schlaffenden Gewissens wieder gelangen könnten. Auf die Weise sind sie denn wieder geliefert, und (wiewol mit unabläßiger Deprecirung und wehmüthigsten Flehen und Verweisen ihres Ge- wissens) einen mercklichen Grad weiter in die Verstockung und geistlichen Gerichte hineinge- gangen; welche denn einige nicht viel achten, weil sie sie nicht so mit Augen sehen, noch mit Händen greiffen, als wenn GOtt mit Donner und Blitz um sie herum schlüge.
O mein Hertzensfreund! Solcher Seelen gibts gewißlich gar viel, die also haben angefan- gen zu arbeiten: aber da ihnen der Satan die Seelenarbeit gantz unerträglich hat gesuchet zu machen, (und diese Herren nicht so fort von dem allerhöchsten und beleidigten GOtt sind be- neventiret worden,) wieder umgeschlagen, und sich nach der Schwemme in den vorigen Koth hineingestürtzet haben; zumalen, da sie die schweren Umstände ihrer arbeitenden Seele kei- nem redlichen Knechte GOttes haben entdecken wollen. Das ist gewiß der vornehmste und glücklichste Kunstgriff des Satans, den er hie brauchet, daß er solche Menschen mit unzeitiger Schamhaftigkeit, (das ist, dem unseligen Hoch- muth) so bindet, und ihnen Mund und Hände schliesset, daß sie die Sache nicht einmal ihrem allerbesten Freunde zu eröfnen sich getrauen: da ihnen sonst wol viel eher und sicherer gehol- fen werden könnte, wenn man ihnen die näch- sten Wege wiese.
Jch will ihnen noch aus einem gewissen
Bu-
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
ſchlaffenden Gewiſſens wieder gelangen koͤnnten. Auf die Weiſe ſind ſie denn wieder geliefert, und (wiewol mit unablaͤßiger Deprecirung und wehmuͤthigſten Flehen und Verweiſen ihres Ge- wiſſens) einen mercklichen Grad weiter in die Verſtockung und geiſtlichen Gerichte hineinge- gangen; welche denn einige nicht viel achten, weil ſie ſie nicht ſo mit Augen ſehen, noch mit Haͤnden greiffen, als wenn GOtt mit Donner und Blitz um ſie herum ſchluͤge.
O mein Hertzensfreund! Solcher Seelen gibts gewißlich gar viel, die alſo haben angefan- gen zu arbeiten: aber da ihnen der Satan die Seelenarbeit gantz unertraͤglich hat geſuchet zu machen, (und dieſe Herren nicht ſo fort von dem allerhoͤchſten und beleidigten GOtt ſind be- neventiret worden,) wieder umgeſchlagen, und ſich nach der Schwemme in den vorigen Koth hineingeſtuͤrtzet haben; zumalen, da ſie die ſchweren Umſtaͤnde ihrer arbeitenden Seele kei- nem redlichen Knechte GOttes haben entdecken wollen. Das iſt gewiß der vornehmſte und gluͤcklichſte Kunſtgriff des Satans, den er hie brauchet, daß er ſolche Menſchen mit unzeitiger Schamhaftigkeit, (das iſt, dem unſeligen Hoch- muth) ſo bindet, und ihnen Mund und Haͤnde ſchlieſſet, daß ſie die Sache nicht einmal ihrem allerbeſten Freunde zu eroͤfnen ſich getrauen: da ihnen ſonſt wol viel eher und ſicherer gehol- fen werden koͤnnte, wenn man ihnen die naͤch- ſten Wege wieſe.
Jch will ihnen noch aus einem gewiſſen
Bu-
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(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
ſchlaffenden Gewiſſens wieder gelangen koͤnnten.
Auf die Weiſe ſind ſie denn wieder geliefert, und
(wiewol mit unablaͤßiger Deprecirung und
wehmuͤthigſten Flehen und Verweiſen ihres Ge-
wiſſens) einen mercklichen Grad weiter in die
Verſtockung und geiſtlichen Gerichte hineinge-
gangen; welche denn einige nicht viel achten,
weil ſie ſie nicht ſo mit Augen ſehen, noch mit
Haͤnden greiffen, als wenn GOtt mit Donner
und Blitz um ſie herum ſchluͤge.
O mein Hertzensfreund! Solcher Seelen
gibts gewißlich gar viel, die alſo haben angefan-
gen zu arbeiten: aber da ihnen der Satan die
Seelenarbeit gantz unertraͤglich hat geſuchet
zu machen, (und dieſe Herren nicht ſo fort von
dem allerhoͤchſten und beleidigten GOtt ſind be-
neventiret worden,) wieder umgeſchlagen, und
ſich nach der Schwemme in den vorigen Koth
hineingeſtuͤrtzet haben; zumalen, da ſie die
ſchweren Umſtaͤnde ihrer arbeitenden Seele kei-
nem redlichen Knechte GOttes haben entdecken
wollen. Das iſt gewiß der vornehmſte und
gluͤcklichſte Kunſtgriff des Satans, den er hie
brauchet, daß er ſolche Menſchen mit unzeitiger
Schamhaftigkeit, (das iſt, dem unſeligen Hoch-
muth) ſo bindet, und ihnen Mund und Haͤnde
ſchlieſſet, daß ſie die Sache nicht einmal ihrem
allerbeſten Freunde zu eroͤfnen ſich getrauen:
da ihnen ſonſt wol viel eher und ſicherer gehol-
fen werden koͤnnte, wenn man ihnen die naͤch-
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/280>, abgerufen am 21.11.2024.
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