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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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der Unreinigkeit.
schaft bewerben kann. Das heist recht, gantz umsonst
und ohne Ursach den Haßwürdigsten lieben, und aus
lauter freyer Gnade und Erbarmung zu demjenigen ei-
ne Lust und allergnädigstes Erbarmen hegen, der die
allerhöchsie Verabscheuung Tag vor Tag verdienet, und
sich unter dem Fluch und höchsten Schimpf gleichsam
hinnöthiget: welches niemand ausser GOtt allein thun
kann. Dieses Wunder ist um so viel mehr erstaunli-
cher, weil GOtt die Heiligkeit selber ist, und weder
Engel noch Mensch einen so grossen Abscheu vor der
Unkeuschheit haben kann, als GOtt selbst, in dessen
allerheiligstem Wesen eine unendliche Abkehr von die-
sem Greuel ewiglich seyn und bleiben muß. Ja mich
dünckt, daß selbst die Teufel einen Abscheu und Eckel
an einem solchen unkeuschen Menschen haben, und
sehr schimpflich unter sich von ihm handeln müssen:
gleichwie es die Menschen würden machen, wenn sie
wüsten, daß jemand so unsinnig wäre, und das, was
von andern ginge, auffrässe. Es halten mir doch zärt-
liche Ohren diese Vorstellungen zu gute, indem Un-
keuschheit in der unsichtbaren Welt der Geister vor hun-
dert und tausen[d]mal abscheulicher angesehen wird, als
immer etwas in der sichtbaren Welt der Leiber geach-
tet werden kann. Jst nun die Schande, ist nun der
Schade, ist nun der Jammer nicht groß genug, so
die arme Seele von der Unkeuschheit hat, wenn schon
nichts weiter dazu schlagen solte?

§. 25.

Aber neben dem Verderben, das in der See-
le durch diese Lust angerichtet wird, entspringet noch
ein in alle Ewigkeiten unaussprechlicher Schade, wel-
cher ist die Entbehrung der göttlichen Natur,
deren niemand theilhaftig werden kan, er entrinne
denn der Unkeuschheit. Die Seele muß des schönen
und lieblichen Bildes JEsu schlechterdings beraubet
seyn, so lange sie die geile Bocksgestalt an sich behält.
Die innigsten Gnadenzüge werden unfruchtbar, so lang
das Hertz einige Neigung zur Unkeuschheit in sich he-
get. Ja wäre es möglich, daß die Seele auch bisweilen

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der Unreinigkeit.
ſchaft bewerben kann. Das heiſt recht, gantz umſonſt
und ohne Urſach den Haßwuͤrdigſten lieben, und aus
lauter freyer Gnade und Erbarmung zu demjenigen ei-
ne Luſt und allergnaͤdigſtes Erbarmen hegen, der die
allerhoͤchſie Verabſcheuung Tag vor Tag verdienet, und
ſich unter dem Fluch und hoͤchſten Schimpf gleichſam
hinnoͤthiget: welches niemand auſſer GOtt allein thun
kann. Dieſes Wunder iſt um ſo viel mehr erſtaunli-
cher, weil GOtt die Heiligkeit ſelber iſt, und weder
Engel noch Menſch einen ſo groſſen Abſcheu vor der
Unkeuſchheit haben kann, als GOtt ſelbſt, in deſſen
allerheiligſtem Weſen eine unendliche Abkehr von die-
ſem Greuel ewiglich ſeyn und bleiben muß. Ja mich
duͤnckt, daß ſelbſt die Teufel einen Abſcheu und Eckel
an einem ſolchen unkeuſchen Menſchen haben, und
ſehr ſchimpflich unter ſich von ihm handeln muͤſſen:
gleichwie es die Menſchen wuͤrden machen, wenn ſie
wuͤſten, daß jemand ſo unſinnig waͤre, und das, was
von andern ginge, auffraͤſſe. Es halten mir doch zaͤrt-
liche Ohren dieſe Vorſtellungen zu gute, indem Un-
keuſchheit in der unſichtbaren Welt der Geiſter vor hun-
dert und tauſen[d]mal abſcheulicher angeſehen wird, als
immer etwas in der ſichtbaren Welt der Leiber geach-
tet werden kann. Jſt nun die Schande, iſt nun der
Schade, iſt nun der Jammer nicht groß genug, ſo
die arme Seele von der Unkeuſchheit hat, wenn ſchon
nichts weiter dazu ſchlagen ſolte?

§. 25.

Aber neben dem Verderben, das in der See-
le durch dieſe Luſt angerichtet wird, entſpringet noch
ein in alle Ewigkeiten unausſprechlicher Schade, wel-
cher iſt die Entbehrung der goͤttlichen Natur,
deren niemand theilhaftig werden kan, er entrinne
denn der Unkeuſchheit. Die Seele muß des ſchoͤnen
und lieblichen Bildes JEſu ſchlechterdings beraubet
ſeyn, ſo lange ſie die geile Bocksgeſtalt an ſich behaͤlt.
Die innigſten Gnadenzuͤge werden unfruchtbar, ſo lang
das Hertz einige Neigung zur Unkeuſchheit in ſich he-
get. Ja waͤre es moͤglich, daß die Seele auch bisweilen

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[313/0333] der Unreinigkeit. ſchaft bewerben kann. Das heiſt recht, gantz umſonſt und ohne Urſach den Haßwuͤrdigſten lieben, und aus lauter freyer Gnade und Erbarmung zu demjenigen ei- ne Luſt und allergnaͤdigſtes Erbarmen hegen, der die allerhoͤchſie Verabſcheuung Tag vor Tag verdienet, und ſich unter dem Fluch und hoͤchſten Schimpf gleichſam hinnoͤthiget: welches niemand auſſer GOtt allein thun kann. Dieſes Wunder iſt um ſo viel mehr erſtaunli- cher, weil GOtt die Heiligkeit ſelber iſt, und weder Engel noch Menſch einen ſo groſſen Abſcheu vor der Unkeuſchheit haben kann, als GOtt ſelbſt, in deſſen allerheiligſtem Weſen eine unendliche Abkehr von die- ſem Greuel ewiglich ſeyn und bleiben muß. Ja mich duͤnckt, daß ſelbſt die Teufel einen Abſcheu und Eckel an einem ſolchen unkeuſchen Menſchen haben, und ſehr ſchimpflich unter ſich von ihm handeln muͤſſen: gleichwie es die Menſchen wuͤrden machen, wenn ſie wuͤſten, daß jemand ſo unſinnig waͤre, und das, was von andern ginge, auffraͤſſe. Es halten mir doch zaͤrt- liche Ohren dieſe Vorſtellungen zu gute, indem Un- keuſchheit in der unſichtbaren Welt der Geiſter vor hun- dert und tauſendmal abſcheulicher angeſehen wird, als immer etwas in der ſichtbaren Welt der Leiber geach- tet werden kann. Jſt nun die Schande, iſt nun der Schade, iſt nun der Jammer nicht groß genug, ſo die arme Seele von der Unkeuſchheit hat, wenn ſchon nichts weiter dazu ſchlagen ſolte? §. 25.Aber neben dem Verderben, das in der See- le durch dieſe Luſt angerichtet wird, entſpringet noch ein in alle Ewigkeiten unausſprechlicher Schade, wel- cher iſt die Entbehrung der goͤttlichen Natur, deren niemand theilhaftig werden kan, er entrinne denn der Unkeuſchheit. Die Seele muß des ſchoͤnen und lieblichen Bildes JEſu ſchlechterdings beraubet ſeyn, ſo lange ſie die geile Bocksgeſtalt an ſich behaͤlt. Die innigſten Gnadenzuͤge werden unfruchtbar, ſo lang das Hertz einige Neigung zur Unkeuſchheit in ſich he- get. Ja waͤre es moͤglich, daß die Seele auch bisweilen himm- U 5

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/333>, abgerufen am 21.11.2024.