etwas von Artzneyen einnähme: läßt er ihn nicht endlich seinem Eigensinn über? Wie wenns GOtt mit Jhnen so machte? Meinen sie denn, daß er ihrer bedarf, oder daß ihm an ihnen so was grosses verloren gehet? Es ist und bleibet eine absolute Anforderung GOttes, die er aus Gnaden an sie thut, und davon er schlechterdings nicht abgehen wird noch kann, daß sie viel und oft beten. Und dis ist auch natürlicher und be- greiflicher Weise das stärckste Mittel, so ihnen GOtt verliehen, daß ihr sehr verwildert und verwöhntes Hertz wieder an seine majestätische Liebe gewöhnet werde.
4) Es ist ein theurer Rath der versuchten Theologorum, man solte doch, wenn man mer- cket, daß man noch so weit im Christenthum, dem einigen Nothwendigen, zurück wäre, kein Be- dencken tragen, die besten Stunden des Tages aufs Gebeth zu wenden; damit man zu einem vertraulicheren Umgang mit GOtt und grösseren Zuversicht zu ihm kommen, und mit ihm in eine genauere Connexion und Gemeinschaft gelan- gen möge. Denn es sey unmöglich, wenn man sich den Tag über bald in diesem, bald in jenem Geschäfte, Umgang und Geschwätze zerstreuete, daß man denn, wenn man so flüchtig einmahl zum Gebet käme, und flugs damit fertig würde, nie aber vom Hertzensgrunde recht mit GOtt ausredete, seine göttliche Kraft in seinem Her- tzen erfahren könte. Es werde ia wohl öfters eine halbe Stunde erfordert, ehe man sein Ge- müth recht fasse und sammle; und wenn man
kaum
III. Th. Betr. der Unreinigk. B b
wieder die Unreinigkeit.
etwas von Artzneyen einnaͤhme: laͤßt er ihn nicht endlich ſeinem Eigenſinn uͤber? Wie wenns GOtt mit Jhnen ſo machte? Meinen ſie denn, daß er ihrer bedarf, oder daß ihm an ihnen ſo was groſſes verloren gehet? Es iſt und bleibet eine abſolute Anforderung GOttes, die er aus Gnaden an ſie thut, und davon er ſchlechterdings nicht abgehen wird noch kann, daß ſie viel und oft beten. Und dis iſt auch natuͤrlicher und be- greiflicher Weiſe das ſtaͤrckſte Mittel, ſo ihnen GOtt verliehen, daß ihr ſehr verwildert und verwoͤhntes Hertz wieder an ſeine majeſtaͤtiſche Liebe gewoͤhnet werde.
4) Es iſt ein theurer Rath der verſuchten Theologorum, man ſolte doch, wenn man mer- cket, daß man noch ſo weit im Chriſtenthum, dem einigen Nothwendigen, zuruͤck waͤre, kein Be- dencken tragen, die beſten Stunden des Tages aufs Gebeth zu wenden; damit man zu einem vertraulicheren Umgang mit GOtt und groͤſſeren Zuverſicht zu ihm kommen, und mit ihm in eine genauere Connexion und Gemeinſchaft gelan- gen moͤge. Denn es ſey unmoͤglich, wenn man ſich den Tag uͤber bald in dieſem, bald in jenem Geſchaͤfte, Umgang und Geſchwaͤtze zerſtreuete, daß man denn, wenn man ſo fluͤchtig einmahl zum Gebet kaͤme, und flugs damit fertig wuͤrde, nie aber vom Hertzensgrunde recht mit GOtt ausredete, ſeine goͤttliche Kraft in ſeinem Her- tzen erfahren koͤnte. Es werde ia wohl oͤfters eine halbe Stunde erfordert, ehe man ſein Ge- muͤth recht faſſe und ſammle; und wenn man
kaum
III. Th. Betr. der Unreinigk. B b
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wieder die Unreinigkeit.
etwas von Artzneyen einnaͤhme: laͤßt er ihn nicht
endlich ſeinem Eigenſinn uͤber? Wie wenns
GOtt mit Jhnen ſo machte? Meinen ſie denn,
daß er ihrer bedarf, oder daß ihm an ihnen ſo
was groſſes verloren gehet? Es iſt und bleibet
eine abſolute Anforderung GOttes, die er aus
Gnaden an ſie thut, und davon er ſchlechterdings
nicht abgehen wird noch kann, daß ſie viel und
oft beten. Und dis iſt auch natuͤrlicher und be-
greiflicher Weiſe das ſtaͤrckſte Mittel, ſo ihnen
GOtt verliehen, daß ihr ſehr verwildert und
verwoͤhntes Hertz wieder an ſeine majeſtaͤtiſche
Liebe gewoͤhnet werde.
4) Es iſt ein theurer Rath der verſuchten
Theologorum, man ſolte doch, wenn man mer-
cket, daß man noch ſo weit im Chriſtenthum,
dem einigen Nothwendigen, zuruͤck waͤre, kein Be-
dencken tragen, die beſten Stunden des Tages
aufs Gebeth zu wenden; damit man zu einem
vertraulicheren Umgang mit GOtt und groͤſſeren
Zuverſicht zu ihm kommen, und mit ihm in eine
genauere Connexion und Gemeinſchaft gelan-
gen moͤge. Denn es ſey unmoͤglich, wenn man
ſich den Tag uͤber bald in dieſem, bald in jenem
Geſchaͤfte, Umgang und Geſchwaͤtze zerſtreuete,
daß man denn, wenn man ſo fluͤchtig einmahl
zum Gebet kaͤme, und flugs damit fertig wuͤrde,
nie aber vom Hertzensgrunde recht mit GOtt
ausredete, ſeine goͤttliche Kraft in ſeinem Her-
tzen erfahren koͤnte. Es werde ia wohl oͤfters
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/405>, abgerufen am 23.11.2024.
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