eine Zeitlang beweiset? Man darf davon nur die oben p. 358. in gantzen Registern ange- führten Sprüche nachschlagen, so wird mans bald mit Händen greiffen: zum Exempel, die von der Liebe GOttes zu seinen Kindern, und von seiner gerechten Ungnade gegen die Gottlosen; von der grossen Seligkeit der Kinder GOttes, und der jämmerlichen Unseligkeit der Gottlosen; von GOttes entsetzlichem Drohen und Gerich- ten gegen die Missethäter etc.
Noch mehr: Jst denn wol ein Vater in der Welt zu finden, der über sein sonst wohl gearte- tes und liebenswürdiges Kind alle Augenblicke und bey jedem Fehltritt könte böse werden? oder es gar straffen? Ohnerachtet ers wüste, daß es das Kind entweder gantz unwissend, oder ungern gethan; oder daß es schlechtweg unvermögend war, das Gegentheil zu thun, massen es noch nicht Stärcke oder Verstand, oder Geschicklich- keit genug hatte, des Vaters willen zu erfüllen! Jch frage: wäre hier das Kind, oder der Vater unseliger? Jenes, daß sichs allzeit zitternd fürch- ten müste, und Fehler die es doch nicht gerne gethan, oder gar nicht einmal vermeiden konte, auch so gar mit bittern Thränen bey dem Vater nicht verbitten und wieder gut machen könte: dieser, daß er in lauter Unruhe und Gram leben müste, und auch so gar über sein bestes Kind kein bischen Freude haben dürfte, welches doch sein Trost und Vergnügen des Lebens mit seyn solte? Solche Väter wird man glaube ich in der gantzen Welt nicht aufbringen können?
Und
wieder die Unreinigkeit.
eine Zeitlang beweiſet? Man darf davon nur die oben p. 358. in gantzen Regiſtern ange- fuͤhrten Spruͤche nachſchlagen, ſo wird mans bald mit Haͤnden greiffen: zum Exempel, die von der Liebe GOttes zu ſeinen Kindern, und von ſeiner gerechten Ungnade gegen die Gottloſen; von der groſſen Seligkeit der Kinder GOttes, und der jaͤmmerlichen Unſeligkeit der Gottloſen; von GOttes entſetzlichem Drohen und Gerich- ten gegen die Miſſethaͤter ꝛc.
Noch mehr: Jſt denn wol ein Vater in der Welt zu finden, der uͤber ſein ſonſt wohl gearte- tes und liebenswuͤrdiges Kind alle Augenblicke und bey jedem Fehltritt koͤnte boͤſe werden? oder es gar ſtraffen? Ohnerachtet ers wuͤſte, daß es das Kind entweder gantz unwiſſend, oder ungern gethan; oder daß es ſchlechtweg unvermoͤgend war, das Gegentheil zu thun, maſſen es noch nicht Staͤrcke oder Verſtand, oder Geſchicklich- keit genug hatte, des Vaters willen zu erfuͤllen! Jch frage: waͤre hier das Kind, oder der Vater unſeliger? Jenes, daß ſichs allzeit zitternd fuͤrch- ten muͤſte, und Fehler die es doch nicht gerne gethan, oder gar nicht einmal vermeiden konte, auch ſo gar mit bittern Thraͤnen bey dem Vater nicht verbitten und wieder gut machen koͤnte: dieſer, daß er in lauter Unruhe und Gram leben muͤſte, und auch ſo gar uͤber ſein beſtes Kind kein bischen Freude haben duͤrfte, welches doch ſein Troſt und Vergnuͤgen des Lebens mit ſeyn ſolte? Solche Vaͤter wird man glaube ich in der gantzen Welt nicht aufbringen koͤnnen?
Und
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wieder die Unreinigkeit.
eine Zeitlang beweiſet? Man darf davon nur
die oben p. 358. in gantzen Regiſtern ange-
fuͤhrten Spruͤche nachſchlagen, ſo wird mans
bald mit Haͤnden greiffen: zum Exempel, die von
der Liebe GOttes zu ſeinen Kindern, und von
ſeiner gerechten Ungnade gegen die Gottloſen;
von der groſſen Seligkeit der Kinder GOttes,
und der jaͤmmerlichen Unſeligkeit der Gottloſen;
von GOttes entſetzlichem Drohen und Gerich-
ten gegen die Miſſethaͤter ꝛc.
Noch mehr: Jſt denn wol ein Vater in der
Welt zu finden, der uͤber ſein ſonſt wohl gearte-
tes und liebenswuͤrdiges Kind alle Augenblicke
und bey jedem Fehltritt koͤnte boͤſe werden? oder
es gar ſtraffen? Ohnerachtet ers wuͤſte, daß es
das Kind entweder gantz unwiſſend, oder ungern
gethan; oder daß es ſchlechtweg unvermoͤgend
war, das Gegentheil zu thun, maſſen es noch
nicht Staͤrcke oder Verſtand, oder Geſchicklich-
keit genug hatte, des Vaters willen zu erfuͤllen!
Jch frage: waͤre hier das Kind, oder der Vater
unſeliger? Jenes, daß ſichs allzeit zitternd fuͤrch-
ten muͤſte, und Fehler die es doch nicht gerne
gethan, oder gar nicht einmal vermeiden konte,
auch ſo gar mit bittern Thraͤnen bey dem Vater
nicht verbitten und wieder gut machen koͤnte:
dieſer, daß er in lauter Unruhe und Gram leben
muͤſte, und auch ſo gar uͤber ſein beſtes Kind
kein bischen Freude haben duͤrfte, welches doch
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/479>, abgerufen am 22.11.2024.
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