Schmertzen der Busse verursachet, wobey man mer- cket, daß GOtt dennoch, dennoch hoch beleidiget wor- den. Der schalckhafte Satan verbirgt zwar seinen Anspruch, damit nicht die Seele in einen noch ern- stern Kampf trete, und tieffer auf die Hertzensreini- gung dringe: wo man aber mit dem Licht des heili- gen Geistes die innerste Kammern durchsuchet, Sprüchw. 20, 27. da findt man sie in ein Winckelgen gesteckt, und sie schreyet ängstiglich zu Christo.
Ein streiter Christi um die Krone der Erstge- burt muß nicht eine Linse mehr von dem rothen Muß einschlucken; nicht das mindeste dem Teufel an- gehörige behalten; diesem Seelenfeinde und hölli- schen Schadenfroh auch nicht ein einiges Dienstlein mehr thun: sondern GOtt Tag und Nacht um Er- rettung und völlige Ausstossung dieses Wiedersa- chers anschreyen, und GOtt mit solchem Seelenge- schrey gleichsam übertäuben: wann er keine aus dem verborgenen hervorkommende Anklage an dem grossen Tage der Noth befürchten will. Derowe- gen lasse sich niemand betriegen mit dem alber- nen Sprichwort, wenig schade wenig: sinte- mal die Braut allerdings ohne Flecken, und ohne Runtzel seyn muß. Darum hüte dich vor allem, was auch nur einen Schein hat der bösen Unkeusch- heit. Ein geiler Kuß ist schon ein giftiger Mord- schuß des Teufels. Es ist in der Welt keine Sünde anzügiger: gibst du ihr einen Finger, so will sie dich überall mit Leib und Seel in den Schlamm hinun- ter haben, damit du des Kampfs und Laufs nach dem Kleinod darüber gar vergessest. Man kommt aus seiner Vestung heraus in grosse Noth und Elend. Die Unkeuschheit ist wie das Meer bey Grönland: wo man nur etwa einen Fuß oder Arm darinnen baden will, so kommt ein Fisch, und
schnellt
Anhang zum dritten Theil,
Schmertzen der Buſſe verurſachet, wobey man mer- cket, daß GOtt dennoch, dennoch hoch beleidiget wor- den. Der ſchalckhafte Satan verbirgt zwar ſeinen Anſpruch, damit nicht die Seele in einen noch ern- ſtern Kampf trete, und tieffer auf die Hertzensreini- gung dringe: wo man aber mit dem Licht des heili- gen Geiſtes die innerſte Kammern durchſuchet, Spruͤchw. 20, 27. da findt man ſie in ein Winckelgen geſteckt, und ſie ſchreyet aͤngſtiglich zu Chriſto.
Ein ſtreiter Chriſti um die Krone der Erſtge- burt muß nicht eine Linſe mehr von dem rothen Muß einſchlucken; nicht das mindeſte dem Teufel an- gehoͤrige behalten; dieſem Seelenfeinde und hoͤlli- ſchen Schadenfroh auch nicht ein einiges Dienſtlein mehr thun: ſondern GOtt Tag und Nacht um Er- rettung und voͤllige Ausſtoſſung dieſes Wiederſa- chers anſchreyen, und GOtt mit ſolchem Seelenge- ſchrey gleichſam uͤbertaͤuben: wann er keine aus dem verborgenen hervorkommende Anklage an dem groſſen Tage der Noth befuͤrchten will. Derowe- gen laſſe ſich niemand betriegen mit dem alber- nen Sprichwort, wenig ſchade wenig: ſinte- mal die Braut allerdings ohne Flecken, und ohne Runtzel ſeyn muß. Darum huͤte dich vor allem, was auch nur einen Schein hat der boͤſen Unkeuſch- heit. Ein geiler Kuß iſt ſchon ein giftiger Mord- ſchuß des Teufels. Es iſt in der Welt keine Suͤnde anzuͤgiger: gibſt du ihr einen Finger, ſo will ſie dich uͤberall mit Leib und Seel in den Schlamm hinun- ter haben, damit du des Kampfs und Laufs nach dem Kleinod daruͤber gar vergeſſeſt. Man kommt aus ſeiner Veſtung heraus in groſſe Noth und Elend. Die Unkeuſchheit iſt wie das Meer bey Groͤnland: wo man nur etwa einen Fuß oder Arm darinnen baden will, ſo kommt ein Fiſch, und
ſchnellt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0700"n="680"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Anhang zum dritten Theil,</hi></fw><lb/>
Schmertzen der Buſſe verurſachet, wobey man mer-<lb/>
cket, daß GOtt dennoch, dennoch hoch beleidiget wor-<lb/>
den. Der ſchalckhafte Satan verbirgt zwar ſeinen<lb/>
Anſpruch, damit nicht die Seele in einen noch ern-<lb/>ſtern Kampf trete, und tieffer auf die Hertzensreini-<lb/>
gung dringe: wo man aber mit dem Licht des heili-<lb/>
gen Geiſtes die innerſte Kammern durchſuchet,<lb/>
Spruͤchw. 20, 27. da findt man ſie in ein Winckelgen<lb/>
geſteckt, und ſie ſchreyet aͤngſtiglich zu Chriſto.</p><lb/><p>Ein ſtreiter Chriſti um die Krone der Erſtge-<lb/>
burt muß nicht eine Linſe mehr von dem rothen<lb/>
Muß einſchlucken; nicht das mindeſte dem Teufel an-<lb/>
gehoͤrige behalten; dieſem Seelenfeinde und hoͤlli-<lb/>ſchen Schadenfroh auch nicht ein einiges Dienſtlein<lb/>
mehr thun: ſondern GOtt Tag und Nacht um Er-<lb/>
rettung und voͤllige Ausſtoſſung dieſes Wiederſa-<lb/>
chers anſchreyen, und GOtt mit ſolchem Seelenge-<lb/>ſchrey gleichſam uͤbertaͤuben: wann er keine aus dem<lb/>
verborgenen hervorkommende Anklage an dem<lb/>
groſſen Tage der Noth befuͤrchten will. Derowe-<lb/>
gen laſſe ſich niemand betriegen mit dem alber-<lb/>
nen Sprichwort, <hirendition="#fr">wenig ſchade wenig:</hi>ſinte-<lb/>
mal die <hirendition="#fr">Braut</hi> allerdings ohne Flecken, und ohne<lb/>
Runtzel ſeyn muß. Darum huͤte dich vor allem,<lb/>
was auch nur einen Schein hat der boͤſen Unkeuſch-<lb/>
heit. Ein geiler Kuß iſt ſchon ein giftiger Mord-<lb/>ſchuß des Teufels. Es iſt in der Welt keine Suͤnde<lb/>
anzuͤgiger: gibſt du ihr einen Finger, ſo will ſie dich<lb/>
uͤberall mit Leib und Seel in den Schlamm hinun-<lb/>
ter haben, damit du des Kampfs und Laufs nach<lb/>
dem Kleinod daruͤber gar vergeſſeſt. Man kommt<lb/>
aus ſeiner Veſtung heraus in groſſe Noth und<lb/>
Elend. Die Unkeuſchheit iſt wie das Meer bey<lb/>
Groͤnland: wo man nur etwa einen Fuß oder Arm<lb/>
darinnen baden will, ſo kommt ein Fiſch, und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchnellt</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[680/0700]
Anhang zum dritten Theil,
Schmertzen der Buſſe verurſachet, wobey man mer-
cket, daß GOtt dennoch, dennoch hoch beleidiget wor-
den. Der ſchalckhafte Satan verbirgt zwar ſeinen
Anſpruch, damit nicht die Seele in einen noch ern-
ſtern Kampf trete, und tieffer auf die Hertzensreini-
gung dringe: wo man aber mit dem Licht des heili-
gen Geiſtes die innerſte Kammern durchſuchet,
Spruͤchw. 20, 27. da findt man ſie in ein Winckelgen
geſteckt, und ſie ſchreyet aͤngſtiglich zu Chriſto.
Ein ſtreiter Chriſti um die Krone der Erſtge-
burt muß nicht eine Linſe mehr von dem rothen
Muß einſchlucken; nicht das mindeſte dem Teufel an-
gehoͤrige behalten; dieſem Seelenfeinde und hoͤlli-
ſchen Schadenfroh auch nicht ein einiges Dienſtlein
mehr thun: ſondern GOtt Tag und Nacht um Er-
rettung und voͤllige Ausſtoſſung dieſes Wiederſa-
chers anſchreyen, und GOtt mit ſolchem Seelenge-
ſchrey gleichſam uͤbertaͤuben: wann er keine aus dem
verborgenen hervorkommende Anklage an dem
groſſen Tage der Noth befuͤrchten will. Derowe-
gen laſſe ſich niemand betriegen mit dem alber-
nen Sprichwort, wenig ſchade wenig: ſinte-
mal die Braut allerdings ohne Flecken, und ohne
Runtzel ſeyn muß. Darum huͤte dich vor allem,
was auch nur einen Schein hat der boͤſen Unkeuſch-
heit. Ein geiler Kuß iſt ſchon ein giftiger Mord-
ſchuß des Teufels. Es iſt in der Welt keine Suͤnde
anzuͤgiger: gibſt du ihr einen Finger, ſo will ſie dich
uͤberall mit Leib und Seel in den Schlamm hinun-
ter haben, damit du des Kampfs und Laufs nach
dem Kleinod daruͤber gar vergeſſeſt. Man kommt
aus ſeiner Veſtung heraus in groſſe Noth und
Elend. Die Unkeuſchheit iſt wie das Meer bey
Groͤnland: wo man nur etwa einen Fuß oder Arm
darinnen baden will, ſo kommt ein Fiſch, und
ſchnellt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 680. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/700>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.