Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.der Unreinigkeit. Hertzens in Reinigkeit und Keuschheit vor demGerichte GOttes und ihres Gewissens verbind- lich machen wollen? Ein Mensch muß sich durch die stärcksten Bewegursachen und Gründe lassen überwinden, wo er anders vernünftig seyn will. Verfangen nun diese nichts, und können sie diese nicht bewegen, von solcher Schande abzuste- hen: so müssen sie noch wichtigere und stärckere Gründe haben. Die ein- tzige Lust, die das Fleisch kützelt, kann doch unter dem menschlichen Geschlecht, dem vernünftigen und edelsten Geschöpfe, unmöglich so wichtig seyn, einen stärckern Grund abzuge- ben. Denn sie ist ia eine viehische Wohllust, ein fleischlicher, höchstschädlicher, sclavischer, grober Trieb, dessen sich die Menschen selbst un- ter einander ungeheissen schämen. Was soll doch nun ewig so vermögend seyn, ihr armes Hertz und Leib und Leben an die Unreinigkeit so anzufesseln? Die angeführten Gründe sind von unwiedersprechlicher Gewißheit, und von höchster Wichtigkeit. Jsts denn, zum Ex- empel, ungewiß, daß wir sterben, und daß wir nicht sterben wie das Vieh, auch nicht leben sol- len wie das Vieh? Jsts denn nicht wahr, daß wir alle auferstehen und gerichtet werden müs- sen, und daß wir nach dem Ausspruch dieses Gerichts entweder in ewiger Quaal, oder ewi- ger Freude seyn werden? Jsts nicht unvernünf- tig und boshaft, seinen Leib und seine Seele zu ruiniren? Jsts nicht straffwürdig, seine Gesund- heit, II. Th. Betr. der Unreinigk. T
der Unreinigkeit. Hertzens in Reinigkeit und Keuſchheit vor demGerichte GOttes und ihres Gewiſſens verbind- lich machen wollen? Ein Menſch muß ſich durch die ſtaͤrckſten Bewegurſachen und Gruͤnde laſſen uͤberwinden, wo er anders vernuͤnftig ſeyn will. Verfangen nun dieſe nichts, und koͤnnen ſie dieſe nicht bewegen, von ſolcher Schande abzuſte- hen: ſo muͤſſen ſie noch wichtigere und ſtaͤrckere Gruͤnde haben. Die ein- tzige Luſt, die das Fleiſch kuͤtzelt, kann doch unter dem menſchlichen Geſchlecht, dem vernuͤnftigen und edelſten Geſchoͤpfe, unmoͤglich ſo wichtig ſeyn, einen ſtaͤrckern Grund abzuge- ben. Denn ſie iſt ia eine viehiſche Wohlluſt, ein fleiſchlicher, hoͤchſtſchaͤdlicher, ſclaviſcher, grober Trieb, deſſen ſich die Menſchen ſelbſt un- ter einander ungeheiſſen ſchaͤmen. Was ſoll doch nun ewig ſo vermoͤgend ſeyn, ihr armes Hertz und Leib und Leben an die Unreinigkeit ſo anzufeſſeln? Die angefuͤhrten Gruͤnde ſind von unwiederſprechlicher Gewißheit, und von hoͤchſter Wichtigkeit. Jſts denn, zum Ex- empel, ungewiß, daß wir ſterben, und daß wir nicht ſterben wie das Vieh, auch nicht leben ſol- len wie das Vieh? Jſts denn nicht wahr, daß wir alle auferſtehen und gerichtet werden muͤſ- ſen, und daß wir nach dem Ausſpruch dieſes Gerichts entweder in ewiger Quaal, oder ewi- ger Freude ſeyn werden? Jſts nicht unvernuͤnf- tig und boshaft, ſeinen Leib und ſeine Seele zu ruiniren? Jſts nicht ſtraffwuͤrdig, ſeine Geſund- heit, II. Th. Betr. der Unreinigk. T
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der Unreinigkeit.
Hertzens in Reinigkeit und Keuſchheit vor dem
Gerichte GOttes und ihres Gewiſſens verbind-
lich machen wollen? Ein Menſch muß ſich
durch die ſtaͤrckſten Bewegurſachen und
Gruͤnde laſſen uͤberwinden, wo er anders
vernuͤnftig ſeyn will. Verfangen nun
dieſe nichts, und koͤnnen ſie dieſe nicht
bewegen, von ſolcher Schande abzuſte-
hen: ſo muͤſſen ſie noch wichtigere und
ſtaͤrckere Gruͤnde haben. Die ein-
tzige Luſt, die das Fleiſch kuͤtzelt, kann
doch unter dem menſchlichen Geſchlecht, dem
vernuͤnftigen und edelſten Geſchoͤpfe, unmoͤglich
ſo wichtig ſeyn, einen ſtaͤrckern Grund abzuge-
ben. Denn ſie iſt ia eine viehiſche Wohlluſt,
ein fleiſchlicher, hoͤchſtſchaͤdlicher, ſclaviſcher,
grober Trieb, deſſen ſich die Menſchen ſelbſt un-
ter einander ungeheiſſen ſchaͤmen. Was ſoll
doch nun ewig ſo vermoͤgend ſeyn, ihr armes
Hertz und Leib und Leben an die Unreinigkeit ſo
anzufeſſeln? Die angefuͤhrten Gruͤnde ſind von
unwiederſprechlicher Gewißheit, und von
hoͤchſter Wichtigkeit. Jſts denn, zum Ex-
empel, ungewiß, daß wir ſterben, und daß wir
nicht ſterben wie das Vieh, auch nicht leben ſol-
len wie das Vieh? Jſts denn nicht wahr, daß
wir alle auferſtehen und gerichtet werden muͤſ-
ſen, und daß wir nach dem Ausſpruch dieſes
Gerichts entweder in ewiger Quaal, oder ewi-
ger Freude ſeyn werden? Jſts nicht unvernuͤnf-
tig und boshaft, ſeinen Leib und ſeine Seele zu
ruiniren? Jſts nicht ſtraffwuͤrdig, ſeine Geſund-
heit,
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