führten, durch Unzucht und Schändung sie ih- rer Keuschheit zu berauben: sie sturben aber lieber mit Freuden, als daß sie diese Schän- dung hätten leiden sollen.
Bemeldte Auctores sagen, zum Exempel, fer- ner: "Wir sind keusch in unsern Reden, und "unbefleckt an unserm Leibe; die meisten aber "unter uns geniessen einer immerwährenden "Jungfrauschaft in einem unverletzten Leibe, ob "sie sich gleich derselben nicht rühmen. Die Be- "gierde zur Unzucht ist so ferne von uns, daß "sich auch einige einer schamhaften (ehelichen) "Beywohnung enthalten. Sie entschlagen sich "auch eines zuläßigen Ehebettes, und ehelichen "Lebens, aus hertzlicher Begierde zu einer gros- "sen und ungemeinen Reinigkeit, und damit sie "GOtt mit desto keuscherem Hertzen anbeten "können. Man wundert sich fast nicht mehr "über so viele 1000. Jünglinge und Jungfrauen, "daß sie die Hochzeit verachten und keusch le- "ben. Es gibt in den Gemeinen so viel keusche "und heilige Leute, die von der Liebe GOttes "also entzündet sind, daß sie in der höchsten "Enthaltung und unglaublicher Verschmähung "dieser Welt gerne einsam leben." Sie kön- nen auch C. 6. von ihrer Mäßigkeit, ihrem Fasten, ihrem Abscheu vor allen Ueppigkeiten, Tantzen, Spielen etc. gar viel angenehmes lesen.
Sehen sie nun daraus nicht, wie die Keusch- heit des Hertzens und Leibes bey den ersten Chri- sten für eine Hauptsache ihrer Religion und des Christenthums ist gehalten worden? Und ist das
höchst
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
fuͤhrten, durch Unzucht und Schaͤndung ſie ih- rer Keuſchheit zu berauben: ſie ſturben aber lieber mit Freuden, als daß ſie dieſe Schaͤn- dung haͤtten leiden ſollen.
Bemeldte Auctores ſagen, zum Exempel, fer- ner: „Wir ſind keuſch in unſern Reden, und „unbefleckt an unſerm Leibe; die meiſten aber „unter uns genieſſen einer immerwaͤhrenden „Jungfrauſchaft in einem unverletzten Leibe, ob „ſie ſich gleich derſelben nicht ruͤhmen. Die Be- „gierde zur Unzucht iſt ſo ferne von uns, daß „ſich auch einige einer ſchamhaften (ehelichen) „Beywohnung enthalten. Sie entſchlagen ſich „auch eines zulaͤßigen Ehebettes, und ehelichen „Lebens, aus hertzlicher Begierde zu einer groſ- „ſen und ungemeinen Reinigkeit, und damit ſie „GOtt mit deſto keuſcherem Hertzen anbeten „koͤnnen. Man wundert ſich faſt nicht mehr „uͤber ſo viele 1000. Juͤnglinge und Jungfrauen, „daß ſie die Hochzeit verachten und keuſch le- „ben. Es gibt in den Gemeinen ſo viel keuſche „und heilige Leute, die von der Liebe GOttes „alſo entzuͤndet ſind, daß ſie in der hoͤchſten „Enthaltung und unglaublicher Verſchmaͤhung „dieſer Welt gerne einſam leben.‟ Sie koͤn- nen auch C. 6. von ihrer Maͤßigkeit, ihrem Faſten, ihrem Abſcheu vor allen Ueppigkeiten, Tantzen, Spielen ꝛc. gar viel angenehmes leſen.
Sehen ſie nun daraus nicht, wie die Keuſch- heit des Hertzens und Leibes bey den erſten Chri- ſten fuͤr eine Hauptſache ihrer Religion und des Chriſtenthums iſt gehalten worden? Und iſt das
hoͤchſt
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(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
fuͤhrten, durch Unzucht und Schaͤndung ſie ih-
rer Keuſchheit zu berauben: ſie ſturben aber
lieber mit Freuden, als daß ſie dieſe Schaͤn-
dung haͤtten leiden ſollen.
Bemeldte Auctores ſagen, zum Exempel, fer-
ner: „Wir ſind keuſch in unſern Reden, und
„unbefleckt an unſerm Leibe; die meiſten aber
„unter uns genieſſen einer immerwaͤhrenden
„Jungfrauſchaft in einem unverletzten Leibe, ob
„ſie ſich gleich derſelben nicht ruͤhmen. Die Be-
„gierde zur Unzucht iſt ſo ferne von uns, daß
„ſich auch einige einer ſchamhaften (ehelichen)
„Beywohnung enthalten. Sie entſchlagen ſich
„auch eines zulaͤßigen Ehebettes, und ehelichen
„Lebens, aus hertzlicher Begierde zu einer groſ-
„ſen und ungemeinen Reinigkeit, und damit ſie
„GOtt mit deſto keuſcherem Hertzen anbeten
„koͤnnen. Man wundert ſich faſt nicht mehr
„uͤber ſo viele 1000. Juͤnglinge und Jungfrauen,
„daß ſie die Hochzeit verachten und keuſch le-
„ben. Es gibt in den Gemeinen ſo viel keuſche
„und heilige Leute, die von der Liebe GOttes
„alſo entzuͤndet ſind, daß ſie in der hoͤchſten
„Enthaltung und unglaublicher Verſchmaͤhung
„dieſer Welt gerne einſam leben.‟ Sie koͤn-
nen auch C. 6. von ihrer Maͤßigkeit, ihrem
Faſten, ihrem Abſcheu vor allen Ueppigkeiten,
Tantzen, Spielen ꝛc. gar viel angenehmes leſen.
Sehen ſie nun daraus nicht, wie die Keuſch-
heit des Hertzens und Leibes bey den erſten Chri-
ſten fuͤr eine Hauptſache ihrer Religion und des
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/292>, abgerufen am 21.11.2024.
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