Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Eingang.
locket der Satan in ihren besten Jahren in die-
se erschreckliche Ketten hinein, damit sie sich
ja auf ihre übrige Lebenszeit Schulden
und Gerichte gnug erwerben,
auch noch
dazu ihre Seelen- und Leibeskräfte aufs
jämmerlichste verderben möchten.
Er
weiß wohl, daß es am allerschweresten ist, einen
aus diesem von der Hölle entbrannten Feuer
zu erretten; und daß, da sonsten andere Laster
durch allerley philosophische Mittel, und oft
durch entgegenstehende Sünden überwunden
werden, hier alle menschliche Macht und Kunst
nichts vermag: wo nicht der Patient sich der Cur
JEsu Christi selbsten unterwirft, und sich von
Hertzen mit grossem Ernst zu ihm bekehret. Da-
von aber weiß dieser Feind aus langer Erfah-
rung gar wohl, daß der Mensch wol eher al-
les andere versuchet, ehe er ihm dis ge-
fallen läßt,
wenn ihm gleich dessen unumgäng-
liche Nothwendigkeit aufs allerhöchste erwiesen
wäre. Daher sagt Chrysostomus: "Es ist
"der Jugend nichts so entsetzlich schwer, als die
"schädlichen und den Tod gewiß bringenden
"Wollüste zu besiegen. Keine Geldbegierde,
"kein Ehrgeitz, und keine eintzige andere Lust
"macht dieses Alter so untüchtig und verwor-
"ren, als die unsinnige Fleischeslust.

Weil nun Satan den grösten Theil der
Menschen in ihrer Blüte auf dieses schwartze
Todtenbette hinwirft; was ists wunder, daß
er auch die meisten derselben dem geistlichen, na-
türlichen und ewigen Tode frühzeitig gnug über-

lie-

Eingang.
locket der Satan in ihren beſten Jahren in die-
ſe erſchreckliche Ketten hinein, damit ſie ſich
ja auf ihre uͤbrige Lebenszeit Schulden
und Gerichte gnug erwerben,
auch noch
dazu ihre Seelen- und Leibeskraͤfte aufs
jaͤmmerlichſte verderben moͤchten.
Er
weiß wohl, daß es am allerſchwereſten iſt, einen
aus dieſem von der Hoͤlle entbrannten Feuer
zu erretten; und daß, da ſonſten andere Laſter
durch allerley philoſophiſche Mittel, und oft
durch entgegenſtehende Suͤnden uͤberwunden
werden, hier alle menſchliche Macht und Kunſt
nichts vermag: wo nicht der Patient ſich der Cur
JEſu Chriſti ſelbſten unterwirft, und ſich von
Hertzen mit groſſem Ernſt zu ihm bekehret. Da-
von aber weiß dieſer Feind aus langer Erfah-
rung gar wohl, daß der Menſch wol eher al-
les andere verſuchet, ehe er ihm dis ge-
fallen laͤßt,
wenn ihm gleich deſſen unumgaͤng-
liche Nothwendigkeit aufs allerhoͤchſte erwieſen
waͤre. Daher ſagt Chryſoſtomus: „Es iſt
„der Jugend nichts ſo entſetzlich ſchwer, als die
„ſchaͤdlichen und den Tod gewiß bringenden
„Wolluͤſte zu beſiegen. Keine Geldbegierde,
„kein Ehrgeitz, und keine eintzige andere Luſt
„macht dieſes Alter ſo untuͤchtig und verwor-
„ren, als die unſinnige Fleiſchesluſt.

Weil nun Satan den groͤſten Theil der
Menſchen in ihrer Bluͤte auf dieſes ſchwartze
Todtenbette hinwirft; was iſts wunder, daß
er auch die meiſten derſelben dem geiſtlichen, na-
tuͤrlichen und ewigen Tode fruͤhzeitig gnug uͤber-

lie-
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0022" n="2"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Eingang.</hi></fw><lb/>
locket der Satan in ihren be&#x017F;ten Jahren in die-<lb/>
&#x017F;e er&#x017F;chreckliche Ketten hinein, <hi rendition="#fr">damit &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
ja auf ihre u&#x0364;brige Lebenszeit Schulden<lb/>
und Gerichte gnug erwerben,</hi> auch noch<lb/>
dazu <hi rendition="#fr">ihre Seelen- und Leibeskra&#x0364;fte aufs<lb/>
ja&#x0364;mmerlich&#x017F;te verderben mo&#x0364;chten.</hi> Er<lb/>
weiß wohl, daß es am aller&#x017F;chwere&#x017F;ten i&#x017F;t, einen<lb/>
aus die&#x017F;em von der Ho&#x0364;lle entbrannten Feuer<lb/>
zu erretten; und daß, da &#x017F;on&#x017F;ten andere La&#x017F;ter<lb/>
durch allerley philo&#x017F;ophi&#x017F;che Mittel, und oft<lb/>
durch entgegen&#x017F;tehende Su&#x0364;nden u&#x0364;berwunden<lb/>
werden, hier alle men&#x017F;chliche Macht und Kun&#x017F;t<lb/>
nichts vermag: wo nicht der Patient &#x017F;ich der Cur<lb/>
JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti &#x017F;elb&#x017F;ten unterwirft, und &#x017F;ich von<lb/>
Hertzen mit gro&#x017F;&#x017F;em Ern&#x017F;t zu ihm bekehret. Da-<lb/>
von aber weiß die&#x017F;er Feind aus langer Erfah-<lb/>
rung gar wohl, daß der Men&#x017F;ch wol <hi rendition="#fr">eher al-<lb/>
les andere ver&#x017F;uchet, ehe er ihm dis ge-<lb/>
fallen la&#x0364;ßt,</hi> wenn ihm gleich de&#x017F;&#x017F;en unumga&#x0364;ng-<lb/>
liche Nothwendigkeit aufs allerho&#x0364;ch&#x017F;te erwie&#x017F;en<lb/>
wa&#x0364;re. Daher &#x017F;agt <hi rendition="#aq">Chry&#x017F;o&#x017F;tomus:</hi> &#x201E;Es i&#x017F;t<lb/>
&#x201E;der Jugend nichts &#x017F;o ent&#x017F;etzlich &#x017F;chwer, als die<lb/>
&#x201E;&#x017F;cha&#x0364;dlichen und den Tod gewiß bringenden<lb/>
&#x201E;Wollu&#x0364;&#x017F;te zu be&#x017F;iegen. Keine Geldbegierde,<lb/>
&#x201E;kein Ehrgeitz, und keine eintzige andere Lu&#x017F;t<lb/>
&#x201E;macht die&#x017F;es Alter &#x017F;o untu&#x0364;chtig und verwor-<lb/>
&#x201E;ren, als die un&#x017F;innige Flei&#x017F;cheslu&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Weil nun Satan den gro&#x0364;&#x017F;ten Theil der<lb/>
Men&#x017F;chen in ihrer Blu&#x0364;te auf die&#x017F;es &#x017F;chwartze<lb/>
Todtenbette hinwirft; was i&#x017F;ts wunder, daß<lb/>
er auch die mei&#x017F;ten der&#x017F;elben dem gei&#x017F;tlichen, na-<lb/>
tu&#x0364;rlichen und ewigen Tode fru&#x0364;hzeitig gnug u&#x0364;ber-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lie-</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[2/0022] Eingang. locket der Satan in ihren beſten Jahren in die- ſe erſchreckliche Ketten hinein, damit ſie ſich ja auf ihre uͤbrige Lebenszeit Schulden und Gerichte gnug erwerben, auch noch dazu ihre Seelen- und Leibeskraͤfte aufs jaͤmmerlichſte verderben moͤchten. Er weiß wohl, daß es am allerſchwereſten iſt, einen aus dieſem von der Hoͤlle entbrannten Feuer zu erretten; und daß, da ſonſten andere Laſter durch allerley philoſophiſche Mittel, und oft durch entgegenſtehende Suͤnden uͤberwunden werden, hier alle menſchliche Macht und Kunſt nichts vermag: wo nicht der Patient ſich der Cur JEſu Chriſti ſelbſten unterwirft, und ſich von Hertzen mit groſſem Ernſt zu ihm bekehret. Da- von aber weiß dieſer Feind aus langer Erfah- rung gar wohl, daß der Menſch wol eher al- les andere verſuchet, ehe er ihm dis ge- fallen laͤßt, wenn ihm gleich deſſen unumgaͤng- liche Nothwendigkeit aufs allerhoͤchſte erwieſen waͤre. Daher ſagt Chryſoſtomus: „Es iſt „der Jugend nichts ſo entſetzlich ſchwer, als die „ſchaͤdlichen und den Tod gewiß bringenden „Wolluͤſte zu beſiegen. Keine Geldbegierde, „kein Ehrgeitz, und keine eintzige andere Luſt „macht dieſes Alter ſo untuͤchtig und verwor- „ren, als die unſinnige Fleiſchesluſt. Weil nun Satan den groͤſten Theil der Menſchen in ihrer Bluͤte auf dieſes ſchwartze Todtenbette hinwirft; was iſts wunder, daß er auch die meiſten derſelben dem geiſtlichen, na- tuͤrlichen und ewigen Tode fruͤhzeitig gnug uͤber- lie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/22
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/22>, abgerufen am 23.11.2024.