wollen einiges an- zeigen.
I.
Von der Schaͤndlichkeit und GOtt verhaßten Ab- ſcheulichkeit dieſer Suͤnde ſelbſt, ſind billig die Worte an- zumercken p. 7 ſqq. „Dieſe garſtige Suͤnde laͤuft ſehr wieder „die Natur, welches ſie deſto ſchlimmer macht: Denn je un- „natuͤrlicher die Suͤnde iſt, deſto groͤſſer iſt auch die Schuld „in ſolcher Betrachtung. ‒ ‒ ‒ Jch behaupte mit Beſtand, „daß dis das groͤſte Unrecht iſt, welches ſich ein Menſch ſelbſt „anthut. Und gleich wie ſich der Molckendieb in dem Licht „verbrennet: alſo verfaulen und ſchwaͤchen dieſe Selbſtbefle- „cker ihren Leib durch einen dieſer Suͤnde anklebenden Fluch „GOttes uͤber die Maſſen. Ueber dieſes findet ſich, wie bey „allen dergleichen unordentlichen Thaten, eine geheime Art „der Ermordung; wo ja nicht in dem Vorſatz des Thaͤters, „doch zum wenigſten in der Beſchaffenheit der Sache ſelbſt. ‒ ‒ „Die Selbſtbefleckung iſt nicht nur eine Suͤnde wieder die „Natur, ſondern auch eine ſolche Suͤnde, ſo die Natur um- „kehret, und gleichſam ausrottet: und wer ſich deren ſchul- „dig machet, der bemuͤhet ſich um den Untergang ſeines Ge- „ſchlechts, und ſuchet gleichſam der Schoͤpfung ſelbſt Scha- „den zuzufuͤgen.‟
Von der Verſteckung ſolcher Suͤnden vor Men- ſchen, die man doch vor GOtt nicht bergen kann, ſpricht er p. 12. „Es iſt nicht leicht zu entſcheiden, ob es „etwas ungeheureres oder unverantwortlicheres iſt, daß die „Menſchen, ehe ſie eine Suͤnde in Gegenwart anderer, oder „mit andern begehen wollen, lieber erwehlen ſolten, ſich einer „noch groͤſſeren vor GOtt ſchuldig zu machen, welcher doch „betheuret hat, ſolche nicht ungerochen zu laſſen. Wolte „man ſagen, daß ſolches von der Atheiſterey und vom Un- „glauben herruͤhre: ſo laͤuft ſolches wieder die Erfahrung. „Denn laſſet uns tauſend zur Rede ſetzen, die ſich einer oder „der andern von dieſen ſchrecklichen Suͤnden ſchuldig gema- „chet haben: ſo wird man vielleicht keinen darunter finden, „der nicht nur einen GOtt erkennet, ſondern auch bezeugen
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den: zumalen, (ohnerachtet in den letzteren Editionen eine
groſſe Menge Briefe und andere nicht allemal fuͤr die Jugend
gehoͤrige Dinge hineingeſchaltet und beygefuͤget worden, die
das Buch ohne Noth weitlaͤuftig, und wegen zu oͤfterer Wie-
derholungen einerley Sachen in etwas beſchwerlich machen)
doch noch viele ſehr noͤthige Dinge darin zu fehlen ſcheinen.
Jmmittelſt iſt bey gaͤntzlicher und wohlbedaͤchtiger Durchle-
ſung deſſelben verſchiedenes wahrgenommen worden, welches
der Verfaſſer an ſeinen gehoͤrigen Orten zu vielem Nutzen
wuͤrde haben anfuͤhren koͤnnen. Wir wollen einiges an-
zeigen.
I.
Von der Schaͤndlichkeit und GOtt verhaßten Ab-
ſcheulichkeit dieſer Suͤnde ſelbſt, ſind billig die Worte an-
zumercken p. 7 ſqq. „Dieſe garſtige Suͤnde laͤuft ſehr wieder
„die Natur, welches ſie deſto ſchlimmer macht: Denn je un-
„natuͤrlicher die Suͤnde iſt, deſto groͤſſer iſt auch die Schuld
„in ſolcher Betrachtung. ‒ ‒ ‒ Jch behaupte mit Beſtand,
„daß dis das groͤſte Unrecht iſt, welches ſich ein Menſch ſelbſt
„anthut. Und gleich wie ſich der Molckendieb in dem Licht
„verbrennet: alſo verfaulen und ſchwaͤchen dieſe Selbſtbefle-
„cker ihren Leib durch einen dieſer Suͤnde anklebenden Fluch
„GOttes uͤber die Maſſen. Ueber dieſes findet ſich, wie bey
„allen dergleichen unordentlichen Thaten, eine geheime Art
„der Ermordung; wo ja nicht in dem Vorſatz des Thaͤters,
„doch zum wenigſten in der Beſchaffenheit der Sache ſelbſt. ‒ ‒
„Die Selbſtbefleckung iſt nicht nur eine Suͤnde wieder die
„Natur, ſondern auch eine ſolche Suͤnde, ſo die Natur um-
„kehret, und gleichſam ausrottet: und wer ſich deren ſchul-
„dig machet, der bemuͤhet ſich um den Untergang ſeines Ge-
„ſchlechts, und ſuchet gleichſam der Schoͤpfung ſelbſt Scha-
„den zuzufuͤgen.‟
Von der Verſteckung ſolcher Suͤnden vor Men-
ſchen, die man doch vor GOtt nicht bergen kann,
ſpricht er p. 12. „Es iſt nicht leicht zu entſcheiden, ob es
„etwas ungeheureres oder unverantwortlicheres iſt, daß die
„Menſchen, ehe ſie eine Suͤnde in Gegenwart anderer, oder
„mit andern begehen wollen, lieber erwehlen ſolten, ſich einer
„noch groͤſſeren vor GOtt ſchuldig zu machen, welcher doch
„betheuret hat, ſolche nicht ungerochen zu laſſen. Wolte
„man ſagen, daß ſolches von der Atheiſterey und vom Un-
„glauben herruͤhre: ſo laͤuft ſolches wieder die Erfahrung.
„Denn laſſet uns tauſend zur Rede ſetzen, die ſich einer oder
„der andern von dieſen ſchrecklichen Suͤnden ſchuldig gema-
„chet haben: ſo wird man vielleicht keinen darunter finden,
„der nicht nur einen GOtt erkennet, ſondern auch bezeugen
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/192>, abgerufen am 21.11.2024.
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