Ein armer elender Jüngling unter den vielen Unglückseli- gen, ach ja leider! nur allzuunglückseligen Knechten der Venus, oder vielmehr der Höllen und ihres eigenen Verder- bens, erkühnet sich, Jhnen mit etlichen Zeilen aufzuwarten. Es war mein trauriges, und, wie ich befürchte, mein unwie- derbringliches Unglück, daß, ob ich wol von gottseligen El- tern entsprossen, ich dennoch in die Gesellschaft eines garsti- gen Unzüchters, der mein Schulgesell war, gerieth, der sich nicht scheuete, das abscheuliche und schädliche, unnatürliche, verfluchte Spiel der Selbstbefleckung vor mir zu treiben; und, weil dieses unglückselige Exempel das Feuer meiner Jugend und angebornen Verderbnis rege machte, so wagte ich es durch ungestüme Versuchung des listigen Teufels, meiner tadelhaften Neugierigkeit in diesem Stück ein Gnü- ge zu thun, und verschertzte also meine Unschuld auf einmal, verwundete mein Gewissen, und entkräftete meine Stärcke. Was aber mein Elend und Schuld noch grösser machte, war dieses, daß nach Betrachtung und Hegung meiner vergange- genen thörichten Wohllust, die ich in dieser Sünde empfun- den, (ach eine Sünde, deren traurige Folgen ich nicht ge- glaubet hätte, weil ich durch eine halsstarrige Leidenschaft mit Gewalt dazu angetrieben wurde!) ich dieselbe einmal über das andre beging, und ob mich schon das Gewissen bey jedem Zurückfall, wie ein grimmiger Löwe anfiel, so behielt doch das Laster die Oberhand. Nun aber habe ich schon 2. Jahr, unter einer gonorrhaea laboriret, die ich mich jemanden zu entdecken schämte. Da ich aber über ihr Buch gerieth, flöste mir solches einen Muth ein, Jhnen meinen Zustand zu ent- decken, in der Hoffnung, Sie werden einem armen geplag- ten Menschen einige Hülfe wiederfahren lassen.
P. 208. erzehlet ein Schulmann eine Historie von einem seiner Schüler also: Jch hatte einen unter meinen Schülern, welcher unterschiedene Jahre, vom 15. Jahr an sich der grau- samen und sündlichen Gewohnheit mit der Masturbation sehr starck ergeben hatte; über dieses lief er auch noch, wenn er Zeit dazu finden konnte, dem Huren und Sauffen nach. Da er denn, ehe er noch das 20ste Jahr erreichte, den Trip- per dreymal und die Franzosen zweymal hatte. Dieses zog ihm allerhand Beschwerlichkeiten, absonderlich an heimli- chen Orten zu. Ob er nun gleich ungemein schwach daran war, und eine harte und schmertzhafte Geschwulst an einem seiner testiculorum hatte, und das andere hingegen gantz zu- sammen schrumpfte, und die spermatischen Gefässe, welche da hin gehen, wie Stricke zusammen gedrehet und verwirret wa- ren; so hatte er dennoch solche beständige und starcke ere-
ctiones,
(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
P. 63. ſteht folgender Brief:
Mein Herr!
Ein armer elender Juͤngling unter den vielen Ungluͤckſeli- gen, ach ja leider! nur allzuungluͤckſeligen Knechten der Venus, oder vielmehr der Hoͤllen und ihres eigenen Verder- bens, erkuͤhnet ſich, Jhnen mit etlichen Zeilen aufzuwarten. Es war mein trauriges, und, wie ich befuͤrchte, mein unwie- derbringliches Ungluͤck, daß, ob ich wol von gottſeligen El- tern entſproſſen, ich dennoch in die Geſellſchaft eines garſti- gen Unzuͤchters, der mein Schulgeſell war, gerieth, der ſich nicht ſcheuete, das abſcheuliche und ſchaͤdliche, unnatuͤrliche, verfluchte Spiel der Selbſtbefleckung vor mir zu treiben; und, weil dieſes ungluͤckſelige Exempel das Feuer meiner Jugend und angebornen Verderbnis rege machte, ſo wagte ich es durch ungeſtuͤme Verſuchung des liſtigen Teufels, meiner tadelhaften Neugierigkeit in dieſem Stuͤck ein Gnuͤ- ge zu thun, und verſchertzte alſo meine Unſchuld auf einmal, verwundete mein Gewiſſen, und entkraͤftete meine Staͤrcke. Was aber mein Elend und Schuld noch groͤſſer machte, war dieſes, daß nach Betrachtung und Hegung meiner vergange- genen thoͤrichten Wohlluſt, die ich in dieſer Suͤnde empfun- den, (ach eine Suͤnde, deren traurige Folgen ich nicht ge- glaubet haͤtte, weil ich durch eine halsſtarrige Leidenſchaft mit Gewalt dazu angetrieben wurde!) ich dieſelbe einmal uͤber das andre beging, und ob mich ſchon das Gewiſſen bey jedem Zuruͤckfall, wie ein grimmiger Loͤwe anfiel, ſo behielt doch das Laſter die Oberhand. Nun aber habe ich ſchon 2. Jahr, unter einer gonorrhæa laboriret, die ich mich jemanden zu entdecken ſchaͤmte. Da ich aber uͤber ihr Buch gerieth, floͤſte mir ſolches einen Muth ein, Jhnen meinen Zuſtand zu ent- decken, in der Hoffnung, Sie werden einem armen geplag- ten Menſchen einige Huͤlfe wiederfahren laſſen.
P. 208. erzehlet ein Schulmann eine Hiſtorie von einem ſeiner Schuͤler alſo: Jch hatte einen unter meinen Schuͤlern, welcher unterſchiedene Jahre, vom 15. Jahr an ſich der grau- ſamen und ſuͤndlichen Gewohnheit mit der Maſturbation ſehr ſtarck ergeben hatte; uͤber dieſes lief er auch noch, wenn er Zeit dazu finden konnte, dem Huren und Sauffen nach. Da er denn, ehe er noch das 20ſte Jahr erreichte, den Trip- per dreymal und die Franzoſen zweymal hatte. Dieſes zog ihm allerhand Beſchwerlichkeiten, abſonderlich an heimli- chen Orten zu. Ob er nun gleich ungemein ſchwach daran war, und eine harte und ſchmertzhafte Geſchwulſt an einem ſeiner teſticulorum hatte, und das andere hingegen gantz zu- ſammen ſchrumpfte, und die ſpermatiſchen Gefaͤſſe, welche da hin gehen, wie Stricke zuſammen gedrehet und verwirret wa- ren; ſo hatte er dennoch ſolche beſtaͤndige und ſtarcke ere-
ctiones,
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P. 63. ſteht folgender Brief:
Mein Herr!
Ein armer elender Juͤngling unter den vielen Ungluͤckſeli-
gen, ach ja leider! nur allzuungluͤckſeligen Knechten der
Venus, oder vielmehr der Hoͤllen und ihres eigenen Verder-
bens, erkuͤhnet ſich, Jhnen mit etlichen Zeilen aufzuwarten.
Es war mein trauriges, und, wie ich befuͤrchte, mein unwie-
derbringliches Ungluͤck, daß, ob ich wol von gottſeligen El-
tern entſproſſen, ich dennoch in die Geſellſchaft eines garſti-
gen Unzuͤchters, der mein Schulgeſell war, gerieth, der ſich
nicht ſcheuete, das abſcheuliche und ſchaͤdliche, unnatuͤrliche,
verfluchte Spiel der Selbſtbefleckung vor mir zu treiben;
und, weil dieſes ungluͤckſelige Exempel das Feuer meiner
Jugend und angebornen Verderbnis rege machte, ſo wagte
ich es durch ungeſtuͤme Verſuchung des liſtigen Teufels,
meiner tadelhaften Neugierigkeit in dieſem Stuͤck ein Gnuͤ-
ge zu thun, und verſchertzte alſo meine Unſchuld auf einmal,
verwundete mein Gewiſſen, und entkraͤftete meine Staͤrcke.
Was aber mein Elend und Schuld noch groͤſſer machte, war
dieſes, daß nach Betrachtung und Hegung meiner vergange-
genen thoͤrichten Wohlluſt, die ich in dieſer Suͤnde empfun-
den, (ach eine Suͤnde, deren traurige Folgen ich nicht ge-
glaubet haͤtte, weil ich durch eine halsſtarrige Leidenſchaft
mit Gewalt dazu angetrieben wurde!) ich dieſelbe einmal uͤber
das andre beging, und ob mich ſchon das Gewiſſen bey jedem
Zuruͤckfall, wie ein grimmiger Loͤwe anfiel, ſo behielt doch
das Laſter die Oberhand. Nun aber habe ich ſchon 2. Jahr,
unter einer gonorrhæa laboriret, die ich mich jemanden zu
entdecken ſchaͤmte. Da ich aber uͤber ihr Buch gerieth, floͤſte
mir ſolches einen Muth ein, Jhnen meinen Zuſtand zu ent-
decken, in der Hoffnung, Sie werden einem armen geplag-
ten Menſchen einige Huͤlfe wiederfahren laſſen.
P. 208. erzehlet ein Schulmann eine Hiſtorie von einem
ſeiner Schuͤler alſo: Jch hatte einen unter meinen Schuͤlern,
welcher unterſchiedene Jahre, vom 15. Jahr an ſich der grau-
ſamen und ſuͤndlichen Gewohnheit mit der Maſturbation
ſehr ſtarck ergeben hatte; uͤber dieſes lief er auch noch, wenn
er Zeit dazu finden konnte, dem Huren und Sauffen nach.
Da er denn, ehe er noch das 20ſte Jahr erreichte, den Trip-
per dreymal und die Franzoſen zweymal hatte. Dieſes zog
ihm allerhand Beſchwerlichkeiten, abſonderlich an heimli-
chen Orten zu. Ob er nun gleich ungemein ſchwach daran
war, und eine harte und ſchmertzhafte Geſchwulſt an einem
ſeiner teſticulorum hatte, und das andere hingegen gantz zu-
ſammen ſchrumpfte, und die ſpermatiſchen Gefaͤſſe, welche da
hin gehen, wie Stricke zuſammen gedrehet und verwirret wa-
ren; ſo hatte er dennoch ſolche beſtaͤndige und ſtarcke ere-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/198>, abgerufen am 21.11.2024.
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