Matth. 9, 15. Man trägt eher über tausenderley andere Dinge leid, als über Christi Abwesenheit; Man ist darüber nicht so betreten, daß man vor Hertzenskummer nicht möge essen, weil JEsus nicht da ist; und wer liebet doch Christi Regierung mehr als seine Leibesstärcke und Muthwillen, so daß er denselben betäubete und in Knechtschaft brächte? 1 Cor. 9, 27. Wer ist, der die Tödtung des HErrn JEsu an seinem Leibe herum trage, und in demselben von Tag zu Tag verwese? 2 Cor. 4, 10. 16. Wer ist, der sich um Jerusalems Ver- wüstung willen mit Fasten und Beten bekümmere? Dan. 9, 10. Amos 6, 6. Wer ist der stetiglich vor GOtt stehe, und der Hat des Hauses des HErrn warte? Jst nicht vielmehr bey sehr vielen der Un- heilige, von der Pestilentz der Lustseuche angesteck- te und vergiftete Thierleib dem armen Geiste be- schwerlich, und zu heiligen Ueberlegungen un- tüchtig, ja gleichsam zu einem Schweintrog wor- den, dahin alle fleischliche Vergnügungen und der Koth und Unflath aller unreinen Lüste und leicht- fertigen Bewegungen nach aller Begierde der Teu- fel zusammen geschüttet, und den unreinen Gei- stern als zu ihrer Ergötzung hingegeben werden?
O wie hat JEsus zu diesen Zeiten so wenig Nasireer! wie wenigen gehet Christi Hunger und Durst zu Hertzen? die mannigfaltige Niedlichkeit im Essen und Trincken, samt der daraus entstehen- den Geilheit, ist ein guter Theil des geschmückten Hurenkelchs Babylons. Paulus setzt beydes zu- sammen Röm. 13, 13. (Jst eben der Spruch, wel- chen Augustinus aufschlug.) Der Leib eines gläu- bigen ist wircklich ein Altar, darauf die guten Ge- schöpfe durch den Verdienst des Segensmannes, Christi, wieder um GOtt geheiliget, und aufgeopfert
wer-
Anhang zum dritten Theil,
Matth. 9, 15. Man traͤgt eher uͤber tauſenderley andere Dinge leid, als uͤber Chriſti Abweſenheit; Man iſt daruͤber nicht ſo betreten, daß man vor Hertzenskummer nicht moͤge eſſen, weil JEſus nicht da iſt; und wer liebet doch Chriſti Regierung mehr als ſeine Leibesſtaͤrcke und Muthwillen, ſo daß er denſelben betaͤubete und in Knechtſchaft braͤchte? 1 Cor. 9, 27. Wer iſt, der die Toͤdtung des HErrn JEſu an ſeinem Leibe herum trage, und in demſelben von Tag zu Tag verweſe? 2 Cor. 4, 10. 16. Wer iſt, der ſich um Jeruſalems Ver- wuͤſtung willen mit Faſten und Beten bekuͤmmere? Dan. 9, 10. Amos 6, 6. Wer iſt der ſtetiglich vor GOtt ſtehe, und der Hat des Hauſes des HErrn warte? Jſt nicht vielmehr bey ſehr vielen der Un- heilige, von der Peſtilentz der Luſtſeuche angeſteck- te und vergiftete Thierleib dem armen Geiſte be- ſchwerlich, und zu heiligen Ueberlegungen un- tuͤchtig, ja gleichſam zu einem Schweintrog wor- den, dahin alle fleiſchliche Vergnuͤgungen und der Koth und Unflath aller unreinen Luͤſte und leicht- fertigen Bewegungen nach aller Begierde der Teu- fel zuſammen geſchuͤttet, und den unreinen Gei- ſtern als zu ihrer Ergoͤtzung hingegeben werden?
O wie hat JEſus zu dieſen Zeiten ſo wenig Naſireer! wie wenigen gehet Chriſti Hunger und Durſt zu Hertzen? die mannigfaltige Niedlichkeit im Eſſen und Trincken, ſamt der daraus entſtehen- den Geilheit, iſt ein guter Theil des geſchmuͤckten Hurenkelchs Babylons. Paulus ſetzt beydes zu- ſammen Roͤm. 13, 13. (Jſt eben der Spruch, wel- chen Auguſtinus aufſchlug.) Der Leib eines glaͤu- bigen iſt wircklich ein Altar, darauf die guten Ge- ſchoͤpfe durch den Verdienſt des Segensmannes, Chriſti, wieder um GOtt geheiliget, und aufgeopfert
wer-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0576"n="556"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Anhang zum dritten Theil,</hi></fw><lb/>
Matth. 9, 15. Man traͤgt eher uͤber tauſenderley<lb/>
andere Dinge leid, als uͤber <hirendition="#fr">Chriſti Abweſenheit;</hi><lb/>
Man iſt daruͤber nicht ſo betreten, daß man vor<lb/>
Hertzenskummer nicht moͤge eſſen, weil JEſus<lb/>
nicht da iſt; und wer liebet doch <hirendition="#fr">Chriſti</hi> Regierung<lb/>
mehr als ſeine Leibesſtaͤrcke und Muthwillen, ſo<lb/>
daß er denſelben betaͤubete und in Knechtſchaft<lb/>
braͤchte? 1 Cor. 9, 27. Wer iſt, der die Toͤdtung<lb/>
des HErrn JEſu an ſeinem Leibe herum trage,<lb/>
und in demſelben von Tag zu Tag verweſe? 2 Cor.<lb/>
4, 10. 16. Wer iſt, der ſich um Jeruſalems Ver-<lb/>
wuͤſtung willen mit Faſten und Beten bekuͤmmere?<lb/>
Dan. 9, 10. Amos 6, 6. Wer iſt der ſtetiglich vor<lb/>
GOtt ſtehe, und der Hat des Hauſes des HErrn<lb/>
warte? Jſt nicht vielmehr bey ſehr vielen der Un-<lb/>
heilige, von der Peſtilentz der Luſtſeuche angeſteck-<lb/>
te und vergiftete Thierleib dem armen Geiſte be-<lb/>ſchwerlich, und zu heiligen Ueberlegungen un-<lb/>
tuͤchtig, ja gleichſam zu einem Schweintrog wor-<lb/>
den, dahin alle fleiſchliche Vergnuͤgungen und der<lb/>
Koth und Unflath aller unreinen Luͤſte und leicht-<lb/>
fertigen Bewegungen nach aller Begierde der Teu-<lb/>
fel zuſammen geſchuͤttet, und den unreinen Gei-<lb/>ſtern als zu ihrer Ergoͤtzung hingegeben werden?</p><lb/><p>O wie hat <hirendition="#fr">JEſus</hi> zu dieſen Zeiten ſo wenig<lb/><hirendition="#fr">Naſireer!</hi> wie wenigen gehet Chriſti Hunger und<lb/>
Durſt zu Hertzen? die mannigfaltige Niedlichkeit<lb/>
im Eſſen und Trincken, ſamt der daraus entſtehen-<lb/>
den Geilheit, iſt ein guter Theil des geſchmuͤckten<lb/>
Hurenkelchs Babylons. <hirendition="#fr">Paulus</hi>ſetzt beydes zu-<lb/>ſammen Roͤm. 13, 13. (Jſt eben der Spruch, wel-<lb/>
chen Auguſtinus aufſchlug.) Der Leib eines glaͤu-<lb/>
bigen iſt wircklich ein Altar, darauf die guten Ge-<lb/>ſchoͤpfe durch den Verdienſt des Segensmannes,<lb/><hirendition="#fr">Chriſti,</hi> wieder um GOtt geheiliget, und aufgeopfert<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wer-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[556/0576]
Anhang zum dritten Theil,
Matth. 9, 15. Man traͤgt eher uͤber tauſenderley
andere Dinge leid, als uͤber Chriſti Abweſenheit;
Man iſt daruͤber nicht ſo betreten, daß man vor
Hertzenskummer nicht moͤge eſſen, weil JEſus
nicht da iſt; und wer liebet doch Chriſti Regierung
mehr als ſeine Leibesſtaͤrcke und Muthwillen, ſo
daß er denſelben betaͤubete und in Knechtſchaft
braͤchte? 1 Cor. 9, 27. Wer iſt, der die Toͤdtung
des HErrn JEſu an ſeinem Leibe herum trage,
und in demſelben von Tag zu Tag verweſe? 2 Cor.
4, 10. 16. Wer iſt, der ſich um Jeruſalems Ver-
wuͤſtung willen mit Faſten und Beten bekuͤmmere?
Dan. 9, 10. Amos 6, 6. Wer iſt der ſtetiglich vor
GOtt ſtehe, und der Hat des Hauſes des HErrn
warte? Jſt nicht vielmehr bey ſehr vielen der Un-
heilige, von der Peſtilentz der Luſtſeuche angeſteck-
te und vergiftete Thierleib dem armen Geiſte be-
ſchwerlich, und zu heiligen Ueberlegungen un-
tuͤchtig, ja gleichſam zu einem Schweintrog wor-
den, dahin alle fleiſchliche Vergnuͤgungen und der
Koth und Unflath aller unreinen Luͤſte und leicht-
fertigen Bewegungen nach aller Begierde der Teu-
fel zuſammen geſchuͤttet, und den unreinen Gei-
ſtern als zu ihrer Ergoͤtzung hingegeben werden?
O wie hat JEſus zu dieſen Zeiten ſo wenig
Naſireer! wie wenigen gehet Chriſti Hunger und
Durſt zu Hertzen? die mannigfaltige Niedlichkeit
im Eſſen und Trincken, ſamt der daraus entſtehen-
den Geilheit, iſt ein guter Theil des geſchmuͤckten
Hurenkelchs Babylons. Paulus ſetzt beydes zu-
ſammen Roͤm. 13, 13. (Jſt eben der Spruch, wel-
chen Auguſtinus aufſchlug.) Der Leib eines glaͤu-
bigen iſt wircklich ein Altar, darauf die guten Ge-
ſchoͤpfe durch den Verdienſt des Segensmannes,
Chriſti, wieder um GOtt geheiliget, und aufgeopfert
wer-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/576>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.