Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.C. 2. Man müsse sich zuerst bekehren. eigen ist mit Leib und Seel, im Leben und Ster-ben, der nimmt sich weder des in ihm gewirckten Guten an, (denn er legt es Christo zu den Füssen) noch auch des Bösen, wann Satan im Fleisch und Blut poltert; er schreibet sichs nicht zu, vollbrin- gets auch nicht, (sonst nähme er sich Christo wie- der, das thäte er aber nicht ohne Schaden) son- dern er läßt Christum in sich streiten bis zur Ue- berwindung. Wer aber selbst in eigenem Witz und Krafft streiten will, der nimmt sich GOtt wie- der weg, Christus muß zusehen, und er wird von den starcken Feinden geschlagen. Der Mensch fühlet zwar, wie reitzend die Anfechtung ist von innen und aussen, hält sie aber dennoch höher und edler als alle süsse Empfindungen, weil die Treue in allerley Versuchungen Christo ähnlich machet u. mit GOtt vereiniget durch den heiligen Geist. Es wäre GOtt ein leichtes den Satan in den Abgrund zu weisen, damit er seine Auserwehlten nicht mehr versuche, plage oder gar verführe; allein ein Christ muß durch täglich Leiden ein wahrer geistlicher Märtyrer und JEsu Christo ein süsser Geruch wer- den, 2 Cor. 12, 7. Nachmals kennet ein so wohl- geübter Streiter GOttes Liebe, Krafft und Weis- heit, siehet und höret in sich Christi Gestalt und Hirtenstimme viel schöner und lieblicher als man sie mit Worten in Ewigkeit beschreiben könte. Solte alsdann ein wahrer Jünger JEsu auch durchs finstere Todesthal gehen, und durch den tiefsten Morast fleischlicher Versuchungen waten: so ist gleichwol JEsus in und bey ihm, ob schon er ihn eben nicht allezeit so süßiglich spüret. Dar- um verzage kein Hertz unter den schnödesten Be- stürmungen der Unkeuschheit, sondern klebe nur be- ständig JEsu Christo an, und werde ein Geist mit
C. 2. Man muͤſſe ſich zuerſt bekehren. eigen iſt mit Leib und Seel, im Leben und Ster-ben, der nimmt ſich weder des in ihm gewirckten Guten an, (denn er legt es Chriſto zu den Fuͤſſen) noch auch des Boͤſen, wann Satan im Fleiſch und Blut poltert; er ſchreibet ſichs nicht zu, vollbrin- gets auch nicht, (ſonſt naͤhme er ſich Chriſto wie- der, das thaͤte er aber nicht ohne Schaden) ſon- dern er laͤßt Chriſtum in ſich ſtreiten bis zur Ue- berwindung. Wer aber ſelbſt in eigenem Witz und Krafft ſtreiten will, der nimmt ſich GOtt wie- der weg, Chriſtus muß zuſehen, und er wird von den ſtarcken Feinden geſchlagen. Der Menſch fuͤhlet zwar, wie reitzend die Anfechtung iſt von innen und auſſen, haͤlt ſie aber dennoch hoͤher und edler als alle ſuͤſſe Empfindungen, weil die Treue in allerley Verſuchungen Chriſto aͤhnlich machet u. mit GOtt vereiniget durch den heiligen Geiſt. Es waͤre GOtt ein leichtes den Satan in den Abgrund zu weiſen, damit er ſeine Auserwehlten nicht mehr verſuche, plage oder gar verfuͤhre; allein ein Chriſt muß durch taͤglich Leiden ein wahrer geiſtlicher Maͤrtyrer und JEſu Chriſto ein ſuͤſſer Geruch wer- den, 2 Cor. 12, 7. Nachmals kennet ein ſo wohl- geuͤbter Streiter GOttes Liebe, Krafft und Weis- heit, ſiehet und hoͤret in ſich Chriſti Geſtalt und Hirtenſtimme viel ſchoͤner und lieblicher als man ſie mit Worten in Ewigkeit beſchreiben koͤnte. Solte alsdann ein wahrer Juͤnger JEſu auch durchs finſtere Todesthal gehen, und durch den tiefſten Moraſt fleiſchlicher Verſuchungen waten: ſo iſt gleichwol JEſus in und bey ihm, ob ſchon er ihn eben nicht allezeit ſo ſuͤßiglich ſpuͤret. Dar- um verzage kein Hertz unter den ſchnoͤdeſten Be- ſtuͤrmungen der Unkeuſchheit, ſondern klebe nur be- ſtaͤndig JEſu Chriſto an, und werde ein Geiſt mit
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C. 2. Man muͤſſe ſich zuerſt bekehren.
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ben, der nimmt ſich weder des in ihm gewirckten
Guten an, (denn er legt es Chriſto zu den Fuͤſſen)
noch auch des Boͤſen, wann Satan im Fleiſch und
Blut poltert; er ſchreibet ſichs nicht zu, vollbrin-
gets auch nicht, (ſonſt naͤhme er ſich Chriſto wie-
der, das thaͤte er aber nicht ohne Schaden) ſon-
dern er laͤßt Chriſtum in ſich ſtreiten bis zur Ue-
berwindung. Wer aber ſelbſt in eigenem Witz
und Krafft ſtreiten will, der nimmt ſich GOtt wie-
der weg, Chriſtus muß zuſehen, und er wird von
den ſtarcken Feinden geſchlagen. Der Menſch
fuͤhlet zwar, wie reitzend die Anfechtung iſt von
innen und auſſen, haͤlt ſie aber dennoch hoͤher und
edler als alle ſuͤſſe Empfindungen, weil die Treue
in allerley Verſuchungen Chriſto aͤhnlich machet
u. mit GOtt vereiniget durch den heiligen Geiſt. Es
waͤre GOtt ein leichtes den Satan in den Abgrund
zu weiſen, damit er ſeine Auserwehlten nicht mehr
verſuche, plage oder gar verfuͤhre; allein ein Chriſt
muß durch taͤglich Leiden ein wahrer geiſtlicher
Maͤrtyrer und JEſu Chriſto ein ſuͤſſer Geruch wer-
den, 2 Cor. 12, 7. Nachmals kennet ein ſo wohl-
geuͤbter Streiter GOttes Liebe, Krafft und Weis-
heit, ſiehet und hoͤret in ſich Chriſti Geſtalt und
Hirtenſtimme viel ſchoͤner und lieblicher als man
ſie mit Worten in Ewigkeit beſchreiben koͤnte.
Solte alsdann ein wahrer Juͤnger JEſu auch
durchs finſtere Todesthal gehen, und durch den
tiefſten Moraſt fleiſchlicher Verſuchungen waten:
ſo iſt gleichwol JEſus in und bey ihm, ob ſchon
er ihn eben nicht allezeit ſo ſuͤßiglich ſpuͤret. Dar-
um verzage kein Hertz unter den ſchnoͤdeſten Be-
ſtuͤrmungen der Unkeuſchheit, ſondern klebe nur be-
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