Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.(II. Th.) Theologische Betrachtung sten durch seine ausnehmende Schönheit, grosseHerrlichkeit, ungemeine Weisheit, und den so ordentlich eingerichteten Jüdischen Gottesdienst eingenommen worden: so suchten sie seine Ge- wogenheit anfangs nur in so weit zu gewinnen, daß er sie um der Conversation willen bey Ho- fe bleiben ließ. Hierdurch kam also in kurtzer Zeit ein sehr zahlreiches Gynaeceum von Hof- und Staatsdamen zusammen. Er hatte hat 6. auswärtige Printzeßinnen; nemlich eine Egypti- sche, eine Moabitische, eine Ammonitische, eine aus Edom, eine aus Sidon, und eine Hitthäe- rin, wiewol zu verschiedener Zeit, und nicht oh- ne grosses Mißfallen GOttes, zu seinen Gemah- linnen genommen, nachdem er von seinem recht- schaffenen Wesen bereits war abgegangen. Die- se bekanten sich Zweifels ohne anfangs alle zur Jsraelitischen Religion: aber nachhero haben sie den Salomo durch vielfältiges Bitten und Vor- stellen endlich zu einer der grösten Thorheiten beredet, daß er einer ieden zu gefallen eine Ca- pelle auf gewissen Höhen bauen ließ, damit sie neben der Jüdischen Religion ihren Gottesdienst darin verrichten könten. Sie konten es nun leichte dahin bringen, weil der arme König so wohl durch ihre Liebe, als durch den täglichen Umgang mit seinen übrigen Hofdames gantz ge- fangen war, und dabey der Liebe des Al- lerhöchsten nothwendig vergessen muste. So hat ein exemplarisch frommer König, ste,
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung ſten durch ſeine ausnehmende Schoͤnheit, groſſeHerrlichkeit, ungemeine Weisheit, und den ſo ordentlich eingerichteten Juͤdiſchen Gottesdienſt eingenommen worden: ſo ſuchten ſie ſeine Ge- wogenheit anfangs nur in ſo weit zu gewinnen, daß er ſie um der Converſation willen bey Ho- fe bleiben ließ. Hierdurch kam alſo in kurtzer Zeit ein ſehr zahlreiches Gynæceum von Hof- und Staatsdamen zuſammen. Er hatte hat 6. auswaͤrtige Printzeßinnen; nemlich eine Egypti- ſche, eine Moabitiſche, eine Ammonitiſche, eine aus Edom, eine aus Sidon, und eine Hitthaͤe- rin, wiewol zu verſchiedener Zeit, und nicht oh- ne groſſes Mißfallen GOttes, zu ſeinen Gemah- linnen genommen, nachdem er von ſeinem recht- ſchaffenen Weſen bereits war abgegangen. Die- ſe bekanten ſich Zweifels ohne anfangs alle zur Jſraelitiſchen Religion: aber nachhero haben ſie den Salomo durch vielfaͤltiges Bitten und Vor- ſtellen endlich zu einer der groͤſten Thorheiten beredet, daß er einer ieden zu gefallen eine Ca- pelle auf gewiſſen Hoͤhen bauen ließ, damit ſie neben der Juͤdiſchen Religion ihren Gottesdienſt darin verrichten koͤnten. Sie konten es nun leichte dahin bringen, weil der arme Koͤnig ſo wohl durch ihre Liebe, als durch den taͤglichen Umgang mit ſeinen uͤbrigen Hofdames gantz ge- fangen war, und dabey der Liebe des Al- lerhoͤchſten nothwendig vergeſſen muſte. So hat ein exemplariſch frommer Koͤnig, ſte,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0264" n="244"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">II.</hi> Th.) <hi rendition="#b">Theologiſche Betrachtung</hi></fw><lb/> ſten durch ſeine ausnehmende Schoͤnheit, groſſe<lb/> Herrlichkeit, ungemeine Weisheit, und den ſo<lb/> ordentlich eingerichteten Juͤdiſchen Gottesdienſt<lb/> eingenommen worden: ſo ſuchten ſie ſeine Ge-<lb/> wogenheit anfangs nur in ſo weit zu gewinnen,<lb/> daß er ſie um der Converſation willen bey Ho-<lb/> fe bleiben ließ. Hierdurch kam alſo in kurtzer<lb/> Zeit ein ſehr zahlreiches <hi rendition="#aq">Gynæceum</hi> von Hof-<lb/> und Staatsdamen zuſammen. Er hatte hat 6.<lb/> auswaͤrtige Printzeßinnen; nemlich eine Egypti-<lb/> ſche, eine Moabitiſche, eine Ammonitiſche, eine<lb/> aus Edom, eine aus Sidon, und eine Hitthaͤe-<lb/> rin, wiewol zu verſchiedener Zeit, und nicht oh-<lb/> ne groſſes Mißfallen GOttes, zu ſeinen Gemah-<lb/> linnen genommen, nachdem er von ſeinem recht-<lb/> ſchaffenen Weſen bereits war abgegangen. Die-<lb/> ſe bekanten ſich Zweifels ohne anfangs alle zur<lb/> Jſraelitiſchen Religion: aber nachhero haben ſie<lb/> den Salomo durch vielfaͤltiges Bitten und Vor-<lb/> ſtellen endlich zu einer der groͤſten Thorheiten<lb/> beredet, daß er einer ieden zu gefallen eine Ca-<lb/> pelle auf gewiſſen Hoͤhen bauen ließ, damit ſie<lb/> neben der Juͤdiſchen Religion ihren Gottesdienſt<lb/> darin verrichten koͤnten. Sie konten es nun<lb/> leichte dahin bringen, weil der arme Koͤnig ſo<lb/> wohl durch ihre Liebe, als durch den taͤglichen<lb/> Umgang mit ſeinen uͤbrigen Hofdames gantz ge-<lb/> fangen war, und <hi rendition="#fr">dabey der Liebe des Al-<lb/> lerhoͤchſten nothwendig vergeſſen muſte.</hi></p><lb/> <p>So hat ein exemplariſch frommer Koͤnig,<lb/> dem ſonſten an Weisheit und Verſtande nie-<lb/> mand gleich gekommen, ſich durch fleiſchliche Luͤ-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſte,</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [244/0264]
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
ſten durch ſeine ausnehmende Schoͤnheit, groſſe
Herrlichkeit, ungemeine Weisheit, und den ſo
ordentlich eingerichteten Juͤdiſchen Gottesdienſt
eingenommen worden: ſo ſuchten ſie ſeine Ge-
wogenheit anfangs nur in ſo weit zu gewinnen,
daß er ſie um der Converſation willen bey Ho-
fe bleiben ließ. Hierdurch kam alſo in kurtzer
Zeit ein ſehr zahlreiches Gynæceum von Hof-
und Staatsdamen zuſammen. Er hatte hat 6.
auswaͤrtige Printzeßinnen; nemlich eine Egypti-
ſche, eine Moabitiſche, eine Ammonitiſche, eine
aus Edom, eine aus Sidon, und eine Hitthaͤe-
rin, wiewol zu verſchiedener Zeit, und nicht oh-
ne groſſes Mißfallen GOttes, zu ſeinen Gemah-
linnen genommen, nachdem er von ſeinem recht-
ſchaffenen Weſen bereits war abgegangen. Die-
ſe bekanten ſich Zweifels ohne anfangs alle zur
Jſraelitiſchen Religion: aber nachhero haben ſie
den Salomo durch vielfaͤltiges Bitten und Vor-
ſtellen endlich zu einer der groͤſten Thorheiten
beredet, daß er einer ieden zu gefallen eine Ca-
pelle auf gewiſſen Hoͤhen bauen ließ, damit ſie
neben der Juͤdiſchen Religion ihren Gottesdienſt
darin verrichten koͤnten. Sie konten es nun
leichte dahin bringen, weil der arme Koͤnig ſo
wohl durch ihre Liebe, als durch den taͤglichen
Umgang mit ſeinen uͤbrigen Hofdames gantz ge-
fangen war, und dabey der Liebe des Al-
lerhoͤchſten nothwendig vergeſſen muſte.
So hat ein exemplariſch frommer Koͤnig,
dem ſonſten an Weisheit und Verſtande nie-
mand gleich gekommen, ſich durch fleiſchliche Luͤ-
ſte,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |