KUrtz vorm Schluß der Ausfertigung die- ses Manuscripts ist dem Editori zur grösten Bestürtzung und Antrieb seines Gemüths ein Zettel zu handen kommen, wel- chen ein Candidat in einer sehr grossen und an- gesehenen Stadt auf seiner Stube hinterlassen, und darauf hingegangen, sich selber ein Leid an- zuthun, damit er, seinem Begrif nach, in die Hände der Obrigkeit fallen, und dieselbe ihn sodann Noth- und Amtswegen so gut als am Le- ben straffen müste. Es lautet aber der Zettel also:
"Kurtzes, GOtt gebe aber demüthi- "ges Bekenntniß der SündengräuelN. "N.unwürdigenStudiosider heiligen "Schrift, welche er seit vielen Jahren "begangen, aufgesetzt zur Bekenntniß "der Wahrheit, damit vielleicht die ar- "me Seele um Christi willen gerettet "werde.
1) "Habe ich sehr unreine Sünden "wieder das 6te Gebot begangen an "meinem Leibe.
2) "Ob ich gleich dasselbe bereuet, so "bin doch darinnen fortgefahren; habe "mich wol den Satanblenden lassen, das- "selbe bey Lesung der heiligen Schrift "zu thun. Dieses reuet mich nun. Jch ge- "stehe auch, daß ich darüber Höllen- "schmertzen empfinde, daß viele Nächte
"nicht
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Des Editoris Nacherinnerung.
KUrtz vorm Schluß der Ausfertigung die- ſes Manuſcripts iſt dem Editori zur groͤſten Beſtuͤrtzung und Antrieb ſeines Gemuͤths ein Zettel zu handen kommen, wel- chen ein Candidat in einer ſehr groſſen und an- geſehenen Stadt auf ſeiner Stube hinterlaſſen, und darauf hingegangen, ſich ſelber ein Leid an- zuthun, damit er, ſeinem Begrif nach, in die Haͤnde der Obrigkeit fallen, und dieſelbe ihn ſodann Noth- und Amtswegen ſo gut als am Le- ben ſtraffen muͤſte. Es lautet aber der Zettel alſo:
„Kurtzes, GOtt gebe aber demuͤthi- „ges Bekenntniß der SuͤndengraͤuelN. „N.unwuͤrdigenStudioſider heiligen „Schrift, welche er ſeit vielen Jahren „begangen, aufgeſetzt zur Bekenntniß „der Wahrheit, damit vielleicht die ar- „me Seele um Chriſti willen gerettet „werde.
1) „Habe ich ſehr unreine Suͤnden „wieder das 6te Gebot begangen an „meinem Leibe.
2) „Ob ich gleich daſſelbe bereuet, ſo „bin doch darinnen fortgefahren; habe „mich wol den Satanblenden laſſen, daſ- „ſelbe bey Leſung der heiligen Schrift „zu thun. Dieſes reuet mich nun. Jch ge- „ſtehe auch, daß ich daruͤber Hoͤllen- „ſchmertzen empfinde, daß viele Naͤchte
„nicht
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Des Editoris Nacherinnerung.
KUrtz vorm Schluß der Ausfertigung die-
ſes Manuſcripts iſt dem Editori zur
groͤſten Beſtuͤrtzung und Antrieb ſeines
Gemuͤths ein Zettel zu handen kommen, wel-
chen ein Candidat in einer ſehr groſſen und an-
geſehenen Stadt auf ſeiner Stube hinterlaſſen,
und darauf hingegangen, ſich ſelber ein Leid an-
zuthun, damit er, ſeinem Begrif nach, in die
Haͤnde der Obrigkeit fallen, und dieſelbe ihn
ſodann Noth- und Amtswegen ſo gut als am Le-
ben ſtraffen muͤſte. Es lautet aber der Zettel
alſo:
„Kurtzes, GOtt gebe aber demuͤthi-
„ges Bekenntniß der Suͤndengraͤuel N.
„N. unwuͤrdigen Studioſi der heiligen
„Schrift, welche er ſeit vielen Jahren
„begangen, aufgeſetzt zur Bekenntniß
„der Wahrheit, damit vielleicht die ar-
„me Seele um Chriſti willen gerettet
„werde.
1) „Habe ich ſehr unreine Suͤnden
„wieder das 6te Gebot begangen an
„meinem Leibe.
2) „Ob ich gleich daſſelbe bereuet, ſo
„bin doch darinnen fortgefahren; habe
„mich wol den Satanblenden laſſen, daſ-
„ſelbe bey Leſung der heiligen Schrift
„zu thun. Dieſes reuet mich nun. Jch ge-
„ſtehe auch, daß ich daruͤber Hoͤllen-
„ſchmertzen empfinde, daß viele Naͤchte
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/551>, abgerufen am 24.11.2024.
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