Erster Theil. Anatomisch Medicinische Be- trachtung der Schande und des Scha- dens von allen Arten der Unrei- nigkeit und Unzucht.
WOllen wir nun, mein Hertzens Freund, die Sache in ihrem rechten Grunde einsehen: so müssen wir bis in das Paradis und den Stand unsrer Un- schuld zurückgehen, und daselbst den Rath GOt- tes in diesem Puncte mit Ehrerbietung be- trachten. Sie haben es um desto mehr nöthig, ihre Gedancken mit mir bis dahin zu richten, weil ich wohl weiß, daß Satan Sie in Jhrem verunruhigten Gewissen zu Zeiten mit diesem Grundfalschen Wahn wird zu stillen und ein- zuschläffern suchen, diese Lust sey ja natürlich, warum habe sie denn, GOtt dem Menschen ein- gepflantzet, und ihn also gemacht? zudem sey es doch mit dem Viehe auch also?
Was endlich die letzte Vergleichung betrift,1 Einwurf und| Ant- wort. so traue ich es Jhnen zwar nimmermehr zu, daß Sie sich mit dem Viehe in einen Rang und Classe setzen werden: sage es Jhnen aber doch1) auch mit gröster Gewißheit und ohne Scheu, daß das Vieh in diesem und dergleichen Din- gen dem Menschen weit vorgehe; und daß auch2) hierin des Menschen sein Jammer und Verder- ben viel weiter in seine Seelen und Leibes-
kräf-
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Erſter Theil. Anatomiſch Mediciniſche Be- trachtung der Schande und des Scha- dens von allen Arten der Unrei- nigkeit und Unzucht.
WOllen wir nun, mein Hertzens Freund, die Sache in ihrem rechten Grunde einſehen: ſo muͤſſen wir bis in das Paradis und den Stand unſrer Un- ſchuld zuruͤckgehen, und daſelbſt den Rath GOt- tes in dieſem Puncte mit Ehrerbietung be- trachten. Sie haben es um deſto mehr noͤthig, ihre Gedancken mit mir bis dahin zu richten, weil ich wohl weiß, daß Satan Sie in Jhrem verunruhigten Gewiſſen zu Zeiten mit dieſem Grundfalſchen Wahn wird zu ſtillen und ein- zuſchlaͤffern ſuchen, dieſe Luſt ſey ja natuͤrlich, warum habe ſie denn, GOtt dem Menſchen ein- gepflantzet, und ihn alſo gemacht? zudem ſey es doch mit dem Viehe auch alſo?
Was endlich die letzte Vergleichung betrift,1 Einwurf und| Ant- wort. ſo traue ich es Jhnen zwar nimmermehr zu, daß Sie ſich mit dem Viehe in einen Rang und Claſſe ſetzen werden: ſage es Jhnen aber doch1) auch mit groͤſter Gewißheit und ohne Scheu, daß das Vieh in dieſem und dergleichen Din- gen dem Menſchen weit vorgehe; und daß auch2) hierin des Menſchen ſein Jammer und Verder- ben viel weiter in ſeine Seelen und Leibes-
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Erſter Theil.
Anatomiſch Mediciniſche Be-
trachtung der Schande und des Scha-
dens von allen Arten der Unrei-
nigkeit und Unzucht.
WOllen wir nun, mein Hertzens Freund,
die Sache in ihrem rechten Grunde
einſehen: ſo muͤſſen wir bis in das
Paradis und den Stand unſrer Un-
ſchuld zuruͤckgehen, und daſelbſt den Rath GOt-
tes in dieſem Puncte mit Ehrerbietung be-
trachten. Sie haben es um deſto mehr noͤthig,
ihre Gedancken mit mir bis dahin zu richten,
weil ich wohl weiß, daß Satan Sie in Jhrem
verunruhigten Gewiſſen zu Zeiten mit dieſem
Grundfalſchen Wahn wird zu ſtillen und ein-
zuſchlaͤffern ſuchen, dieſe Luſt ſey ja natuͤrlich,
warum habe ſie denn, GOtt dem Menſchen ein-
gepflantzet, und ihn alſo gemacht? zudem ſey
es doch mit dem Viehe auch alſo?
Was endlich die letzte Vergleichung betrift,
ſo traue ich es Jhnen zwar nimmermehr zu, daß
Sie ſich mit dem Viehe in einen Rang und
Claſſe ſetzen werden: ſage es Jhnen aber doch
auch mit groͤſter Gewißheit und ohne Scheu,
daß das Vieh in dieſem und dergleichen Din-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/27>, abgerufen am 21.11.2024.
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