seyn. O wie verhaßt muß demnach nicht der Huren- name im Himmel seyn! sintemal die falsche Kirche als die gehäßigste Feindin GOttes auf Erden eine Hu- re tituliret wird!
§. 12.
Zur Sect. IV. darinnen p. 271. sqq. gewiesenSect. IV. Christen- religion heiliget. wird, wie hoch uns die heilige Christenreligion zur Keusch- heit verbinde, lese man doch folgendes. Gewaltige Bewegungsgründe zur Reinigkeit finden wir Gal. 5, 24. Christen gehören Christo an; sie sind Reben an diesem Weinstock; JEsus nimmt sie in Besitz mit seinem Heiligen Geist; er ist ihres Todes Tod und ihres Le- bens Leben; alles was Christus hat und ist, ist ihr, 1 Cor. 3. sein Leben ist ihr Leben. Nun aber hat JE- sus nicht in Ueppigkeit und Wohllust gelebet, ja er hat nicht nur die gantze Zeit seines Lebens nicht das ge- ringste von weltlicher Lust gekostet: sondern hat von der Krippen an bis ans Creutz das schmertzlichste, ängst- lichste und bitterste Leiden an Leib und Seele ausste- hen wollen um unsertwillen; Wie? solten wir uns denn nicht die Ausübung der steten Verleugnung im höchsten Fleiß und Freude gefallen lassen, da unser Her- tzog und Seligmacher sie selbst in unendlichem und un- begreiflichen Grad ausgeübet hat? hat ers doch nicht allein darum gethan, damit er uns mit GOtt wieder aussöhnen, und was wir mißhandelt, büssen, sondern damit er uns auch abziehen und erlösen möchte von allem, was dem Fleisch wohlthut, und die Sinnen er- götzt, mithin, damit wir von der im Fleisch nisteln- den Sünde frey würden, Röm 7, 23. Er wolte hier- mit kurtzum alle Schande und Unordnung abschaffen, der Unzucht alle Meisterschaft benehmen, und sie als einen bezwungenen Feind zu den Füssen seines Creu- tzes niederlegen: und wir solten mit Willen und Wis- sen Sclaven bleiben? Es ist schlechterdings keine Se- ligkeit zu hoffen: wo nicht Christi Creutzestod sei- ne Krast in uns beweiset, in Ertödtung unsers alten sündlichen Wesens, und in Erweckung eines neuen göttlichen innern Lebens und äusserlichen Wandels.
§. 13.
der Unreinigkeit.
ſeyn. O wie verhaßt muß demnach nicht der Huren- name im Himmel ſeyn! ſintemal die falſche Kirche als die gehaͤßigſte Feindin GOttes auf Erden eine Hu- re tituliret wird!
§. 12.
Zur Sect. IV. darinnen p. 271. ſqq. gewieſenSect. IV. Chriſten- religion heiliget. wird, wie hoch uns die heilige Chriſtenreligion zur Keuſch- heit verbinde, leſe man doch folgendes. Gewaltige Bewegungsgruͤnde zur Reinigkeit finden wir Gal. 5, 24. Chriſten gehoͤren Chriſto an; ſie ſind Reben an dieſem Weinſtock; JEſus nimmt ſie in Beſitz mit ſeinem Heiligen Geiſt; er iſt ihres Todes Tod und ihres Le- bens Leben; alles was Chriſtus hat und iſt, iſt ihr, 1 Cor. 3. ſein Leben iſt ihr Leben. Nun aber hat JE- ſus nicht in Ueppigkeit und Wohlluſt gelebet, ja er hat nicht nur die gantze Zeit ſeines Lebens nicht das ge- ringſte von weltlicher Luſt gekoſtet: ſondern hat von der Krippen an bis ans Creutz das ſchmertzlichſte, aͤngſt- lichſte und bitterſte Leiden an Leib und Seele ausſte- hen wollen um unſertwillen; Wie? ſolten wir uns denn nicht die Ausuͤbung der ſteten Verleugnung im hoͤchſten Fleiß und Freude gefallen laſſen, da unſer Her- tzog und Seligmacher ſie ſelbſt in unendlichem und un- begreiflichen Grad ausgeuͤbet hat? hat ers doch nicht allein darum gethan, damit er uns mit GOtt wieder ausſoͤhnen, und was wir mißhandelt, buͤſſen, ſondern damit er uns auch abziehen und erloͤſen moͤchte von allem, was dem Fleiſch wohlthut, und die Sinnen er- goͤtzt, mithin, damit wir von der im Fleiſch niſteln- den Suͤnde frey wuͤrden, Roͤm 7, 23. Er wolte hier- mit kurtzum alle Schande und Unordnung abſchaffen, der Unzucht alle Meiſterſchaft benehmen, und ſie als einen bezwungenen Feind zu den Fuͤſſen ſeines Creu- tzes niederlegen: und wir ſolten mit Willen und Wiſ- ſen Sclaven bleiben? Es iſt ſchlechterdings keine Se- ligkeit zu hoffen: wo nicht Chriſti Creutzestod ſei- ne Kraſt in uns beweiſet, in Ertoͤdtung unſers alten ſuͤndlichen Weſens, und in Erweckung eines neuen goͤttlichen innern Lebens und aͤuſſerlichen Wandels.
§. 13.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0321"n="301"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">der Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>ſeyn. O wie verhaßt muß demnach nicht der Huren-<lb/>
name im Himmel ſeyn! ſintemal die falſche Kirche<lb/>
als die gehaͤßigſte Feindin GOttes auf Erden eine Hu-<lb/>
re tituliret wird!</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 12.</head><p>Zur <hirendition="#aq">Sect. IV.</hi> darinnen <hirendition="#aq">p. 271. ſqq.</hi> gewieſen<noteplace="right"><hirendition="#aq">Sect. IV.</hi><lb/>
Chriſten-<lb/>
religion<lb/>
heiliget.</note><lb/>
wird, wie hoch uns die heilige Chriſtenreligion zur Keuſch-<lb/>
heit verbinde, leſe man doch folgendes. Gewaltige<lb/>
Bewegungsgruͤnde zur Reinigkeit finden wir Gal. 5, 24.<lb/>
Chriſten gehoͤren Chriſto an; ſie ſind Reben an dieſem<lb/>
Weinſtock; JEſus nimmt ſie in Beſitz mit ſeinem<lb/>
Heiligen Geiſt; er iſt ihres Todes Tod und ihres Le-<lb/>
bens Leben; alles was Chriſtus hat und iſt, iſt ihr,<lb/>
1 Cor. 3. ſein Leben iſt ihr Leben. Nun aber hat JE-<lb/>ſus nicht in Ueppigkeit und Wohlluſt gelebet, ja er hat<lb/>
nicht nur die gantze Zeit ſeines Lebens nicht das ge-<lb/>
ringſte von weltlicher Luſt gekoſtet: ſondern hat von<lb/>
der Krippen an bis ans Creutz das ſchmertzlichſte, aͤngſt-<lb/>
lichſte und bitterſte Leiden an Leib und Seele ausſte-<lb/>
hen wollen um unſertwillen; Wie? ſolten wir uns<lb/>
denn nicht die Ausuͤbung der ſteten Verleugnung im<lb/>
hoͤchſten Fleiß und Freude gefallen laſſen, da unſer Her-<lb/>
tzog und Seligmacher ſie ſelbſt in unendlichem und un-<lb/>
begreiflichen Grad ausgeuͤbet hat? hat ers doch nicht<lb/>
allein darum gethan, damit er uns mit GOtt wieder<lb/>
ausſoͤhnen, und was wir mißhandelt, buͤſſen, ſondern<lb/>
damit er uns auch abziehen und erloͤſen moͤchte von<lb/>
allem, was dem Fleiſch wohlthut, und die Sinnen er-<lb/>
goͤtzt, mithin, damit wir von der im Fleiſch niſteln-<lb/>
den Suͤnde frey wuͤrden, Roͤm 7, 23. Er wolte hier-<lb/>
mit kurtzum alle Schande und Unordnung abſchaffen,<lb/>
der Unzucht alle Meiſterſchaft benehmen, und ſie als<lb/>
einen bezwungenen Feind zu den Fuͤſſen ſeines Creu-<lb/>
tzes niederlegen: und wir ſolten mit Willen und Wiſ-<lb/>ſen Sclaven bleiben? Es iſt ſchlechterdings keine Se-<lb/>
ligkeit zu hoffen: wo nicht Chriſti Creutzestod ſei-<lb/>
ne Kraſt in uns beweiſet, in Ertoͤdtung unſers alten<lb/>ſuͤndlichen Weſens, und in Erweckung eines neuen<lb/>
goͤttlichen innern Lebens und aͤuſſerlichen Wandels.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 13.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[301/0321]
der Unreinigkeit.
ſeyn. O wie verhaßt muß demnach nicht der Huren-
name im Himmel ſeyn! ſintemal die falſche Kirche
als die gehaͤßigſte Feindin GOttes auf Erden eine Hu-
re tituliret wird!
§. 12.Zur Sect. IV. darinnen p. 271. ſqq. gewieſen
wird, wie hoch uns die heilige Chriſtenreligion zur Keuſch-
heit verbinde, leſe man doch folgendes. Gewaltige
Bewegungsgruͤnde zur Reinigkeit finden wir Gal. 5, 24.
Chriſten gehoͤren Chriſto an; ſie ſind Reben an dieſem
Weinſtock; JEſus nimmt ſie in Beſitz mit ſeinem
Heiligen Geiſt; er iſt ihres Todes Tod und ihres Le-
bens Leben; alles was Chriſtus hat und iſt, iſt ihr,
1 Cor. 3. ſein Leben iſt ihr Leben. Nun aber hat JE-
ſus nicht in Ueppigkeit und Wohlluſt gelebet, ja er hat
nicht nur die gantze Zeit ſeines Lebens nicht das ge-
ringſte von weltlicher Luſt gekoſtet: ſondern hat von
der Krippen an bis ans Creutz das ſchmertzlichſte, aͤngſt-
lichſte und bitterſte Leiden an Leib und Seele ausſte-
hen wollen um unſertwillen; Wie? ſolten wir uns
denn nicht die Ausuͤbung der ſteten Verleugnung im
hoͤchſten Fleiß und Freude gefallen laſſen, da unſer Her-
tzog und Seligmacher ſie ſelbſt in unendlichem und un-
begreiflichen Grad ausgeuͤbet hat? hat ers doch nicht
allein darum gethan, damit er uns mit GOtt wieder
ausſoͤhnen, und was wir mißhandelt, buͤſſen, ſondern
damit er uns auch abziehen und erloͤſen moͤchte von
allem, was dem Fleiſch wohlthut, und die Sinnen er-
goͤtzt, mithin, damit wir von der im Fleiſch niſteln-
den Suͤnde frey wuͤrden, Roͤm 7, 23. Er wolte hier-
mit kurtzum alle Schande und Unordnung abſchaffen,
der Unzucht alle Meiſterſchaft benehmen, und ſie als
einen bezwungenen Feind zu den Fuͤſſen ſeines Creu-
tzes niederlegen: und wir ſolten mit Willen und Wiſ-
ſen Sclaven bleiben? Es iſt ſchlechterdings keine Se-
ligkeit zu hoffen: wo nicht Chriſti Creutzestod ſei-
ne Kraſt in uns beweiſet, in Ertoͤdtung unſers alten
ſuͤndlichen Weſens, und in Erweckung eines neuen
goͤttlichen innern Lebens und aͤuſſerlichen Wandels.
Sect. IV.
Chriſten-
religion
heiliget.
§. 13.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/321>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.