Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
überdrüßig wird; auch können Wiederwärtigkei-
ten die Sünde eckelhafft machen. 1 Petr. 4, 1.
Summa es gibt Gnadenstunden, da unser König
JEsus nahe bey dir fürüber gehet, dich mit er-
barmen anblickt, und dir die Hand reichet, dich
aus der grausamen Schlamgruben heraus zu zie-
hen: O da ists hohe Zeit, daß du einen so herrli-
chen Anlaß selig zu werden nicht vorbeyfliessen
lassest! zumahl wenn du dich alsdann sonderbar
gelocket und gezogen befindest, und in die erfreuli-
che Möglichkeit gesetzet bist errettet zu werden.

Fürnehmlich sind Leibesschmertzen und See-
lenängste rechte starcke Liebesseile dich aus dem
wüsten Sumpf und Dorngehecke ins schöne Para-
dies der Reinigkeit JEsu Christi hineinzuziehen.
Creutzstunden haben das reine, feine Gold der
Keuschheit im Mund; Creutztage sind die Erndte-
zeit, und das Lauberhüttenfest, einen reichen Vor-
rath von Früchten und Kräfften des heiligen Gei-
stes vom Baum des Lebens zu sammlen: wobey
du je der Keuschheit nicht vergessen wirst, selbige
in gläubigem Gebet abzubrechen, und deine See-
le davon zu nehren. Wann man mit einem gros-
sen Stecken auf einen Fröschweiher starck schlägt,
so lassen sie von ihrem Gequäcke ein bißgen ab:
also machen harte Schläge der himmlischen Zucht-
ruthen, daß Unkeuschheit innehalten und schweigen
muß.

Vielleicht denckt mancher: das wäre alles gut,
die Heilsmittel sind gar köstlich: aber, aber, wann
ich nur Neigung und Lust hätte selbige zu gebrau-
chen! es fehlet mir nur daran, so wolt ich bald hof-
fen, die Keuschheit zu erlangen: ach GOtt! wer
gibt mir den Willen? Antwort: GOtt. Darum
wann du seinen Gnadenzug in dir merckest, so hal-

te
S s 4

C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
uͤberdruͤßig wird; auch koͤnnen Wiederwaͤrtigkei-
ten die Suͤnde eckelhafft machen. 1 Petr. 4, 1.
Summa es gibt Gnadenſtunden, da unſer Koͤnig
JEſus nahe bey dir fuͤruͤber gehet, dich mit er-
barmen anblickt, und dir die Hand reichet, dich
aus der grauſamen Schlamgruben heraus zu zie-
hen: O da iſts hohe Zeit, daß du einen ſo herrli-
chen Anlaß ſelig zu werden nicht vorbeyflieſſen
laſſeſt! zumahl wenn du dich alsdann ſonderbar
gelocket und gezogen befindeſt, und in die erfreuli-
che Moͤglichkeit geſetzet biſt errettet zu werden.

Fuͤrnehmlich ſind Leibesſchmertzen und See-
lenaͤngſte rechte ſtarcke Liebesſeile dich aus dem
wuͤſten Sumpf und Dorngehecke ins ſchoͤne Para-
dies der Reinigkeit JEſu Chriſti hineinzuziehen.
Creutzſtunden haben das reine, feine Gold der
Keuſchheit im Mund; Creutztage ſind die Erndte-
zeit, und das Lauberhuͤttenfeſt, einen reichen Vor-
rath von Fruͤchten und Kraͤfften des heiligen Gei-
ſtes vom Baum des Lebens zu ſammlen: wobey
du je der Keuſchheit nicht vergeſſen wirſt, ſelbige
in glaͤubigem Gebet abzubrechen, und deine See-
le davon zu nehren. Wann man mit einem groſ-
ſen Stecken auf einen Froͤſchweiher ſtarck ſchlaͤgt,
ſo laſſen ſie von ihrem Gequaͤcke ein bißgen ab:
alſo machen harte Schlaͤge der himmliſchen Zucht-
ruthen, daß Unkeuſchheit innehalten und ſchweigen
muß.

Vielleicht denckt mancher: das waͤre alles gut,
die Heilsmittel ſind gar koͤſtlich: aber, aber, wann
ich nur Neigung und Luſt haͤtte ſelbige zu gebrau-
chen! es fehlet mir nur daran, ſo wolt ich bald hof-
fen, die Keuſchheit zu erlangen: ach GOtt! wer
gibt mir den Willen? Antwort: GOtt. Darum
wann du ſeinen Gnadenzug in dir merckeſt, ſo hal-

te
S s 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0667" n="647"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
u&#x0364;berdru&#x0364;ßig wird; auch ko&#x0364;nnen Wiederwa&#x0364;rtigkei-<lb/>
ten die Su&#x0364;nde eckelhafft machen. 1 Petr. 4, 1.<lb/>
Summa es gibt Gnaden&#x017F;tunden, da un&#x017F;er Ko&#x0364;nig<lb/>
JE&#x017F;us nahe bey dir fu&#x0364;ru&#x0364;ber gehet, dich mit er-<lb/>
barmen anblickt, und dir die Hand reichet, dich<lb/>
aus der grau&#x017F;amen Schlamgruben heraus zu zie-<lb/>
hen: O da i&#x017F;ts hohe Zeit, daß du einen &#x017F;o herrli-<lb/>
chen Anlaß &#x017F;elig zu werden nicht vorbeyflie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t! zumahl wenn du dich alsdann &#x017F;onderbar<lb/>
gelocket und gezogen befinde&#x017F;t, und in die erfreuli-<lb/>
che Mo&#x0364;glichkeit ge&#x017F;etzet bi&#x017F;t errettet zu werden.</p><lb/>
            <p>Fu&#x0364;rnehmlich &#x017F;ind Leibes&#x017F;chmertzen und See-<lb/>
lena&#x0364;ng&#x017F;te rechte &#x017F;tarcke Liebes&#x017F;eile dich aus dem<lb/>
wu&#x0364;&#x017F;ten Sumpf und Dorngehecke ins &#x017F;cho&#x0364;ne Para-<lb/>
dies der Reinigkeit JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti hineinzuziehen.<lb/>
Creutz&#x017F;tunden haben das reine, feine Gold der<lb/>
Keu&#x017F;chheit im Mund; Creutztage &#x017F;ind die Erndte-<lb/>
zeit, und das Lauberhu&#x0364;ttenfe&#x017F;t, einen reichen Vor-<lb/>
rath von Fru&#x0364;chten und Kra&#x0364;fften des heiligen Gei-<lb/>
&#x017F;tes vom Baum des Lebens zu &#x017F;ammlen: wobey<lb/>
du je der Keu&#x017F;chheit nicht verge&#x017F;&#x017F;en wir&#x017F;t, &#x017F;elbige<lb/>
in gla&#x0364;ubigem Gebet abzubrechen, und deine See-<lb/>
le davon zu nehren. Wann man mit einem gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Stecken auf einen Fro&#x0364;&#x017F;chweiher &#x017F;tarck &#x017F;chla&#x0364;gt,<lb/>
&#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie von ihrem Gequa&#x0364;cke ein bißgen ab:<lb/>
al&#x017F;o machen harte Schla&#x0364;ge der himmli&#x017F;chen Zucht-<lb/>
ruthen, daß Unkeu&#x017F;chheit innehalten und &#x017F;chweigen<lb/>
muß.</p><lb/>
            <p>Vielleicht denckt mancher: das wa&#x0364;re alles gut,<lb/>
die Heilsmittel &#x017F;ind gar ko&#x0364;&#x017F;tlich: aber, aber, wann<lb/>
ich nur Neigung und Lu&#x017F;t ha&#x0364;tte &#x017F;elbige zu gebrau-<lb/>
chen! es fehlet mir nur daran, &#x017F;o wolt ich bald hof-<lb/>
fen, die Keu&#x017F;chheit zu erlangen: ach GOtt! wer<lb/>
gibt mir den Willen? <hi rendition="#fr">Antwort:</hi> GOtt. Darum<lb/>
wann du &#x017F;einen Gnadenzug in dir mercke&#x017F;t, &#x017F;o hal-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S s 4</fw><fw place="bottom" type="catch">te</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[647/0667] C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit. uͤberdruͤßig wird; auch koͤnnen Wiederwaͤrtigkei- ten die Suͤnde eckelhafft machen. 1 Petr. 4, 1. Summa es gibt Gnadenſtunden, da unſer Koͤnig JEſus nahe bey dir fuͤruͤber gehet, dich mit er- barmen anblickt, und dir die Hand reichet, dich aus der grauſamen Schlamgruben heraus zu zie- hen: O da iſts hohe Zeit, daß du einen ſo herrli- chen Anlaß ſelig zu werden nicht vorbeyflieſſen laſſeſt! zumahl wenn du dich alsdann ſonderbar gelocket und gezogen befindeſt, und in die erfreuli- che Moͤglichkeit geſetzet biſt errettet zu werden. Fuͤrnehmlich ſind Leibesſchmertzen und See- lenaͤngſte rechte ſtarcke Liebesſeile dich aus dem wuͤſten Sumpf und Dorngehecke ins ſchoͤne Para- dies der Reinigkeit JEſu Chriſti hineinzuziehen. Creutzſtunden haben das reine, feine Gold der Keuſchheit im Mund; Creutztage ſind die Erndte- zeit, und das Lauberhuͤttenfeſt, einen reichen Vor- rath von Fruͤchten und Kraͤfften des heiligen Gei- ſtes vom Baum des Lebens zu ſammlen: wobey du je der Keuſchheit nicht vergeſſen wirſt, ſelbige in glaͤubigem Gebet abzubrechen, und deine See- le davon zu nehren. Wann man mit einem groſ- ſen Stecken auf einen Froͤſchweiher ſtarck ſchlaͤgt, ſo laſſen ſie von ihrem Gequaͤcke ein bißgen ab: alſo machen harte Schlaͤge der himmliſchen Zucht- ruthen, daß Unkeuſchheit innehalten und ſchweigen muß. Vielleicht denckt mancher: das waͤre alles gut, die Heilsmittel ſind gar koͤſtlich: aber, aber, wann ich nur Neigung und Luſt haͤtte ſelbige zu gebrau- chen! es fehlet mir nur daran, ſo wolt ich bald hof- fen, die Keuſchheit zu erlangen: ach GOtt! wer gibt mir den Willen? Antwort: GOtt. Darum wann du ſeinen Gnadenzug in dir merckeſt, ſo hal- te S s 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/667
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/667>, abgerufen am 22.11.2024.