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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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wieder die Unreinigkeit.
"ten sichs die Gottlosen wol träumen lassen, daß sie
"mit ihren Essen und Trincken, mithin auch schlaf-
"fen und wachen und allen Handlungen, die zur
"Oeconomia animali gehören, GOtt auch beleidi-
"gen? Jes. 66, 3. Psal. 50, 9. 1 Tim 4, 3. 4. 5.
"1 Cor. 10, 31. Col. 3, 17. Hätten sie es auch
"gedacht, daß sie mit ihrem unwürdigen Abendmal
"gehen das Testament GOttes prostituiren; sich des
"Blutes JEsu mithin seiner gantzen Creutzigung
"und Todes schuldig machen; das gäntze grosse
"Werck der Erlösung verächtlich achten und machen;
"der Majestät und der Einsetzungen GOttes spot-
"ten; und freventlich in ihr eigen Gerichte hinein
"gehen? 1 Cor 11, 26. 32. Hebr. 10, 29-31.
"Fällts ihnen denn ein, daß wenn sie zum Exem-
"pel 4mal des Tages das Vater unser beten, sie dem
"allwissenden GOtt nur in den bloß allgemeinen
"Ausdrücken desselben täglich 28mal ins Angesicht
"lugen? Wer kann aber die entsetzliche Menge un-
"nützer Worte, lüsterner Blicke, eitler und GOtt
"verlassender Gemüthsbewegungen, Vorstellungen,
"Ueberlegungen Entschliessungen, Vorsätze, und son-
"derlich die unbegreifliche Anzahl der hypothetischen
"Sünden, * (die oft zu halben und gantzen Stun-
"den in der Seele unausgesetzt fortgehen und wü-
"ten, ohne daß es der arme Mensch mercket,) zu-
"sammen zehlen? Soll das in dem göttlichen Ge-
"richte nichts heissen?

* Hypothetische Sünden heissen diejenigen, die ein Mensch
nur in seiner Seele mit bald schwächeren bald heftige-
ren, bald kurtz bald lange nach einander fortwehrenden
Vorstellungen und Begierden begehet; auf die Einbil-
dung daß dis oder das voraus gesetzet sey. Zum Exem-
pel es stellt sich einer vor, daß ihn jemand schimpfen
würde: (Es ist aber nicht geschehen, und wird auch nicht
dazu kommen) so bauet er in seiner aufgebrachten Ein-
bildung bald gantze Berge von Vorstellungen darauf,
wie er sich rächen würde; welches oft mit überaus vie-
len und weitläuftigen Umständen eine halbe Stunde lang
nach einander in der Seele wircklich geschiehet. Ein
an-

wieder die Unreinigkeit.
„ten ſichs die Gottloſen wol traͤumen laſſen, daß ſie
„mit ihren Eſſen und Trincken, mithin auch ſchlaf-
„fen und wachen und allen Handlungen, die zur
Oeconomia animali gehoͤren, GOtt auch beleidi-
„gen? Jeſ. 66, 3. Pſal. 50, 9. 1 Tim 4, 3. 4. 5.
„1 Cor. 10, 31. Col. 3, 17. Haͤtten ſie es auch
„gedacht, daß ſie mit ihrem unwuͤrdigen Abendmal
„gehen das Teſtament GOttes proſtituiren; ſich des
„Blutes JEſu mithin ſeiner gantzen Creutzigung
„und Todes ſchuldig machen; das gaͤntze groſſe
„Werck der Erloͤſung veraͤchtlich achten und machen;
„der Majeſtaͤt und der Einſetzungen GOttes ſpot-
„ten; und freventlich in ihr eigen Gerichte hinein
„gehen? 1 Cor 11, 26. 32. Hebr. 10, 29-31.
„Faͤllts ihnen denn ein, daß wenn ſie zum Exem-
„pel 4mal des Tages das Vater unſer beten, ſie dem
„allwiſſenden GOtt nur in den bloß allgemeinen
„Ausdruͤcken deſſelben taͤglich 28mal ins Angeſicht
„lůgen? Wer kann aber die entſetzliche Menge un-
„nuͤtzer Worte, luͤſterner Blicke, eitler und GOtt
„verlaſſender Gemuͤthsbewegungen, Vorſtellungen,
„Ueberlegungen Entſchlieſſungen, Vorſaͤtze, und ſon-
„derlich die unbegreifliche Anzahl der hypothetiſchen
„Suͤnden, * (die oft zu halben und gantzen Stun-
„den in der Seele unausgeſetzt fortgehen und wuͤ-
„ten, ohne daß es der arme Menſch mercket,) zu-
„ſammen zehlen? Soll das in dem goͤttlichen Ge-
„richte nichts heiſſen?

* Hypothetiſche Suͤnden heiſſen diejenigen, die ein Menſch
nur in ſeiner Seele mit bald ſchwaͤcheren bald heftige-
ren, bald kurtz bald lange nach einander fortwehrenden
Vorſtellungen und Begierden begehet; auf die Einbil-
dung daß dis oder das voraus geſetzet ſey. Zum Exem-
pel es ſtellt ſich einer vor, daß ihn jemand ſchimpfen
wuͤrde: (Es iſt aber nicht geſchehen, und wird auch nicht
dazu kommen) ſo bauet er in ſeiner aufgebrachten Ein-
bildung bald gantze Berge von Vorſtellungen darauf,
wie er ſich raͤchen wuͤrde; welches oft mit uͤberaus vie-
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[397/0417] wieder die Unreinigkeit. „ten ſichs die Gottloſen wol traͤumen laſſen, daß ſie „mit ihren Eſſen und Trincken, mithin auch ſchlaf- „fen und wachen und allen Handlungen, die zur „Oeconomia animali gehoͤren, GOtt auch beleidi- „gen? Jeſ. 66, 3. Pſal. 50, 9. 1 Tim 4, 3. 4. 5. „1 Cor. 10, 31. Col. 3, 17. Haͤtten ſie es auch „gedacht, daß ſie mit ihrem unwuͤrdigen Abendmal „gehen das Teſtament GOttes proſtituiren; ſich des „Blutes JEſu mithin ſeiner gantzen Creutzigung „und Todes ſchuldig machen; das gaͤntze groſſe „Werck der Erloͤſung veraͤchtlich achten und machen; „der Majeſtaͤt und der Einſetzungen GOttes ſpot- „ten; und freventlich in ihr eigen Gerichte hinein „gehen? 1 Cor 11, 26. 32. Hebr. 10, 29-31. „Faͤllts ihnen denn ein, daß wenn ſie zum Exem- „pel 4mal des Tages das Vater unſer beten, ſie dem „allwiſſenden GOtt nur in den bloß allgemeinen „Ausdruͤcken deſſelben taͤglich 28mal ins Angeſicht „lůgen? Wer kann aber die entſetzliche Menge un- „nuͤtzer Worte, luͤſterner Blicke, eitler und GOtt „verlaſſender Gemuͤthsbewegungen, Vorſtellungen, „Ueberlegungen Entſchlieſſungen, Vorſaͤtze, und ſon- „derlich die unbegreifliche Anzahl der hypothetiſchen „Suͤnden, * (die oft zu halben und gantzen Stun- „den in der Seele unausgeſetzt fortgehen und wuͤ- „ten, ohne daß es der arme Menſch mercket,) zu- „ſammen zehlen? Soll das in dem goͤttlichen Ge- „richte nichts heiſſen? * Hypothetiſche Suͤnden heiſſen diejenigen, die ein Menſch nur in ſeiner Seele mit bald ſchwaͤcheren bald heftige- ren, bald kurtz bald lange nach einander fortwehrenden Vorſtellungen und Begierden begehet; auf die Einbil- dung daß dis oder das voraus geſetzet ſey. Zum Exem- pel es ſtellt ſich einer vor, daß ihn jemand ſchimpfen wuͤrde: (Es iſt aber nicht geſchehen, und wird auch nicht dazu kommen) ſo bauet er in ſeiner aufgebrachten Ein- bildung bald gantze Berge von Vorſtellungen darauf, wie er ſich raͤchen wuͤrde; welches oft mit uͤberaus vie- len und weitlaͤuftigen Umſtaͤnden eine halbe Stunde lang nach einander in der Seele wircklich geſchiehet. Ein an-

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/417>, abgerufen am 24.11.2024.