mal, nicht mit aller Schärfe, nicht in aller und gantzer Abscheulichkeit vor Augen, damit das erst so trotzige Hertz alsdenn nicht gar verzage: sondern alles nach dem höchsten Erbarmen und des Patienten Fassung abgemessen. Allein hier- mit macht GOtt nur den Anfang, gewöhnet sich seine Patienten zu seiner Pflege, und weiset ih- nen, wie er nun künftig nach der Rechtfertigung mit ihnen umgehen werde. Jm Pardon selber, wenn er sie zu seinen lieben Kindern aufnimmt, und sie dessen versichert, macht er sich zu einer solchen Bedeckung ihrer Sünden um JEsu wil- len gantz besonders verbindlich, und saget ihnen heiliglich zu, er wolle z. Ex. unter andern:
a) Jhnen ihre vorigen Sünden und Miß- handlungen, die bereits vergeben sind, nicht weiter vor Augen stellen, nicht erst vorrücken, noch sie durch deren betrübtes Angedencken wieder bekümmern und blöde machen: sondern er wolle ihrer gerne ewiglich vergessen; so sie nur nicht selbsten durch Untreue und Nachläßigkeit im Glauben ihr Hertz blöde, und das Andencken der vorigen Ungerechtigkeit nothwendig machen. Jm- mittelst solten sie gleichwol immer Pflicht und Recht behalten, GOtt Jhren versöhnten Vater zu bitten, daß er ihnen doch nach und nach offen- baren wolle: Welch eine Macht von Sünden ih- nen sey vergeben worden; damit sie hiedurch zu de- sto freudigerer Zuversicht und stärckerer Liebe ge- drungen werden mögen. Luc. 7, 47. Hohel. 8, 6. 7.
b) Er wolle ihnen auch ihre gegenwärtig noch übrige Sündlichkeit u. Verderbniß des Hertzens nicht so oft, nicht so hart, und nicht in
so
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wieder die Unreinigkeit.
mal, nicht mit aller Schaͤrfe, nicht in aller und gantzer Abſcheulichkeit vor Augen, damit das erſt ſo trotzige Hertz alsdenn nicht gar verzage: ſondern alles nach dem hoͤchſten Erbarmen und des Patienten Faſſung abgemeſſen. Allein hier- mit macht GOtt nur den Anfang, gewoͤhnet ſich ſeine Patienten zu ſeiner Pflege, und weiſet ih- nen, wie er nun kuͤnftig nach der Rechtfertigung mit ihnen umgehen werde. Jm Pardon ſelber, wenn er ſie zu ſeinen lieben Kindern aufnimmt, und ſie deſſen verſichert, macht er ſich zu einer ſolchen Bedeckung ihrer Suͤnden um JEſu wil- len gantz beſonders verbindlich, und ſaget ihnen heiliglich zu, er wolle z. Ex. unter andern:
a) Jhnen ihre vorigen Suͤnden und Miß- handlungen, die bereits vergeben ſind, nicht weiter vor Augen ſtellen, nicht erſt vorruͤcken, noch ſie durch deren betruͤbtes Angedencken wieder bekuͤmmern und bloͤde machen: ſondern er wolle ihrer gerne ewiglich vergeſſen; ſo ſie nur nicht ſelbſten durch Untreue und Nachlaͤßigkeit im Glauben ihr Hertz bloͤde, und das Andencken der vorigen Ungerechtigkeit nothwendig machen. Jm- mittelſt ſolten ſie gleichwol immer Pflicht und Recht behalten, GOtt Jhren verſoͤhnten Vater zu bitten, daß er ihnen doch nach und nach offen- baren wolle: Welch eine Macht von Suͤnden ih- nen ſey vergeben worden; damit ſie hiedurch zu de- ſto freudigerer Zuverſicht und ſtaͤrckerer Liebe ge- drungen werden moͤgen. Luc. 7, 47. Hohel. 8, 6. 7.
b) Er wolle ihnen auch ihre gegenwaͤrtig noch uͤbrige Suͤndlichkeit u. Verderbniß des Hertzens nicht ſo oft, nicht ſo hart, und nicht in
ſo
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wieder die Unreinigkeit.
mal, nicht mit aller Schaͤrfe, nicht in aller und
gantzer Abſcheulichkeit vor Augen, damit das
erſt ſo trotzige Hertz alsdenn nicht gar verzage:
ſondern alles nach dem hoͤchſten Erbarmen und
des Patienten Faſſung abgemeſſen. Allein hier-
mit macht GOtt nur den Anfang, gewoͤhnet ſich
ſeine Patienten zu ſeiner Pflege, und weiſet ih-
nen, wie er nun kuͤnftig nach der Rechtfertigung
mit ihnen umgehen werde. Jm Pardon ſelber,
wenn er ſie zu ſeinen lieben Kindern aufnimmt,
und ſie deſſen verſichert, macht er ſich zu einer
ſolchen Bedeckung ihrer Suͤnden um JEſu wil-
len gantz beſonders verbindlich, und ſaget ihnen
heiliglich zu, er wolle z. Ex. unter andern:
a) Jhnen ihre vorigen Suͤnden und Miß-
handlungen, die bereits vergeben ſind, nicht
weiter vor Augen ſtellen, nicht erſt vorruͤcken,
noch ſie durch deren betruͤbtes Angedencken wieder
bekuͤmmern und bloͤde machen: ſondern er wolle
ihrer gerne ewiglich vergeſſen; ſo ſie nur nicht
ſelbſten durch Untreue und Nachlaͤßigkeit im
Glauben ihr Hertz bloͤde, und das Andencken der
vorigen Ungerechtigkeit nothwendig machen. Jm-
mittelſt ſolten ſie gleichwol immer Pflicht und
Recht behalten, GOtt Jhren verſoͤhnten Vater
zu bitten, daß er ihnen doch nach und nach offen-
baren wolle: Welch eine Macht von Suͤnden ih-
nen ſey vergeben worden; damit ſie hiedurch zu de-
ſto freudigerer Zuverſicht und ſtaͤrckerer Liebe ge-
drungen werden moͤgen. Luc. 7, 47. Hohel. 8, 6. 7.
b) Er wolle ihnen auch ihre gegenwaͤrtig
noch uͤbrige Suͤndlichkeit u. Verderbniß des
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/457>, abgerufen am 22.11.2024.
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