Welt ihre gantze Absicht 1 Joh. 2, 5. und ihr alles nur auf dieses Leben und nicht weiter hin zjelet. Ps 17. v. 14. 49, 12. 4) Es höret alles mit dem irdischen Leib auf; alle Lust, alle eitele Welt Freude und alle hochgetriebene und selbst gewirckte Ehre und Reputa- tion dazu wird ins Grab verscharret und verfaulet.
§. 57.
Was schärffet nun Paulus ein, wie man mit diesen Gliedern umgehen solle? soll man sie hegen, pfle- gen etc.? o nein! sondern abschaffen: wie ein frommer Artzt schneidet und brennet, daß der Schaden nur nicht weiter um sich fresse; also muß ein Christ das Todesaas von den Schultern werfen, Röm. 7, 24. das Hertz zerreissen, Joel. 2, 13. Nasen und Ohren abschneiden etc. Ezech. 23, 13. ungeachtet es kümmer- lich zugehet, ehe man der Sünde loß wird. Es ist ja wol ein Werck von vieler Mühe, Schmertzen und ringen und wiederstehen bis aufs Blut, | Hebr. 12. bis man dis schwere Schandjoch abgeworfen, und diese Kräfte zernichtet hat: allein es bleibt nicht immer, und auch nicht lange (woferne man nur selber nicht anders will) so schwer, so mühsam und so ängstlich, als es sich im Anfang anläßt. Den Todes Stich bekommt der alte Mensch in der Wiedergeburt, da man dis teuflische Geniste erst recht erkennt, sich als heßlich verdorben fühlet, findet und von Hertzen glaubt, da- mit aber auch sofort einen iödtlichen Haß und Abscheu gegen alles gottlose Wesen seines verderbten Hertzens und Kraft demselben abzusterben, und die Sünde in sich alle Tage mehr zu dämpfen und zu tödten aus Gnaden überkömmt. Alsdenn ists einem gantz natürlich, und man kanns nicht lassen, so man anders redlich im Glau- ben ist, die Sünden Glieder und Ausbrüche täglich umzubringen und auch ihrem gantzen ferneren Wesen und Wercken täglich mehr Abbruch zu thuu. Eben als wie wenn einer in einem grossen Kummer wäre, und weder Kosten noch Pein sparte, sofern er einen fressenden Schaden am Backen hätte, oder sofern eins seiner Glieder vom kalten Brand ergriffen wäre, dieses
Scha-
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
Welt ihre gantze Abſicht 1 Joh. 2, 5. und ihr alles nur auf dieſes Leben und nicht weiter hin zjelet. Pſ 17. v. 14. 49, 12. 4) Es hoͤret alles mit dem irdiſchen Leib auf; alle Luſt, alle eitele Welt Freude und alle hochgetriebene und ſelbſt gewirckte Ehre und Reputa- tion dazu wird ins Grab verſcharret und verfaulet.
§. 57.
Was ſchaͤrffet nun Paulus ein, wie man mit dieſen Gliedern umgehen ſolle? ſoll man ſie hegen, pfle- gen ꝛc.? o nein! ſondern abſchaffen: wie ein frommer Artzt ſchneidet und brennet, daß der Schaden nur nicht weiter um ſich freſſe; alſo muß ein Chriſt das Todesaas von den Schultern werfen, Roͤm. 7, 24. das Hertz zerreiſſen, Joel. 2, 13. Naſen und Ohren abſchneiden ꝛc. Ezech. 23, 13. ungeachtet es kuͤmmer- lich zugehet, ehe man der Suͤnde loß wird. Es iſt ja wol ein Werck von vieler Muͤhe, Schmertzen und ringen und wiederſtehen bis aufs Blut, | Hebr. 12. bis man dis ſchwere Schandjoch abgeworfen, und dieſe Kraͤfte zernichtet hat: allein es bleibt nicht immer, und auch nicht lange (woferne man nur ſelber nicht anders will) ſo ſchwer, ſo muͤhſam und ſo aͤngſtlich, als es ſich im Anfang anlaͤßt. Den Todes Stich bekommt der alte Menſch in der Wiedergeburt, da man dis teufliſche Geniſte erſt recht erkennt, ſich als heßlich verdorben fuͤhlet, findet und von Hertzen glaubt, da- mit aber auch ſofort einen ioͤdtlichen Haß und Abſcheu gegen alles gottloſe Weſen ſeines verderbten Hertzens und Kraft demſelben abzuſterben, und die Suͤnde in ſich alle Tage mehr zu daͤmpfen und zu toͤdten aus Gnaden uͤberkoͤmmt. Alsdenn iſts einem gantz natuͤrlich, und man kanns nicht laſſen, ſo man anders redlich im Glau- ben iſt, die Suͤnden Glieder und Ausbruͤche taͤglich umzubringen und auch ihrem gantzen ferneren Weſen und Wercken taͤglich mehr Abbruch zu thuu. Eben als wie wenn einer in einem groſſen Kummer waͤre, und weder Koſten noch Pein ſparte, ſofern er einen freſſenden Schaden am Backen haͤtte, oder ſofern eins ſeiner Glieder vom kalten Brand ergriffen waͤre, dieſes
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(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
Welt ihre gantze Abſicht 1 Joh. 2, 5. und ihr alles
nur auf dieſes Leben und nicht weiter hin zjelet. Pſ 17.
v. 14. 49, 12. 4) Es hoͤret alles mit dem irdiſchen
Leib auf; alle Luſt, alle eitele Welt Freude und alle
hochgetriebene und ſelbſt gewirckte Ehre und Reputa-
tion dazu wird ins Grab verſcharret und verfaulet.
§. 57.Was ſchaͤrffet nun Paulus ein, wie man mit
dieſen Gliedern umgehen ſolle? ſoll man ſie hegen, pfle-
gen ꝛc.? o nein! ſondern abſchaffen: wie ein frommer
Artzt ſchneidet und brennet, daß der Schaden nur
nicht weiter um ſich freſſe; alſo muß ein Chriſt das
Todesaas von den Schultern werfen, Roͤm. 7, 24.
das Hertz zerreiſſen, Joel. 2, 13. Naſen und Ohren
abſchneiden ꝛc. Ezech. 23, 13. ungeachtet es kuͤmmer-
lich zugehet, ehe man der Suͤnde loß wird. Es iſt
ja wol ein Werck von vieler Muͤhe, Schmertzen und
ringen und wiederſtehen bis aufs Blut, | Hebr. 12. bis
man dis ſchwere Schandjoch abgeworfen, und dieſe
Kraͤfte zernichtet hat: allein es bleibt nicht immer, und
auch nicht lange (woferne man nur ſelber nicht anders
will) ſo ſchwer, ſo muͤhſam und ſo aͤngſtlich, als es
ſich im Anfang anlaͤßt. Den Todes Stich bekommt
der alte Menſch in der Wiedergeburt, da man dis
teufliſche Geniſte erſt recht erkennt, ſich als heßlich
verdorben fuͤhlet, findet und von Hertzen glaubt, da-
mit aber auch ſofort einen ioͤdtlichen Haß und Abſcheu
gegen alles gottloſe Weſen ſeines verderbten Hertzens
und Kraft demſelben abzuſterben, und die Suͤnde in ſich
alle Tage mehr zu daͤmpfen und zu toͤdten aus Gnaden
uͤberkoͤmmt. Alsdenn iſts einem gantz natuͤrlich, und
man kanns nicht laſſen, ſo man anders redlich im Glau-
ben iſt, die Suͤnden Glieder und Ausbruͤche taͤglich
umzubringen und auch ihrem gantzen ferneren Weſen
und Wercken taͤglich mehr Abbruch zu thuu. Eben
als wie wenn einer in einem groſſen Kummer waͤre,
und weder Koſten noch Pein ſparte, ſofern er einen
freſſenden Schaden am Backen haͤtte, oder ſofern eins
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/368>, abgerufen am 21.11.2024.
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