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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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wieder die Unreinigkeit.
und oft tractire? Nun wie ists doch möglich,
und wer verwehrets doch ihrer Seelen, daß sie
in einer ungleich schwerern Sache als das Cla-
vierspielen ist, auf einen solchen natürlichen und
billigen Schluß nicht kommen? Kein Ding in der
Welt läßt sich ohne viele Uebung lernen: dörfen
sie denn von GOtt prätendiren, daß sie den gan-
tzen göttlichen Sinn und Wandel, das allerwich-
tigste und heiligste so ein Mensch in der Welt zu
lernen hat, ohne Uebung, im Augenblicke, und
wie im Traum erlernen oder vielmehr erlangen
solten? Jst nicht der gantze Verstand dazu ver-
düstert, blind, dumm ja oft gantz verkehrt? Jst
nicht der gantze Wille dazu wiedersinnisch, und
sträubet sich dagegen so sehr als sonst gegen kei-
ne Sache mehr? Und je länger der Verstand,
Wille und Begierden in der Sündenlust gefan-
gen waren, je schwerer und peinlicher ists noth-
wendig worden, an statt des sündlichen oder gar
teuflischen und GOtt gehäßigen Sinnes den
göttlichen Sinn anzunehmen. Kann nun die
Wiederkehr des verboßten Sünders wie im
Sprung geschehen? kann so eine gäntzliche und
tausendfach verschiedene Verwüstung Ansteckung
und Verstörung der Seelen im Augenblick um-
gestürtzt, und eine gantz schnurstracks Contraire,
nemlich göttliche Natur dagegen aufgerichtet
werden? Gehören nicht Zeit und Mittel dazu?
Esr. 10, 13. Nehem. 9, 3. Soll GOtt den
wiederspenstigsten und undanckbaresten zu Liebe
ohne Noth wunder thun? Jst denn des Men-
schen Seele eine Machine, daß man darinn ge-

walt-

wieder die Unreinigkeit.
und oft tractire? Nun wie iſts doch moͤglich,
und wer verwehrets doch ihrer Seelen, daß ſie
in einer ungleich ſchwerern Sache als das Cla-
vierſpielen iſt, auf einen ſolchen natuͤrlichen und
billigen Schluß nicht kommen? Kein Ding in der
Welt laͤßt ſich ohne viele Uebung lernen: doͤrfen
ſie denn von GOtt praͤtendiren, daß ſie den gan-
tzen goͤttlichen Sinn und Wandel, das allerwich-
tigſte und heiligſte ſo ein Menſch in der Welt zu
lernen hat, ohne Uebung, im Augenblicke, und
wie im Traum erlernen oder vielmehr erlangen
ſolten? Jſt nicht der gantze Verſtand dazu ver-
duͤſtert, blind, dumm ja oft gantz verkehrt? Jſt
nicht der gantze Wille dazu wiederſinniſch, und
ſtraͤubet ſich dagegen ſo ſehr als ſonſt gegen kei-
ne Sache mehr? Und je laͤnger der Verſtand,
Wille und Begierden in der Suͤndenluſt gefan-
gen waren, je ſchwerer und peinlicher iſts noth-
wendig worden, an ſtatt des ſuͤndlichen oder gar
teufliſchen und GOtt gehaͤßigen Sinnes den
goͤttlichen Sinn anzunehmen. Kann nun die
Wiederkehr des verboßten Suͤnders wie im
Sprung geſchehen? kann ſo eine gaͤntzliche und
tauſendfach verſchiedene Verwuͤſtung Anſteckung
und Verſtoͤrung der Seelen im Augenblick um-
geſtuͤrtzt, und eine gantz ſchnurſtracks Contraire,
nemlich goͤttliche Natur dagegen aufgerichtet
werden? Gehoͤren nicht Zeit und Mittel dazu?
Eſr. 10, 13. Nehem. 9, 3. Soll GOtt den
wiederſpenſtigſten und undanckbareſten zu Liebe
ohne Noth wunder thun? Jſt denn des Men-
ſchen Seele eine Machine, daß man darinn ge-

walt-
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[383/0403] wieder die Unreinigkeit. und oft tractire? Nun wie iſts doch moͤglich, und wer verwehrets doch ihrer Seelen, daß ſie in einer ungleich ſchwerern Sache als das Cla- vierſpielen iſt, auf einen ſolchen natuͤrlichen und billigen Schluß nicht kommen? Kein Ding in der Welt laͤßt ſich ohne viele Uebung lernen: doͤrfen ſie denn von GOtt praͤtendiren, daß ſie den gan- tzen goͤttlichen Sinn und Wandel, das allerwich- tigſte und heiligſte ſo ein Menſch in der Welt zu lernen hat, ohne Uebung, im Augenblicke, und wie im Traum erlernen oder vielmehr erlangen ſolten? Jſt nicht der gantze Verſtand dazu ver- duͤſtert, blind, dumm ja oft gantz verkehrt? Jſt nicht der gantze Wille dazu wiederſinniſch, und ſtraͤubet ſich dagegen ſo ſehr als ſonſt gegen kei- ne Sache mehr? Und je laͤnger der Verſtand, Wille und Begierden in der Suͤndenluſt gefan- gen waren, je ſchwerer und peinlicher iſts noth- wendig worden, an ſtatt des ſuͤndlichen oder gar teufliſchen und GOtt gehaͤßigen Sinnes den goͤttlichen Sinn anzunehmen. Kann nun die Wiederkehr des verboßten Suͤnders wie im Sprung geſchehen? kann ſo eine gaͤntzliche und tauſendfach verſchiedene Verwuͤſtung Anſteckung und Verſtoͤrung der Seelen im Augenblick um- geſtuͤrtzt, und eine gantz ſchnurſtracks Contraire, nemlich goͤttliche Natur dagegen aufgerichtet werden? Gehoͤren nicht Zeit und Mittel dazu? Eſr. 10, 13. Nehem. 9, 3. Soll GOtt den wiederſpenſtigſten und undanckbareſten zu Liebe ohne Noth wunder thun? Jſt denn des Men- ſchen Seele eine Machine, daß man darinn ge- walt-

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/403>, abgerufen am 22.11.2024.