re. Der Unglaube hätte ja nur die grossen Schmertzen der Geburt, die Beschwerlichkeit der Erziehung, die Last der Versorgung, und alle mit und ohne den allgemeinen Landplagen da- zu schlagende Unglücksfälle, Nahrungssorgen, Verfolgungen und Bedrängnisse, Kranckheiten und hertzfressenden Kummer, der sich in allen Familien (von den höchsten Fürsten an bis auf die geringsten und verachtesten Leute hingerech- net) einfinden kan, in einer Reihe nach einan- der her vorstellen und großmachen dürfen: so wäre ihnen die Lust zur Fortpflantzung ihrer selbst schon vergangen. Mit dem Viehe ists also bewandt, daß es für die Ernährung seiner Jungen höchstens nur auf wenige Tage sorgen muß. Aber die Menschen pflegen vielmehr zu bedencken, was für Schwierigkeiten bey der Kinderzucht in dem bürgerlichen Leben, wegen Ruhe und Unruhe, Glücks- oder Unglücksfälle, theurer oder wohlfeiler Zeiten etc. zu besorgen ste- hen; und würde um ihres Sorgens willen, wo diß nicht entgegen wäre, der Erd- boden gar bald wüster und leerer wer- den, so doch wieder die erste Absicht GOttes ist, die er bey der Schöpfung hatte.
Da nun dieses vorausgesetzet ist, so hören Sie weiter, in welche Ordnung GOtt die Na- tur in diesem Stücke gesetzet, daß er einen so billigen und für uns heilsamen Zweck erreichen möchte.
Wir müssen aber noch viel deutlicher mit einander reden. Jch will Jhnen, so kurtz ich
im-
B 3
Betracht. der Unreinigkeit. (I. Th.)
re. Der Unglaube haͤtte ja nur die groſſen Schmertzen der Geburt, die Beſchwerlichkeit der Erziehung, die Laſt der Verſorgung, und alle mit und ohne den allgemeinen Landplagen da- zu ſchlagende Ungluͤcksfaͤlle, Nahrungsſorgen, Verfolgungen und Bedraͤngniſſe, Kranckheiten und hertzfreſſenden Kummer, der ſich in allen Familien (von den hoͤchſten Fuͤrſten an bis auf die geringſten und verachteſten Leute hingerech- net) einfinden kan, in einer Reihe nach einan- der her vorſtellen und großmachen duͤrfen: ſo waͤre ihnen die Luſt zur Fortpflantzung ihrer ſelbſt ſchon vergangen. Mit dem Viehe iſts alſo bewandt, daß es fuͤr die Ernaͤhrung ſeiner Jungen hoͤchſtens nur auf wenige Tage ſorgen muß. Aber die Menſchen pflegen vielmehr zu bedencken, was fuͤr Schwierigkeiten bey der Kinderzucht in dem buͤrgerlichen Leben, wegen Ruhe und Unruhe, Gluͤcks- oder Ungluͤcksfaͤlle, theurer oder wohlfeiler Zeiten ꝛc. zu beſorgen ſte- hen; und wuͤrde um ihres Sorgens willen, wo diß nicht entgegen waͤre, der Erd- boden gar bald wuͤſter und leerer wer- den, ſo doch wieder die erſte Abſicht GOttes iſt, die er bey der Schoͤpfung hatte.
Da nun dieſes vorausgeſetzet iſt, ſo hoͤren Sie weiter, in welche Ordnung GOtt die Na- tur in dieſem Stuͤcke geſetzet, daß er einen ſo billigen und fuͤr uns heilſamen Zweck erreichen moͤchte.
Wir muͤſſen aber noch viel deutlicher mit einander reden. Jch will Jhnen, ſo kurtz ich
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Betracht. der Unreinigkeit. (I. Th.)
re. Der Unglaube haͤtte ja nur die groſſen
Schmertzen der Geburt, die Beſchwerlichkeit
der Erziehung, die Laſt der Verſorgung, und
alle mit und ohne den allgemeinen Landplagen da-
zu ſchlagende Ungluͤcksfaͤlle, Nahrungsſorgen,
Verfolgungen und Bedraͤngniſſe, Kranckheiten
und hertzfreſſenden Kummer, der ſich in allen
Familien (von den hoͤchſten Fuͤrſten an bis auf
die geringſten und verachteſten Leute hingerech-
net) einfinden kan, in einer Reihe nach einan-
der her vorſtellen und großmachen duͤrfen: ſo
waͤre ihnen die Luſt zur Fortpflantzung ihrer
ſelbſt ſchon vergangen. Mit dem Viehe iſts
alſo bewandt, daß es fuͤr die Ernaͤhrung ſeiner
Jungen hoͤchſtens nur auf wenige Tage ſorgen
muß. Aber die Menſchen pflegen vielmehr zu
bedencken, was fuͤr Schwierigkeiten bey der
Kinderzucht in dem buͤrgerlichen Leben, wegen
Ruhe und Unruhe, Gluͤcks- oder Ungluͤcksfaͤlle,
theurer oder wohlfeiler Zeiten ꝛc. zu beſorgen ſte-
hen; und wuͤrde um ihres Sorgens willen,
wo diß nicht entgegen waͤre, der Erd-
boden gar bald wuͤſter und leerer wer-
den, ſo doch wieder die erſte Abſicht GOttes
iſt, die er bey der Schoͤpfung hatte.
Da nun dieſes vorausgeſetzet iſt, ſo hoͤren
Sie weiter, in welche Ordnung GOtt die Na-
tur in dieſem Stuͤcke geſetzet, daß er einen ſo
billigen und fuͤr uns heilſamen Zweck erreichen
moͤchte.
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/41>, abgerufen am 21.11.2024.
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