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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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Betrachtung der Unreinigkeit.
der schuldig. Jch würde mich auch solcher Sünde bis diese
Stunde schuldig gemacht haben, wenn ich nicht alle Gattun-
gen derselben gesehen hätte. Allein ich hatte meine Lust durch
die Gnade GOttes schon eine geraume Zeit besieget, als ich Jhr
Buch zu sehen bekam, so, daß ich mich Pollutionis voluntariae
seitdem nicht schuldig gemacht habe. Jch gehe nun in das 21.
Jahr meines Alters, und bitte GOtt, er wolle mich hinfüro vor
dieser und allen andern Sünden aus Gnaden bewahren. Und
wenn es sein Wille ist, mir mein Leben zu fristen: so bin ich ent-
schlossen, mich der Selbstverleugnung und einem heiligen Leben
gäntzlich zu übergeben, und ihm zu Ehren zu leben, wie einer
elenden Creatur gegen ihren Schöpfer zu thun oblieget. Denn
ich erkenne meine Missethat, und verlange, daß meine
Sünde immer vor mir sey.
Drum seuftze ich mit David:
HErr, gedencke nicht der Sünde meiner Jugend, noch
meiner
(vorigen) Uebertretung! Jch würde Sie nicht mit
einer so weitläuftigen Beschreibung meines Zustandes beschwe-
ret haben, wenn ich gewust, wie ich Jhnen meine mancherley
Schwachheiten mündlich entdecken möchte. Jch bitte, mein
Herr, Sie betrachten meinen Zustand, und sehen zu, ob Sie
mir einige Hülfe verschaffen können. Jch bin Dero verbunde-
ner, obschon unbekannter geplagter Diener incognito.

P. 396. an den Buchhändler, der das Buch Onania verkauft.

Mein Herr, da ich den Autorem nicht kenne, aber verneh-
me, daß Sie das Buch Onania verlegt haben, welches von der
Selbstbefleckung handelt, und ich derselben auch mit schuldig bin,
und itzt schmertzlich für meine Thorheit leiden muß: so habe
ich meiner Schuldigkeit gemäß zu seyn erachtet, die Erschreck-
lichkeit solcher Sünde zu entdecken, und Jhnen zu berichten,
wie nachdrücklich ich den Zorn und das Mißfallen, so GOtt
daran hat, an meiner eigenen Person erfahren habe: damit
alle Kinder, so noch nicht geboren sind, sich mögen warnen las-
sen, solche Sünde und die sie begleitende Straffe zu vermeiden.
Erstlich aber wird es nicht undienlich seyn, wenn ich den man-
cherley Segen anzeige, dessen ich mich zu erfreuen hatte, ehe
ich die abscheuliche Sünde begieng. Jch war von Natur eines
starcken gesunden Leibes, und von allen Beschwerlichkeiten be-
freyet, so daß ich mich über nichts zu beklagen Ursach hatte, ja
nicht einmal wuste, was Kranckheit wäre. Jch hatte einen
so ordentlichen Appetit zu essen, daß es mir gantz leicht fiele,
mäßig zu leben, anderer herrlichen Leibes- und Gemüthsga-
ben allhier zu geschweigen. Diese alle verschwanden alsbald
wie ein Rauch, nachdem mich der Teufel zu Begehung solcher
Sünde verleitet hatte. Eine Sünde, die so unnatürlich ist, daß
sie ein Mensch nimmermehr eingehen könte, wenn er nicht von
dem Teufel dazu versuchet würde. Denn als ich 15. Jahr alt
war, so stund ich unter grosser Versuchung, diese Sünde zu bege-

hen.

Betrachtung der Unreinigkeit.
der ſchuldig. Jch wuͤrde mich auch ſolcher Suͤnde bis dieſe
Stunde ſchuldig gemacht haben, wenn ich nicht alle Gattun-
gen derſelben geſehen haͤtte. Allein ich hatte meine Luſt durch
die Gnade GOttes ſchon eine geraume Zeit beſieget, als ich Jhr
Buch zu ſehen bekam, ſo, daß ich mich Pollutionis voluntariæ
ſeitdem nicht ſchuldig gemacht habe. Jch gehe nun in das 21.
Jahr meines Alters, und bitte GOtt, er wolle mich hinfuͤro vor
dieſer und allen andern Suͤnden aus Gnaden bewahren. Und
wenn es ſein Wille iſt, mir mein Leben zu friſten: ſo bin ich ent-
ſchloſſen, mich der Selbſtverleugnung und einem heiligen Leben
gaͤntzlich zu uͤbergeben, und ihm zu Ehren zu leben, wie einer
elenden Creatur gegen ihren Schoͤpfer zu thun oblieget. Denn
ich erkenne meine Miſſethat, und verlange, daß meine
Suͤnde immer vor mir ſey.
Drum ſeuftze ich mit David:
HErr, gedencke nicht der Suͤnde meiner Jugend, noch
meiner
(vorigen) Uebertretung! Jch wuͤrde Sie nicht mit
einer ſo weitlaͤuftigen Beſchreibung meines Zuſtandes beſchwe-
ret haben, wenn ich gewuſt, wie ich Jhnen meine mancherley
Schwachheiten muͤndlich entdecken moͤchte. Jch bitte, mein
Herr, Sie betrachten meinen Zuſtand, und ſehen zu, ob Sie
mir einige Huͤlfe verſchaffen koͤnnen. Jch bin Dero verbunde-
ner, obſchon unbekannter geplagter Diener incognito.

P. 396. an den Buchhaͤndler, der das Buch Onania verkauft.

Mein Herr, da ich den Autorem nicht kenne, aber verneh-
me, daß Sie das Buch Onania verlegt haben, welches von der
Selbſtbefleckung handelt, und ich derſelben auch mit ſchuldig bin,
und itzt ſchmertzlich fuͤr meine Thorheit leiden muß: ſo habe
ich meiner Schuldigkeit gemaͤß zu ſeyn erachtet, die Erſchreck-
lichkeit ſolcher Suͤnde zu entdecken, und Jhnen zu berichten,
wie nachdruͤcklich ich den Zorn und das Mißfallen, ſo GOtt
daran hat, an meiner eigenen Perſon erfahren habe: damit
alle Kinder, ſo noch nicht geboren ſind, ſich moͤgen warnen laſ-
ſen, ſolche Suͤnde und die ſie begleitende Straffe zu vermeiden.
Erſtlich aber wird es nicht undienlich ſeyn, wenn ich den man-
cherley Segen anzeige, deſſen ich mich zu erfreuen hatte, ehe
ich die abſcheuliche Suͤnde begieng. Jch war von Natur eines
ſtarcken geſunden Leibes, und von allen Beſchwerlichkeiten be-
freyet, ſo daß ich mich uͤber nichts zu beklagen Urſach hatte, ja
nicht einmal wuſte, was Kranckheit waͤre. Jch hatte einen
ſo ordentlichen Appetit zu eſſen, daß es mir gantz leicht fiele,
maͤßig zu leben, anderer herrlichen Leibes- und Gemuͤthsga-
ben allhier zu geſchweigen. Dieſe alle verſchwanden alsbald
wie ein Rauch, nachdem mich der Teufel zu Begehung ſolcher
Suͤnde verleitet hatte. Eine Suͤnde, die ſo unnatuͤrlich iſt, daß
ſie ein Menſch nimmermehr eingehen koͤnte, wenn er nicht von
dem Teufel dazu verſuchet wuͤrde. Denn als ich 15. Jahr alt
war, ſo ſtund ich unter groſſer Verſuchung, dieſe Suͤnde zu bege-

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[189/0209] Betrachtung der Unreinigkeit. der ſchuldig. Jch wuͤrde mich auch ſolcher Suͤnde bis dieſe Stunde ſchuldig gemacht haben, wenn ich nicht alle Gattun- gen derſelben geſehen haͤtte. Allein ich hatte meine Luſt durch die Gnade GOttes ſchon eine geraume Zeit beſieget, als ich Jhr Buch zu ſehen bekam, ſo, daß ich mich Pollutionis voluntariæ ſeitdem nicht ſchuldig gemacht habe. Jch gehe nun in das 21. Jahr meines Alters, und bitte GOtt, er wolle mich hinfuͤro vor dieſer und allen andern Suͤnden aus Gnaden bewahren. Und wenn es ſein Wille iſt, mir mein Leben zu friſten: ſo bin ich ent- ſchloſſen, mich der Selbſtverleugnung und einem heiligen Leben gaͤntzlich zu uͤbergeben, und ihm zu Ehren zu leben, wie einer elenden Creatur gegen ihren Schoͤpfer zu thun oblieget. Denn ich erkenne meine Miſſethat, und verlange, daß meine Suͤnde immer vor mir ſey. Drum ſeuftze ich mit David: HErr, gedencke nicht der Suͤnde meiner Jugend, noch meiner (vorigen) Uebertretung! Jch wuͤrde Sie nicht mit einer ſo weitlaͤuftigen Beſchreibung meines Zuſtandes beſchwe- ret haben, wenn ich gewuſt, wie ich Jhnen meine mancherley Schwachheiten muͤndlich entdecken moͤchte. Jch bitte, mein Herr, Sie betrachten meinen Zuſtand, und ſehen zu, ob Sie mir einige Huͤlfe verſchaffen koͤnnen. Jch bin Dero verbunde- ner, obſchon unbekannter geplagter Diener incognito. P. 396. an den Buchhaͤndler, der das Buch Onania verkauft. Mein Herr, da ich den Autorem nicht kenne, aber verneh- me, daß Sie das Buch Onania verlegt haben, welches von der Selbſtbefleckung handelt, und ich derſelben auch mit ſchuldig bin, und itzt ſchmertzlich fuͤr meine Thorheit leiden muß: ſo habe ich meiner Schuldigkeit gemaͤß zu ſeyn erachtet, die Erſchreck- lichkeit ſolcher Suͤnde zu entdecken, und Jhnen zu berichten, wie nachdruͤcklich ich den Zorn und das Mißfallen, ſo GOtt daran hat, an meiner eigenen Perſon erfahren habe: damit alle Kinder, ſo noch nicht geboren ſind, ſich moͤgen warnen laſ- ſen, ſolche Suͤnde und die ſie begleitende Straffe zu vermeiden. Erſtlich aber wird es nicht undienlich ſeyn, wenn ich den man- cherley Segen anzeige, deſſen ich mich zu erfreuen hatte, ehe ich die abſcheuliche Suͤnde begieng. Jch war von Natur eines ſtarcken geſunden Leibes, und von allen Beſchwerlichkeiten be- freyet, ſo daß ich mich uͤber nichts zu beklagen Urſach hatte, ja nicht einmal wuſte, was Kranckheit waͤre. Jch hatte einen ſo ordentlichen Appetit zu eſſen, daß es mir gantz leicht fiele, maͤßig zu leben, anderer herrlichen Leibes- und Gemuͤthsga- ben allhier zu geſchweigen. Dieſe alle verſchwanden alsbald wie ein Rauch, nachdem mich der Teufel zu Begehung ſolcher Suͤnde verleitet hatte. Eine Suͤnde, die ſo unnatuͤrlich iſt, daß ſie ein Menſch nimmermehr eingehen koͤnte, wenn er nicht von dem Teufel dazu verſuchet wuͤrde. Denn als ich 15. Jahr alt war, ſo ſtund ich unter groſſer Verſuchung, dieſe Suͤnde zu bege- hen.

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/209>, abgerufen am 27.11.2024.